Distributoren warnen bereits vor Knappheit

27. März 2009, 14:59 Uhr | Heinz Arnold, Markt&Technik

Eine gewisse Stabilisierung der Nachfrage ist derzeit zu spüren. Wird sich bereits im Sommer ein Silberstreif am Horizont zeigen? Für die Distributoren ist das ein mögliches Szenario. Und sie warnen bereits vor Verknappung. Eines zeigte das von Markt&Technik veranstaltete Forumsgespräch klar: Jetzt kommt es erst recht darauf an, Chancen zu nutzen.

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»Die Lager beim Kunden sind leergefegt, schon eine Stabilisierung der Nachfrage dürfte ausreichen, um in bestimmten Marktsegmenten für Engpässe zu sorgen«, warnt Karlheinz Weigl, Vice President Sales Central & Eastern Europe von Silica.

Allerdings sind die Lager der Distributoren noch gut gefüllt, aber – dies gibt Dietmar Jäger, Senior Director Distribution von Epcos, zu bedenken – häufig falsch strukturiert: »Wer jetzt ein Lager mit dem richtigen Mix hat, ist fein raus,wer einen zu geringen Lagerbestand hat, verliert doppelt.«

Doch fällt es den Distributoren schwer, überhaupt eine vernünftige Prognose abzugeben, zu kurzfristig bestellen die Kunden. Die Distributoren, die am Markt&Technik-Forumsgespräch teilnahmen, gehen davon aus, dass der Umsatz im zweiten und dritten Quartal noch unter dem des ersten Quartals liegen wird. Und das hatte schon einen herben Rückschlag gegenüber dem vierten Quartal 2008 gebracht – »ganz entgegen dem üblichen saisonalen Trend«, betont Martin Meier, Vertriebsleitung Zentraleuropa von MSC. Das unterstreiche die rezessive Marktlage signifikant und mache die Sache so unkalkulierbar.

Der Auftragseingang gibt derzeit ebenfalls nicht zur Freude Anlass, manche Distributoren sprechen von minus 30 Prozent. Denn nach dem Automotive-Bereich hat der Abwärtssog jetzt auch den Maschinenbau ergriffen, eine weitere europäische Schlüsselindustrie. Die Hoffnung auf den Silberstreif Ende des Sommers aber steht in Einklang mit dem, was Johann Weber, Vorstandsvorsitzender von Zollner, beobachtet: »Es sieht so aus, als ob wir die Talsohle erreicht haben, was nicht heißt, dass die Durstrecke schon vorbei wäre.« Und er sieht schon heute Positives: Die Nachfrage sei über die letzten Monate aus den Sektoren Bank- und Ticket-Automaten, aus den Sektoren Schienenund Wasserfahrzeuge sowie der Luftfahrt gewachsen. Auch die Medizintechnik entwickle sich gut.

»Wir wollen doch unsere Kunden nicht aus dem Auge verlieren«

Die IC-Hersteller beutelt der Einbruch hart. Selbstverständlich haben sie die Kapazitäten heruntergefahren – aber mit Augenmaß, wie Claus Köstner, Sales Manager Industrial & Multimarket Central Europe von STMicroelectronics, betont. Dem Management von ST hätten die Finanzanalysten schon vorgeworfen, die Kapazitäten statt auf 50 nicht gleich auf 30 Prozent heruntergefahren zu haben. Aber ein Kaltstart von Fabriken dauere und hätte schon bei Stabilisierung der Nachfrage gravierende Engpässe zur Folge. »Wir wollen doch unser Kunden nicht aus dem Auge verlieren«, so Köstner.

Einen längerfristigen Forecast abzugeben, so bestätigt auch Norbert Siedhoff, Geschäftsführer von Microchip, sei derzeit nicht möglich, und die aktuelle Schwierigkeit bestünde darin, dass nicht immer das richtige Produkt auf Lager liege. »Im Durchschnitt sind die Lieferzeiten kurz, aber in 5 Prozent der Fälle könnte es Engpässe geben.« Auch Siedhoff spürt derzeit eine Stabilisierung: Das vierte Quartal 2008 war zwar sehr schlecht ausgefallen, das erste Quartal 2009 konnte sich aber zuminderst auf diesem Niveau halten. Weil die großen Direktkunden über eigene Lager verfügen, hat es die IC-Hersteller früher erwischt als die Distributoren.


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  2. Trend geht zu Komplettlösungen

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