Die auf IDoc basierende Kommunikation realisiert inray über den Factory-Application- Server (FAS), ein Entwicklungs- Framework mit Standard-Modulen für Leitsysteme, mit dem aber auch spezielle Lösungen auf MES/SCADA-Ebene realisierbar sind. Der FAS stellt dazu die Kommunikation zwischen OPC-Server und Prozess-Datenbanken bereit. Das IDoc- Modul generiert anhand einer programmierten Logik die IDocs und reiht diese in die Warteschlange einer zusätzlich benötigten nachrichtenorientierten Kommunikationsschicht (beispielsweise IBMWebsphere- MQ) ein. Diese Middleware garantiert die Zustellung der IDocs an das SAP-System. Damit ist die IDoc-Kommunikation gleichermaßen zuverlässig und dezentral zu realisieren wie mit BAPI. Vom SAP-System gesendete IDocs wertet der FAS aus und puffert die Informationen in einer Datenbank, bis ihre Inhalte von der Steuerung oder dem Bediener abgerufen werden.
Eine Konfigurationsoberfläche, mit der Anwender die IDocs selbst definieren können, befindet sich in der Entwicklung und wird in den grafischen FAS-Designer integriert.
Auswirkungen in der Praxis
Die unterschiedliche Wirkung einer Kommunikation mit BAPI oder IDoc zeigt das Beispiel einer Produktionslinie: An deren Ende steht eine Verpackungslinie, die fortlaufend Paletten mit fertigen Produkten bereitstellt, die eingelagert werden müssen. Dazu benötigt die Steuerung für jede Palette einen Transportauftrag (Einlagerauftrag), den sie über die Meldung „Fertigungsauftrag abgeschlossen“ beim SAP-System anfordert. Welche Kommunikationsart dafür gewählt werden sollte, bestimmt unter anderem der Automatisierungsgrad (voll- oder halbautomatisch).
Beim vollautomatischen Einlagerungsprozess sollte die Kommunikation zwischen Steuerung und SAP-System über den OPC-Router und BAPI erfolgen: Das SAP-System generiert hier umgehend für jede Palette eine Rückmeldung mit Einlagerauftrag und Lagerort. Die Steuerung lagert die Palette vollautomatisch ein und meldet danach die Ausführung zurück.
Bei einer halbautomatischen Einlagerung werden die Paletten zunächst am Ende der Verpackungslinie gesammelt und sukzessive manuell per Gabelstapler oder Hubwagen eingelagert. In diesem Szenario könnte eine Kommunikation über IDocs in Frage kommen, da die Steuerung der Verpackungslinie nicht auf eine Antwort (Einlagerauftrag) aus dem SAP-System angewiesen ist.
Die Maschine meldet den Abschluss des Fertigungsauftrags an den FAS, der das entsprechende IDoc generiert. Nach erfolgter Buchung kann der entsprechende Einlagerauftrag aus dem SAP-System ebenfalls per IDoc im FAS so lange zwischengespeichert werden, bis die zugehörige Palette eingelagert wird.
Meldet SAP einen Fehler (Auftrag bereits abgeschlossen oder Überproduktion) gibt es bei der BAPI-Lösung ein Zeitproblem, da kein konkreter Einlagerauftrag vorliegt: Trotzdem muss die Palette zügig abtransportiert werden, um einen Rückstau der Paletten oder einen Produktionsstillstand zu vermeiden.
Und das Fehlerhandling?
Der OPC-Router kann bei solchen Rückmeldungen eine Nachricht (Alarm-Bit) an die Steuerung senden und die umgehende Ausschleusung der Palette anstoßen. Parallel dazu lässt sich die Störung in der Prozessvisualisierung anzeigen und bei Bedarf per Mail, Fax oder SMS an die zuständigen Mitarbeiter melden. Nach der Fehlerbehebung sollte das System die Fehlermeldung automatisch quittieren.
Die Fehlerbehandlung bei IDoc ist unkritischer, da die Reaktionszeit keine Bedeutung hat. Das IDoc kommt im SAP-System zwar an, wird aber nicht verbucht. Die Ampel des IDoc ist jetzt rot und der Mitarbeiter in der IT-Abteilung beginnt mit der Suche nach der Fehlerursache – wahrscheinlich ohne den Fehler in der Produktion fachlich beurteilen zu können. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, dass die Steuerung ihre Meldungen an SAP überträgt und sich nicht weiter darum kümmern muss. Der Nachteil: Die Palette muss so lange vor Ort verbleiben, bis der Fehler behoben wurde. Das können unter Umständen mehrere Stunden oder gar Tage sein. sk