Produktpiraterie in China

Schutzrechte unbedingt anmelden!

16. August 2012, 16:06 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Imitation + Innovation = Iminovation

Das heißt aber noch lange nicht, dass die Zeit der Kopien vorbei ist. Allerdings zeigen sich chinesische Firmen zunehmend kreativ: Sie kopieren nicht nur, sie optimieren die Produkte auf die heimischen Bedürfnisse, vor allem auf einen niedrigen Preis. Solche »Optimierungen« führen sie laut Papageorgiou gerne auf dem Trittbrett von abgelaufenen Patenten durch. »Iminovation« ist der Begriff, den Papageorgiou für diese Fertigkeit erdacht hat, eine Wortmischung aus »Imitation« und »Innovation«. Die exzellente Qualität, für die deutsche Unternehmen bekannt seien, werde in China nämlich oft gar nicht benötigt - durch »Iminovation« entstünden so teils um 30 bis 40 Prozent preisgünstigere Produkte, »die vielleicht nicht 20, aber ausreichende 10 Jahre halten«, erzählt der Rechtsexperte.

Volltreffer

Beamte der Verwaltungsbehörde für Industrie und Handel (AIC) durchsuchten im Rahmen einer Razzia die Räume des Ventilatorenhändlers Beijing LongweiShengda Technology in Peking - und wurden fündig: Im Lager des Unternehmens, das kein Händler des deutschen Herstellers ebm-papst ist, wurden große Mengen Kartons mit gefälschten Ventilatoren unterschiedlicher Modelle entdeckt. Alle waren mit dem Markenlabel des deutschen Herstellers versehen.

Zunächst behauptete der Inhaber, es handle sich um Originale. Als dann aber noch zehntausende kopierter Etiketten und die passenden gefälschten Druckplatten entdeckt wurden, gab er zu, die Ventilatoren aus Südchina zu beziehen, selbst zu labeln und als ebm-papst-Ventilatoren nach China und ins Ausland zu verkaufen. Da die Marke »ebm-papst« auch in China geschützt ist, beschlagnahmten die Beamten die Ventilatoren, Etiketten und Druckplatten und verwarnten den Händler. »Wir gehen davon aus, dass Fälschungen unserer Produkte einen Umsatzanteil von rund 150 Mio. Euro pro Jahr ausmachen, also 10 Prozent unseres Umsatzes«, sagt Hans-Jochen Beilke, Geschäftsführungsvorsitzender der ebm-papst Unternehmensgruppe.

Beijing Longwei Shengda Technology ist nicht das einzige Unternehmen, gegen das der deutsche Lüfter-Spezialist in China vorgeht. ebm-papst verfolgt die Fälscher seiner Ventilatoren konsequent, zum Schutz seiner Marke und um das dem Kunden gegebene Qualitätsversprechen einhalten zu können. »Die qualitativ minderwertigen Fälschungen weisen einen erhöhten Verschleiß auf und können die hohen Sicherheitsstandards, denen alle ebm-papst-Produkte unterliegen, nicht erfüllen«, sagt Dr. Bruno Lindl, ebm-papst-Gruppengeschäftsführer Forschung und Entwicklung.

Die Razzia zeige, so das Unternehmen, dass sich deutsche Unternehmen heute bei der Bekämpfung der Marken- und Produktpiraterie auf die Unterstützung des chinesischen Staates verlassen könnten. »Die Zentralregierung in Beijing hat den Wert des geistigen Eigentums erkannt und bekämpft das Counterfeiting, das auch chinesische Unternehmen schädigt, mit Nachdruck«, so Beilke.


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