Sicherheitsparadigma

Open-Source-Protokoll für Wegfahrsperren-Systeme

22. November 2010, 11:14 Uhr | Von Nicolas Schieli, Atmel
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Versagen der Wegfahrsperren-Sicherheit

Nach heutigem Stand haben die meisten Wegfahrsperren-Systeme auf Basis firmeneigener Kryptographie oder Protokolle Schwachstellen, die gut dokumentiert sind. Zusätzlich haben einige Wissenschaftler ihr Forschungsgebiet auf dieses spezielle Thema konzentriert und versuchen, konzeptionelle Schwachstellen in den verwendeten Systemen zu ermitteln. Ein bekanntes Beispiel ist die wissenschaftliche Veröffentlichung des University College London / Université Catholique de Louvain (Belgien) mit dem Titel „Practical Algebraic Attacks on the Hitag2 Stream Cipher“. Sie zeigt, dass das am weitesten verbreitete Wegfahrsperren-System – Hitag2 – deutliche Schwächen hinsichtlich algebraischer Angriffe aufweist.

Neben den offensichtlichen Sicherheitsbedenken in Zusammenhang mit dem Einsatz dieser Technologie und dem katastrophalen Einfluss auf die Automobilmarke liegt das wesentlichere Problem bei der Design-Methodik, die zwangsläufig dazu führt, dass angreifbare Systeme entwickelt werden. Die Ursache ist, dass fälschlicherweise angenommen wird, dass Geheimhaltung zu mehr Sicherheit führen würde – in der Praxis ist oft das Gegenteil der Fall.

Codes und Protokolle, die geheim bleiben, unterliegen per Definition während der Design-Phase kaum der Überprüfung durch Fachleute und gehen ohne ausreichende Kontrolle in die Produktion. Somit ist das Risiko für unerwartete Schwachstellen um so größer, je kleiner das Bewertungsgremium ist.

Aufgrund wachsender Bedenken ist die Fahrzeugindustrie derzeit dabei, einen bewährten, standardisierten und offenen Code für Fahrzeugzugangs- und besonders Wegfahrsperren-Systeme sorgfältig zu untersuchen oder sogar bereits einzusetzen: den Advanced Encryption Standard AES-128, der als Ergebnis einer internationalen Ausschreibung aus 15 konkurrierenden Codes ausgewählt wurde.


  1. Open-Source-Protokoll für Wegfahrsperren-Systeme
  2. Versagen der Wegfahrsperren-Sicherheit
  3. AES allein löst nicht das Problem
  4. Sicherheit als Design-Vorgabe
  5. Offener und konfigurierbarer Wegfahrsperren-Stack

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