Bei vielen elektronischen Geräten für den Einsatz in Innenräumen reduziert sich die Auswahl von EMI-Abschirmungen auf entweder Kontaktfederleisten oder Textildichtungen (FoF – Fabricover-Foam). »In der Vergangenheit fiel die Wahl meist auf die bewährten und zuverlässigen Kontaktfederstreifen – jedoch rücken Textildichtungen immer stärker nach vorne«, so Bouchard. »Das beruht auf den Verbesserungen der Beschichtungsanhaftung, auf Fortschritten in der Schaumstoffrezeptur sowie der Einführung nach UL94V-0 zugelassener Versionen. Zudem sind diese Abdichtungen einfacher zu verarbeiten und während der Montage sowie im Einsatz weniger anfällig gegen Beschädigungen.«
Neben FoF stellen neu entwickelte leitfähige Schaumstoffe eine kostengünstige Alternative dar. Im Gegensatz zu beschichteten Schaumstoffen setzt sich z. B. das »Soft-Shield 4850« aus elektrisch leitenden Fasern zusammen, die in einen Schaumstoff von geringer Dichte integriert sind. Da der Schaumstoff nicht beschichtet ist, bietet es eine sehr gute Kompression für Abschirmungen über lange Zeit. Bouchard: »Die in der ZAchse leitenden Schaumstoffe ermöglichen es OEMs und CEMs, ein Roll-Stock-Produkt in verschiedene Formen umzuwandeln – und damit kostspielige Umformarbeiten schneller und kostengünstiger zu optimieren.«
Leitfähige Kunststoffe
»Spritzgegossene Kunststoffe, die eine EMI-Abschirmung enthalten, sorgen für eine elegante, vielseitige und montagefreundliche Lösung«, verdeutlicht Billy Sheedy. »Sie sind mit den Gehäusen für Leiterplattenbaugruppen verwendbar und ermöglichen es, Details wie Innenfächer und integrierte mechanische Verschlüsse zu erzielen. Damit bieten sie eine wirtschaftliche Lösung für viele Geräte mit Großstückzahlen, denn sie vermeiden sekundäre Arbeitsgänge, verringern das Gewicht und können die Kosten gegenüber Druckguss, Formmetall, maschinell bearbeiteten Strangpressteilen und beschichteten Kunststoffteilen um bis zu 50 Prozent senken.« Die Kunststoff-Abschirmmaterialien »Premier« von Chomerics verwenden eine Mischung von Polycarbonat und ABS, die technisch für eine stabile elektrische, mechanische und physikalische Leistung ausgelegt ist. Mittels eines proprietären Prozesses wird das Grundmaterial mit langen vernickelten Kohlestofffasern gefüllt; das sichert eine dichte Verteilung, eine zufällige Orientierung sowie eine formschlüssige Verbindung der Fasern.
Kleber, Tinten und Beschichtungen
»Diese Materialien bieten sich nicht generell für die Großserienfertigung an, es sei denn es wird ein automatisierter Auftragsprozess verwendet, um den Durchsatz zu beschleunigen und die Wiederholbarkeit zu verbessern«, führt Sheedy aus. »Es gibt zahlreiche leitfähige Kleber im Markt. Sie finden normalerweise beim Verbinden anderer leitender Materialien Verwendung, beispielsweise EMI-Schlitze, Fenster, Netzdichtungen, oder zum Füllen von Rissen und Fugen.« Leitfähige Beschichtungen und Tinten sorgen in einer Vielzahl von Anwendungen für EMI-Abschirmung, Antistatikschutz, Koronaabschirmung sowie Oberflächenerdung. Sie können auf Kunststoffoberflächen entweder aufgemalt oder, bei größeren Stückzahlen, mit herkömmlichen Sprayanlagen aufgebracht werden.
Wer sich auf Seiten eines OEMs bei der Geräteentwicklung mit EMI-Schutz befasst, ist meist gut beraten, möglichst eng mit den Herstellern von EMI-Abschirmmaterial zusammenzuarbeiten und von deren Know-how und Erfahrung zu profitieren. Das gilt sowohl für kundenspezifische Produkte, als auch für Standard- und vor allem Massenprodukte. (nk)
Siehe auch:
Leitfähige Kunststoffe als EMV-Schutz