Gehäuse- und Kühltechnik

"Nur selten benötigt der Kunde eine komplett kundenspezifische Entwicklung"

3. Dezember 2013, 12:31 Uhr | Corinne Schindlbeck
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Konkurrent Häwa hingegen macht 80 Prozent seines Umsatzes mit kundenspezifischen Gehäusen und Schränken.

Konkurrent Häwa macht 80 Prozent seines Umsatzes hingegen mit kundenspezifischen Gehäusen und Schränken. Und bezeichnet sich im Marktvergleich »als Nummer 2 hinter Rittal«, wie Stefan Kaufer behauptet, stellvertretender Verkaufsleiter Süd bei Häwa.

Ist der kundenspezifische Ansatz nur für kleinere Stückzahlen interessant? »Den letztendlich finanziellen Vorteil kann man absolut nicht an der Stückzahl festmachen.«, verneint Kaufer. »Wir machen Serien mit mehreren hundert Stück, ob Gehäuse oder Schrank.«

Häwa setzt im Gegensatz zum Wettbewerb auf ein kundenindividuelles Schaltschrankkonzept. Zu Beginn steht eine Beratung, um das jeweilige Anforderungsprofil des Kunden zu festzulegen. Dabei unterscheidet der Schaltschrankhersteller zwischen vier verschiedenen individuellen Abstufungen. »Nur in seltenen Fällen benötigt der Kunde tatsächlich eine komplett kundenspezifische Entwicklung«, sagt Stefan Kaufer. »Die Herausforderung liegt darin, das jeweils optimale Schaltschrankkonzept für die jeweilige Anwendung zu finden, ohne es zu überladen!«

Nahezu immer sei ein individueller Aufbau des Schaltschranks mit entsprechendem Systemzubehör ausreichend. Dazu kommen spezielle Einzelkomponenten, besondere Ausbrüche und zusätzliche Bohrungen für die Montage. Die Kühlungsanforderungen, die Art des Schrankaufbaus und Designaspekte erfolgen in Absprache mit dem Kunden.

Auf der SPS hat Häwa anhand unterschiedlicher Schaltschränke die vier Abstufungen der Individualisierung demonstriert.

Der Weg A stellt bei Häwa das klassische Lager- und Katalogprogramm dar, bei dem der Anwender selbst die Individualisierung vornimmt. Ein durchdachtes Schaltschrankkonzept ist dabei die zwingende Voraussetzung.

Häwa zeigt einen solchen Anreihschrank des Typs H395 mit dem neuen Lütze LSC AirSTREAM Verdrahtungssystem und einem 3kW Kühlgerät. Die Kombination des Lütze LSC-Systems mit dem Häwa-Schrank sei unter anderem benutzerfreundlich, raumoptimiert, mit verringerter Aufbau- und Installationszeit sowie optimal durchlüftet. Kaufer: »Mit dem LSC-System zirkuliert die Luft im Schaltschrank besser und es werden Wärmenester vermieden.«

Als Weg B beschreibt Kaufer Schränke, die zwar noch vorwiegend aus Standardkomponenten bestehen, aber dennoch Besonderheiten aufweisen, wie z.B. individuelle Ausbrüche und spezielle Einzelkomponenten. Als Beispiel zeigt Häwa einen Schrank, in diesem Fall speziell entwickelt für Motorenprüfstände, der von dem Standard-Anreihschrank H395 abgeleitet wurde.

Der rollbare Schrank hat einen 19‘‘ Design-Frontrahmen und eine verkürzte rückseitige Scharniertür. Die untere Türzarge wurde vergrößert und mit einer Kabeleinführungsplatte ausgestattet, um die Zugänglichkeit der Anschlüsse der 19“-Einbauten zu erleichtern.

Um den Einbau der Komponenten zu vereinfachen ist die Montageplatte schwenkbar. Durch die einfache Ableitung dieses Schranks von dem Standard-Anreihschrank H395 könne der Kunde auf eine große Anzahl an Zubehör-Komponenten zurückgreifen, da diese sich aus dem Standardprogramm leicht adaptieren ließen.

Bei dem Weg C setzt häwa die Designvorgaben des Kunden individuell um. Das kann bei einer kundenspezifischen Abmessung beginnen, über ein kundenspezifisches Einbausystem gehen und gegebenenfalls bei einer speziellen Oberflächenbearbeitung enden.

Auf der SPS präsentierte Häwa einen Design-Schrank, der aus Edelstahl und verzinktem Stahlblech für Anlagen zur Papierherstellung konzipiert wurde. Der Schrank hat speziell geschliffene Türen, alle Verschlüsse sind mit einer 4-Punkt-Verriegelung über Schwenkhebelgriff mit speziellen Bolzen ausführt und zudem wurden spezielle EMV-Dichtungen eingebaut. Auch das Einbausystem ist komplett kundenspezifisch ausgeführt.

Unter den Weg D fallen alle komplett kundenspezifischen Entwicklungen. Angefangen bei den Abmessungen, über die Zugänglichkeit, Schutzart, Zuladung und Kühlung, bis hin zur Inneneinrichtung ist hier alles ganz individuell geplant.

Die Frage sei, welcher Nutzen dem Kunden aus dieser Individualität erwachse. »Hat der Kunde eine mechanische Fertigung? Ist eine Wiedererkennung gefordert? Wieviel Montagezeit, welche innerbetrieblichen Abläufe werden eingespart oder minimiert?«

All das müsse für eine Kosten-Nutzen-Rechnung berücksichtigt werden, so Kaufer. Dem stünden in der Regel Einmalaufwendungen wie Konstruktion und Zeichnungserstellung entgegen. »Aber auch ein oft kleiner finanzieller Vorteil ergibt bei größeren Stückzahlen eine hohe Summe an Einsparung«.


  1. "Nur selten benötigt der Kunde eine komplett kundenspezifische Entwicklung"
  2. Konkurrent Häwa hingegen macht 80 Prozent seines Umsatzes mit kundenspezifischen Gehäusen und Schränken.

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!