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EMS für erneuerbare Energien: Tops und Flops

31. August 2012, 9:22 Uhr | Karin Zühlke
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Solar hat weiterhin Wachstumspotenzial!

Ähnlich wie bei vielen deutschen EMS-Firmen gingen auch die PV-Fertigungsvolumina beim österreichischen Auftragsfertiger cms electronics zurück: Laut Stoeckinger ist es aber gelungen, diesen Rückgang durch neue Kunden zu kompensieren, vor allem im Bereich Steuerungen für alternative Heizungsanlagen und Elektronik für Lithium-Ionen-Batterien. Nach wie vor fertigt cms electronics aber für die PV-Industrie Wechselrichter und neuartige Panels sowie Steuerungen für Solar- und Photovoltaikanlagen. Und auch die Zukunft sieht laut Stoeckinger eher sonnig aus: Trotz des Rückgangs im PV-Bereich liegt der Anteil bei cms electronics nach wie vor bei 10 Prozent mit Wachstumspotenzial für 2013. Auch andere Segmente rund um die erneuerbaren Energien - zum Beispiel die Elektronik für LED-Systeme - entwickeln sich laut Stoeckinger gut. Zukunftsträchtig ist laut Stoeckinger auch die Leistungselektronik für die Elektromobilität: »Verstärkt kommen hier die Forderungen nach selektivem Lackieren bei Leistungselektronik auf uns zu. Hier haben wir bereits mehr als acht Jahre Erfahrung. Aber auch das Thema AOI beim Handbestückprozess wird immer wichtiger.« Seinen Schwerpunkt in der Wertschöpfung sieht cms electronics vor allem in der Fertigung, denn »im Bereich der erneuerbaren Energien entwickeln unsere Kunden überwiegend selbst. Hier unterstützen wir sehr stark bei der Industrialierung«, so Stoeckinger. Entwicklungsdienstleistungen biete cms aber grundsätzlich schon an. Einen großen Erfahrungsschatz haben die Österreicher hier vor allem bei der Entwicklung von klassischen Industriesteuerungen.

»TQ hat Lehrgeld gezahlt«

Die erwarteten Umsätze aus der Solarindustrie hat auch TQ nicht erreicht, und die Kunden mit Wechselrichtern sind komplett weggebrochen, wie Wolfgang Heinz-Fischer bestätigt, Head of Marketing der TQ-Group: »TQ hat hier sicher Lehrgeld bezahlt. Weil der Gesamtumsatzanteil bisher aber sehr gering ist, ist auch das Risiko sehr gering. Die Verluste kann TQ also gut verschmerzen, zumal andere Marktsegmente wie die Medizin- und Automatisierungstechnik die Ausfälle der PV-Kunden wettgemacht haben.

Auch TQ setzt auf die Elektromobilität: Durch die Übernahme von Clean Mobile verfügt TQ über Know-how in der Antriebstechnik und mit Steuerungen für dieses Segment. Im Moment liegt der Anteil der erneuerbaren Energien bei TQ unter 5 Prozent, soll aber wieder wachsen, auch im Solarbereich: TQ fertigt Wechselrichter, Steuerungen für Windkraftanlagen und in Zukunft Hauskraftwerke, bei denen die erzeugte Solarenergie lokal gespeichert wird. Wesentliche Bestandteile der Steuerelektronik hat TQ selbst entwickelt, und das Gesamtgerät wird bei TQ im Werk Wetter gefertigt. Künftig will TQ auch in punkto Solar tiefer in die Wertschöpfung einsteigen und die Basisentwicklung für Wechselrichter übernehmen. Können eigene Entwicklungen dabei helfen, sich besser vor unvorhergesehenen Einbrüchen zu schützen? »Eigentlich nicht«, meint Heinz-Fischer. »Denn derartige Schwankungen im Markt sind teilweise nicht vorherzusehen, und dann helfen auch keine eigenen Entwicklungen, das besser zu bewältigen.« Ein Vorteil könne laut Heinz-Fischer aber sein, die IPs in andere Produkte zu integrieren und damit Verluste aus anderen Segmenten abzufedern.

Helfen kann nach Ansicht von Heinz-Fischer auch, wenn die Politik gleiche Bedingungen für alle Marktteilnehmer schafft und, wo das nicht möglich ist, die Fernostkonkurrenz zu gleichen Konditionen zwingt. Das ist sicherlich eine diskussionswürdige Forderung, lässt sich aber freilich nicht von heute auf morgen umsetzen. Ein neuer Schub könnte der EMS-Industrie nach Ansicht von Heinz-Fischer und weiteren EMS-Kollegen auch die Umsetzung des Smart Grids verleihen. Das aber scheitert derzeit noch an den zahlreichen Interessenskonflikten zwischen Politik, Stromkonzernen und Umweltorganisationen.

Handlungsbedarf von Seiten der Politik sieht Johann Weber auch beim Thema Energiespeicher - Potenzial für die Fertiger gäbe es theoretisch auch hier, aber noch fehlt es am durschlagenden Konzept.  


  1. EMS für erneuerbare Energien: Tops und Flops
  2. Solar hat weiterhin Wachstumspotenzial!
  3. »Die Risikofaktoren streuen«

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