Elektronikfertigung

Komplett neu organisierte Fertigung

26. September 2013, 8:25 Uhr | Martin Ortgies
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Fluss-Prinzip versus herkömmliche Organisationsformen

Fluss-Prinzip
Mit dem Fluss-Prinzip erhöht sich auch die Flexibilität für kurzfristige Änderungen oder variable Losgrößen. (Foto: Martin Ortgies)
© Ihlemann AG

Wodurch unterscheidet sich eine Fertigung nach dem Fluss-Prinzip von der bisherigen Organisation?

Richter: Die alte Fertigung war geprägt durch die abschnittsweise losorientierte Produktion mit zum Teil mehrtägigen Unterbrechungen und Verzögerungen. Arbeitsschritte wie bestücken, löten, montieren, testen, verpacken usw. wurden für alle Boards im Block abgearbeitet - mit mehr oder wenigen großen zeitlichen Brüchen zwischen den Schritten. Häufige Auftrags- und Produktänderungen erschwerten die Planbarkeit und Ressourcensteuerung. Es wurde immer schwieriger, den Überblick zu behalten.

… und beim Fluss-Prinzip ist das anders?

Richter: Im neuen Fertigungsablauf erfolgen jetzt alle Tätigkeiten für jedes einzelne Board direkt nacheinander in einem verknüpften Prozess. Es geht um einen möglichst reibungslosen Produktionsfluss. Dafür durchläuft auch ein komplexes Board in einer Fertigungszelle alle für den Produktionsprozess benötigten Arbeitsschritte direkt nacheinander. Das Board wird bestückt, getestet und noch in der Fertigungszelle auf Fehler geprüft und anschließend zur Auslieferung bereitgestellt. Sämtliche Aufgaben werden komplett von einem Team durchgeführt.

Der Vorteil dieser Organisationsform ist damit aber noch nicht ersichtlich ?!

Richter: Wie gesagt, das Board wird noch in der Fertigungszelle getestet. Tritt jetzt in der Funktionsprüfung ein Fehler auf, sind seit Produktionsbeginn erst wenige Minuten vergangen. Der Fehler kann sofort untersucht und korrigiert werden, ohne dass ein komplettes Los mit Hunderten fehlerhafter Boards auf Halde produziert wird.

Sie sprechen von lernender Organisation und täglichen Verbesserungsroutinen. Das betriebliche Vorschlagswesen ist aber doch nichts Neues?

Richter: Die neue Fertigungsorganisation orientiert sich im Unterschied zum traditionellen Vorschlagswesen oder punktuellen Verbesserungsworkshops an einem nun tagtäglichen Verbesserungszyklus. Dieser Ansatz basiert darauf, Veränderungen systematisch und mit festen organisatorischen Routinen zu bewirken. Das ist auch bekannt als Verbesserungs-Kata. Anstelle weniger großer Verbesserungsprojekte mit wenigen Akteuren werden mit möglichst vielen Beteiligten sprichwörtlich jeden Tag viele kleine Verbesserungsschritte angestrebt.


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