Welchen Einfluss hat die Revolution in der Virtualisierung auf die Zukunft der Embedded-Entwicklung?
Die Pandemie hat das virtuelle Arbeiten für uns alle beschleunigt – und die Embedded-Entwicklung ist da keine Ausnahme. Schon lange vor den jüngsten Ereignissen gab es das Konzept der geografisch verteilten Entwicklung, das bei Unternehmensanwendungen alltäglich wurde. Die mit der Entwicklung von Embedded-Systemen verbundenen Aufgaben eignen sich hervorragend für die kollaborative Entwicklung. Online-Tools wie GitHub und PlatformIO bieten alle Ressourcen, die ein Embedded-Entwickler zum Coden, für die Zusammenarbeit und zum Debuggen benötigt. Auch viele der traditionellen IDE-Anbieter sind dabei, ihre Toolchains zu aktualisieren, um die Kollaboration zu verbessern und sie online anzubieten. Halbleiter- und Plattformanbieter haben damit begonnen, ihre IDE und Toolchain in der Cloud bereitzustellen, z. B. MP Lab X von Microchip und der »Arduino Editor« von Arduino. Aufgrund der zahlreichen Herausforderungen, die es bei der Hardware zu bewältigen gilt, wie z. B. ein niedriger Stromverbrauch und eine akzeptable Reaktionszeit beim Hochfahren, haben die Entwicklungsteams auf Spezialisten mit fundierten Kenntnissen zurückgegriffen, ganz gleich, wo sie sich auf der Welt befinden.
Wie stellen Sie den Usern Informationen rund um Embedded-Technologien zur Verfügung?
Wir wenden beträchtliche Ressourcen auf, um Material zu recherchieren und zu erstellen, das für Entwickler hilfreich ist. Wir befassen uns mit allen Aspekten der Embedded-Entwicklung und bieten technische Artikel von Entwicklern für Entwickler, Blogs zu Trends sowie projektbezogene Anwendungsbeispiele. Wir unterstützen Entwickler dabei, die verfügbaren Optionen und deren Anwendungsmöglichkeiten zu verstehen.
Wir sind aber nicht nur auf Entwickler ausgerichtet, sondern bieten auch informative Inhalte für die Mitarbeiter in der Beschaffung und im Einkauf, damit sie die Herausforderungen besser verstehen können, mit denen ihre Kollegen in der Entwicklung konfrontiert sind. Ein Beispiel dafür ist unser Technologie-Leitfaden für Komponenteneinkäufer.
Und welche neuen Technologietrends werden den Embedded-Sektor in nächster Zeit prägen?
Einfache Pseudo-Sprachen wie Node-RED sind als Ergänzung zu traditionellen Embedded-Entwicklungssprachen wie C auf dem Vormarsch.
Außerdem verändert sich die Arbeit von Embedded-Entwicklern und sie müssen neue Funktionen wie z. B. TinyML implementieren. Mit TinyML wird maschinelles Lernen auf Mikrocontrollern mit minimalen Ressourcen und geringem Stromverbrauch möglich – und es verbreitet sich außerordentlich schnell. Online-Entwicklungsressourcen wie Edge Impulse vereinfachen die Arbeitsabläufe erheblich. TinyML ist zudem ein Beispiel für das Engagement von Mouser, Embedded-Entwickler über kommende Trends und Technologien auf dem Laufenden zu halten. Erst kürzlich haben wir eine kurze Beitragsserie zu diesem Thema veröffentlicht.
Mit der Einführung des Planet Debug Service von MikroE, der ein komplettes Hardware Debugging einer Embedded-Entwicklungsplattform aus der Ferne ermöglicht, hat die virtuelle Embedded-Entwicklung einen weiteren Schritt nach vorne gemacht, und wir sind sicher, dass dies erst der Anfang ist.
Wie identifiziert Mouser Embedded-Trends – auch über Startup-Partnerschaften?
Zum einen haben wir enge Beziehungen zu Kunden und Lieferanten. Das Spektrum unserer Kunden reicht von innovativen Startup-Unternehmen bis hin zu weltbekannten Markenherstellern. Wir arbeiten eng mit Lieferanten aus der gesamten Elektronikbranche und allen Embedded-Bereichen zusammen. Außerdem arbeiten wir aktiv mit Innovations-Communities wie beispielsweise dem Central Research Lab in Großbritannien zusammen, um zu verstehen, vor welchen Herausforderungen kommerzielle Startup-Unternehmen bei der Embedded-Entwicklung stehen und wie wir sie unterstützen können.
Die Fragen stellte Karin Zühlke.