Die globale Visualisierung #####

5. März 2008, 16:15 Uhr | Mei Miao, Dr. Kerstin Röse
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Weltsprache Englisch?

Ein offensichtliches Merkmal zur Differenzierung von Kulturen ist die Sprache. Dies wird bei der Entwicklung von Bedienoberflächen vieler Maschinen unterschätzt: Viele Entwickler gehen davon aus, dass normale englische Terminologien verstanden werden. Ein Test mit chinesischen Maschinenbedienern kommt zu ganz anderen Ergebnissen: Begriffe wie ESC und PIN wurden nur zu 20% erkannt. Letztlich war dies eine Ursache für falsche Bedienhandlungen an den Maschinen, die unnötige Stillstandzeiten und Service-Einsätze verursachten.

Die ermittelte Verständlichkeitsrate aller englischen Fachtermini betrug im Durchschnitt lediglich 46,6%. Das heißt: Nur knapp jeder zweite chinesische Benutzer versteht wirklich, was er bedient.

Sicher, der Mensch ist lernfähig und die Bediener können sich Abläufe einprägen. Dies funktioniert vielleicht noch bei einfachen Bedienoberflächen und -abläufen; bei komplizierten Zusammenhängen und Bedienfolgen erhöht sich jedoch die Fehlerrate. Dies kann insbesondere in kritischen Bediensituationen zu folgenschweren Schäden führen.

Neben den „offensichtlichen“ Aspekten Farbwahrnehmung, Icon-Erkennbarkeit und Sprache gibt es versteckte, kulturbedingte Eigenheiten: Der Umgang mit Problemen und deren Lösung sowie die Gewohnheiten der Kommunikation und Interaktion. Denn letztlich kommunizieren Maschinenführer über die Bedienoberfläche mit der Maschine und lösen mit ihr gemeinsam Probleme, zum Beispiel die Behebung einer Maschinenstörung. Dabei bringen Nutzer ihre alltäglichen Kommunikationsgewohnheiten unbewusst in den Arbeitsprozess mit ein. Werden diese kulturell geprägten Strukturen zur Kommunikation oder Problemlösung nicht berücksichtigt, sind Probleme unausweichlich. So sind Unterschiede im Navigationsverhalten (dem „Durchklicken“) auch auf Kommunikationsgewohnheiten zurückzuführen. Die in Deutschland häufig genutzten Menü-Hierarchien haben in China eine geringere Akzeptanz: Chinesische Anwender sind Informationen mit weniger Verschachtelungen gewohnt. Daher bemängeln chinesische Nutzer oft den fehlenden Überblick an deutschen Maschinen.

Wie kann sich ein Maschinen- und Anlagenbauer der Thematik interkultureller HMI-Lösungen stellen? Zum einen sind im Sinne eines „user-centered Design“ Analysen der Anforderungen und -gewohnheiten in der jeweiligen Kultur notwendig. Zum anderen gilt es, sich mit Lösungensvarianten für die länderspezifischen Bedienoberflächen vertraut zu machen. Die Usability-Academy der TU Kaiserslautern bietet spezielle Kurse zur Thematik „Cross-Cultural Usability“ an, in denen die Problemstellungen internationaler Bediensystemgestaltung aufgezeigt und Ideen zur Lösung vorgestellt werden. (Stefan Kuppinger)

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Mei Miaoist Mitarbeiterin der AG use an der TU Kaiserslautern. Dr.-Ing. Kerstin Röseist Juniorprofessorin und Usability Professional der AG use an der TU Kaiserslautern
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Mei Miaoist Mitarbeiterin der AG use an der TU Kaiserslautern. Dr.-Ing. Kerstin Röseist Juniorprofessorin und Usability Professional der AG use an der TU Kaiserslautern

Nähere Informationen:

www.uni-kl.de/use

www.usability-academy.com


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