Aus diesen Gründen ist die gesamte Haushaltsgeräte-Industrie bemüht, ab sofort für alle eingesetzten Steckverbinder Zertifikate von neutralen Prüfstellen (UL, VDE, electrosuisse usw.) zu bekommen; alternativ dazu testet sie die Steckverbinder auch selbst.
Die Lieferanten von Kunststoffmaterialien haben durch Beigabe entsprechender Additive neue Produkte entwickelt, welche die neuen Anforderungen erfüllen. Dabei fordert die Steckverbinderindustrie, dass die neuen Kunststoffe die gleichen Eigenschaften bezüglich Verarbeitung und Schrumpffaktoren haben. Schlussendlich müssen sie in den vorhandenen Spritzformen verarbeitet werden können.
Müsste man wegen anderer Verarbeitungsparameter diese Spritzformen erneuern, würden die Kosten unweigerlich – zusätzlich zu den höheren Kosten für die Kunststoffe – auf die Steckverbinderpreise umgelegt werden. Die Kunststoffindustrie bietet im Bereich der Polyamid-basierenden Materialien (Nylon, Stanyl, um nur einige zu nennen) eine Palette an geeigneten GWIT-Produkten (Glow Wire Ignition Temperature) an; bei Polybutylenterephthalat- basierenden Produkten hingegen fällt das Angebot ungleich spärlicher aus.
Dies wäre alles noch erträglich, würden die Testmethoden eindeutige Ergebnisse darstellen. Verschiedene Gehäusewandstärken sind entscheidend für die Teststrategien – aus welchen Richtungen und auf welche Flächen setze ich den Glühfadentest an? Bei manchen Kunststoffen führen sich entzündende Ausgasungen während des Glühfadentests zu unterschiedlichen Beurteilungen – selbst bei seriösen Prüfstellen. Aus diesen Gründen haben die Steckverbinderhersteller und die Gerätehersteller ihre Testlabors aufgerüstet, um sich selbst einen Überblick verschaffen zu können – wohl wissend, dass letztlich doch nur die Aussage eines unabhängigen Testlabors zählt.
Es existiert also nun eine Situation, die von den Normengremien bisher nicht eindeutig klargestellt werden konnte: Jeder Beteiligte jammert, dass die Testabstufung von 25 K zu eng ist und der Testaufbau unter Umständen während des Testablaufes abgekühlt werden muss, um eindeutige Testergebnisse zu erhalten.
Die Firma Molex bemüht sich, alle für diese Applikationen in Einsatz kommenden Steckverbinder wie Sabre (Raster 7,5 mm), MLX (Raster 6,35 mm), KK (Raster 5,08 und 3,96 mm), SPOX (Raster 5,08, 3,96 und 2,5 mm), RAST (Raster 5,0 und 2,5 mm), Mini-Fit (Raster 4,2 mm) und Micro-Fit (Raster 3 mm) gemäß IEC 695-2-1 zu untersuchen bzw. durch den Einsatz besserer Kunststoffe an die neuen Anforderungen gemäß IEC 60335-1 anzupassen. Im letzteren Falle ergeben sich dadurch wieder neue Teilenummern, neue Freigaben und neue Eintragungen in die Stücklisten der Kunden – sehr zum Leidwesen der Betroffenen, aber zur Sicherheit des Verbrauchers!
Ein nicht GWIT-erfüllender Steckverbinder erfordert zusätzliche Maßnahmen durch Blechverkleidungen oder Firewalls (im wahrsten Sinne des Wortes), um im Falle einer Selbstentzündung bei Überlastung sicherzustellen, dass sich das Gerät nicht entzündet.
Alle Beteiligten sind zu Disziplin und Fairness verpflichtet, um dem Verbraucher Sicherheit zu bieten. go
![]() | Dipl.-Ing. Herbert Endres studierte am Ohm Polytechnikum Nürnberg und begann seine berufliche Laufbahn 1971 in einer Projektierungs- und Service-Abteilung für elektronische Industriesteuerungen. Danach arbeitete er als Produktmanager für passive Bauelemente und übernahm ab 1978 leitende Tätigkeiten in Vertrieb, Marketing und Produktmanagement für Steckverbinder und Verbindungssystemen bei TRW, Labinal und Molex. Seit 2006 ist er verantwortlich für Technologie und Neuprojekte im Hause Molex. |