Anforderungen durch Testfälle verbessern
Bei der Formulierung von natürlichsprachlichen Testfällen wird die Anforderung auf alle notwendigen Informationen eines Testfalls inspiziert: die „Ausgangssituation“, das „Testereignis“ und das „erwartete Ergebnis“. Sind diese Informationen nicht zu finden, so ist dies ein Hinweis für eine Anforderungsergänzung. Ein typischer Fehler, der dabei häufig zu Tage tritt, ist, dass Vorgänge oder auslösende Ereignisse nur unzureichend in der Anforderung beschrieben sind. Diese Überarbeitungsmöglichkeit ist bei natürlichsprachlichen Testfällen leicht und effektiv möglich.
Testfälle mit konkreten Testdaten sind nach unserer Erfahrung besonders gut für die Prüfung geeignet, ob eine Anforderung im Detail verstanden wurde und ob diese testbar ist. Es kann leicht nachvollzogen werden, ob das geforderte Ergebnis im Produkt oder Prozess tatsächlich erkennbar sein wird. Außerdem werden häufig allgemeine Anforderungsinhalte entdeckt, für die keine konkrete Formulierung im Testfall möglich ist. Diese Punkte werden dann in der Anforderung frühzeitig ergänzt und sparen spätere mehrfache und dadurch zeitintensive Diskussionen.
Eine weitere Variante zur Anforderungsverbesserung sind formalisierte Testfälle. Diese werden in Form von Entscheidungstabellen dokumentiert. Sie decken vor allem bislang nicht spezifizierte Funktionen auf, die ansonsten aus vermeintlichen Zeit- und Kostenersparnisgründen ungeplant bleiben. In vielen Anforderungen sind lediglich Verhaltensweisen oder Eigenschaften beschrieben, die unter normalen Bedingungen erwartet werden. Fehlerfälle oder selten auftretende Situationen werden oft vernachlässigt. Solche Fälle sind mittels Entscheidungstabellen vielfach leicht identifizierbar. Ziel ist es, in der Anforderung die fehlenden Aspekte nachträglich zu spezifizieren. Die formalisierten abstrakten Testfälle sind daher das Mittel, um Lücken in den Anforderungen zu finden und viele spätere und meist teure „Change Requests“ zu reduzieren. Zudem wird durch die vollständige Anforderungsspezifikation eine realistischere Kosten- und Zeitschätzung möglich.
Ratschläge aus der Praxis
Das Erstellen von Testfällen ist typischerweise sehr komplex. Strikte Regeln lassen sich dabei kaum finden. Im Folgenden sind wichtige Hinweise aus der Projektpraxis aufgeführt, die die richtige Auswahl und den effektiven Einsatz dieser Maßnahme erleichtern:
Schreiben Sie die Testfälle während der Analyse
Testfälle sollten immer innerhalb der Anforderungsanalyse erstellt werden – zumindest solange die Anforderungen noch leicht und kostengünstig geändert werden können. Das Vorziehen der Erstellung der Testfälle in die Analyse bedeutet keinen zusätzlichen Aufwand, da die Aktivität lediglich verschoben wird. Ohne zusätzliche Gesamtkosten werden somit Folgekosten aufgrund schlechter Anforderungen vermieden.