Angesichts der Vielzahl asiatischer Bauelemente-Hersteller wundert es, dass zumindest in Europa asiatische Unternehmen als Distributoren so gut wie nicht in Erscheinung treten. Vor 2 Jahren hat die japanische Macnica den Sprung nach Europa gewagt.
Mit dem im Juni 2009 in Ingolstadt neu eröffneten Europasitz will man im Markt mitmischen, angepeilt ist binnen 5 Jahren ein Umsatz in Höhe von 100 Mio. Dollar. Macnicas Sales & Marketing Direktor Jürgen Pöschl hält das für durchaus realistisch, denn »das Interesse der Kunden an unserem Distributionskanal mit Fokus auf technisch sehr anspruchsvolle Produkte ist in Europa groß«.
Markt&Technik: Woran liegt die Abwesenheit asiatischer Distributoren in Europa - ist der Markt zu schwierig, zu sehr schon in Claims aufgeteilt, so dass Newcomer nur geringe Erfolgsaussichten haben, und könnte es sein, dass Macnica eine Art Vorreiterolle spielt?
Jürgen Pöschl: Ob wir Vorreiter sein werden? Vielleicht. Aufgrund meiner ersten Erfahrungen mit Macnica zur Ergänzung neuer Hersteller auf unserer Linecard in Japan sowie in anderen asiatischen Regionen konnte ich zumindest bislang außer bestehenden Beteiligungen und Broker-Geschäftsmodellen keine wirklichen Ansätze von asiatischen Mitbewerbern erkennen, in Europa ein Bauteil-Distributions-Geschäft aufzubauen. Für uns ist das letztlich nicht negativ. Macnica jedenfalls gehört zu den Top-Distributoren in Asien mit ca. 1,3 Mrd. Dollar Umsatz. Seit circa einem Jahr haben wir zudem eine gewaltig ansteigende Präsenz in China und Taiwan. Und last but not least gehört der Sprung nach Europa zu Macnicas weltweiten Expansionplänen.
Magnica hat vor zwei Jahren schon mal einen Anlauf von Großbritannien aus unternommen, das Experiment aber abgebrochen, und nun nach dem Kauf von Activecomp 2008 von Deutschland aus einen Neuversuch gestartet, den europäischen Markt anzugehen...
Zum Thema Macnica in Europa kann ich nicht zustimmen. Das Büro in England wurde anfangs hauptsächlich zur Marktsondierung sowie für Verhandlungen von Firmenübernahmen von unserem Präsident Shiro Watanabe in Europa genutzt. Die englische Sprache sowie die japanische Population und die dortigen Eigenheiten (wie in Düsseldorf) kommen meinen japanischen Kollegen doch sehr entgegen. Das 2007 in UK eröffnete Büro wurde von der Firma Spectrum übernommen, die für Macnica spezielle Kunden in UK für unsere japanischen Hersteller weiter betreut. Die FAE-Unterstützung läuft über unsere japanischen Mitarbeiter in der neuen Hauptniederlassung Ingolstadt.
Was waren denn die Gründe für den Kauf von Activecomp – ging’s um Know-how im europäischen Markt, weil der sich ggf. doch deutlich vom asiatischen unterscheidet?
Natürlich. Activecomp als Rep-Organisation mit 10 Jahren Business-Erfahrung in Zentral-Europa verfügt über wichtige Kontakte im OEM-Bereich sowie bei Distributionskunden. Der technische Background unserer Mitarbeiter ist auf dem Level unserer Hersteller. Somit ging’s eindeutig um unser Know-how.
Activecomp ist eine 100-prozentige Macnica-Tochter: Sieht die Planung auch mittel- und langfristig ein eigenständiges Agieren vor, und wie sehen Sie Ihre Rolle bei Macnica und Activecomp - haben Sie zwei verschiedene Telephone?
Activecomp wird auch künftig eigenständig agieren. AC ist ein wichtiges, erfolgreiches Standbein unserer Organisation, das vor allem von Herstellern, die in Europa hauptsächlich mit OEM-Kunden arbeiten, sehr geschätzt wird. Unsere Vertriebsorganisation wurde natürlich getrennt und unser Distributions-Bereich mit zwei japanischen Kollegen verstärkt. Mein Aufgabenbereich hat sich wegen der vielen neuen Herausforderungen sehr erweitert, erreichbar bin ich aber auf jeden Fall unter meiner bisherigen Telefonnummer.
Ende April, also schon mitten in der Wirtschaftskrise, hat Shiro Watanabe, President der Macnica GmbH, das Ziel genannt, binnen fünf Jahren in Europa 100 Mio. Dollar umzusetzen. Bleibt’s bei dieser Vorgabe, und sieht die Strategie weitere Firmenübernahmen vor - gibt’s schon Konkretes?
Unsere Pläne haben sich in der Zwischenzeit nicht geändert. Wir freuen uns, dass wir derzeit über unseren angestrebten Zielen liegen. Wie Shiro Watanabe damals schon angesprochen hat, wird dieses Ziel ohne weitere Firmenübernahmen schwer zu erreichen sein. Ich kann dazu nur sagen - wir arbeiten daran.