Was ebenfalls zur Hoffnung Anlass gibt, ist die Besonderheit dieses Zyklusses: Nicht nur, dass im Gegensatz zu 2000 praktisch alle Weltregionen und Branchen betroffen sind, der Einbruch erfolgte mit einer bisher nicht gekannten Geschwindigkeit: »In drei Monaten waren wir im Keller, im letzten Zyklus hat das noch über acht Monate gedauert«, meint Weber. Und genau das schürt eben die Hoffnung, dass es auch sehr schnell wieder nach oben geht. Die Kehrseite nennt Weber auch: »Eine Verknappung wird kommen.« Es gibt sogar noch einen konkreteren Lichtblick, nicht nur für die Distributoren: Die Systemhersteller treiben die Entwicklung weiter voran. Zeitlich mögen sie in einigen Fällen gestreckt werden, sie finden aber statt, sogar in der Automobilindustrie.
Die Entwicklungsprojekte landen zunehmend auch bei den EMS-Firmen, wie Ansgar Schröder, Vice President Commercial von Lacroix Electronique, und Johann Weber von Zollner übereinstimmend erklären. Sogar Martin Meier bestätigt diesen Trend, genauso wie von IC-Hersteller-Seite Norbert Siedhoff: »Wir sehen, dass unsere Kunden die Entwicklungsaktivitäten steigern, sie nutzen die Zeit und handeln zumindest in diesem Bereich antizyklisch.« Das sei laut Paul Scholten, Geschäftsführer von Sasco und Vice President Central Europe von Arrow, sogar auf der embedded World in Nürnberg vor drei Wochen festzustellen gewesen: »Die Zahl der hochqualifizierten Besucher und der qualifizierten Leads liegt höher als 2008!«
Trend geht zu Komplettlösungen
Und Andreas Mangler, Director Strategic Marketing von Rutronik, spricht sogar von einer Aufbruchsstimmung: Der Trend gehe zu Komplettlösungen und Plattformkonzepten, da ergebe sich die Chance, neue Marktanteile zu gewinnen. Wenn der Aufschwung kommen sollte, sieht Bernd Pfeil, Vice Presient Sales & Marketing Central Europe von EBV, die Distributoren in einer guten Ausgangsposition: »Wir haben die Mannschaft nicht reduziert, die Hersteller schon – wer soll denn die Kunden künftig bedienen? « Und wenn die Hersteller noch mehr auf die Kosten achten, wie Karlheinz Weigl beobachtet, sollten sie ihr Augenmerk auf den Sales-Kanal werfen. Dann müssten sie erkennen, dass der kostengünstigste Kanal die Distribution ist. Außerdem könnten sie sich darauf verlassen, dass die Distributoren die Ware auch bezahlen.
Bei so manchem Kunden könnten sie sich heute in dieser Hinsicht nicht mehr so ganz so sicher sein. Doch bis der Aufschwung kommt, liegen zumindest noch zwei, drei schwierige Quartale vor der Distribution. Und danach: Wird die Distributionswelt so aussehen wie bisher oder werden strukturelle Veränderungen – die die Krise beschleunigt – dazu führen, ganze Geschäftsmodelle ändern zu müssen? Oder wird nach der Krise alles seinen gewohnten Gang gehen?
Diese und weitere Ergebnisse des Markt&Technik Forumsgesprächs zum Thema »Distribution« lesen Sie im »Quarterly Distribution und Dienstleistung«, das in der Markt&Technik-Ausgabe 16 am 17. April 2009 erscheint.