Der Ursprung von Sercos geht auf eine gemeinsame Initiative von ZVEI und VDW Mitte der 80er-Jahre zurück. Seinerzeit wurde ein Industriekonsortium gebildet, das den Übergang der damals noch weitgehend analogen Antriebstechnik zur digitalen Antriebstechnik durch die Spezifikation einer geeigneten offenen Schnittstelle vorbereiten sollte. Ergebnis dieser Initiative war die erste Generation von Sercos Interface, welche Übertragungsraten von 2 und 4 Mbit/s unterstützte, und zunächst vorwiegend bei anspruchsvollen Werkzeugmaschinenanwendungen zum Einsatz kam. Im Jahre 1995 wurde Sercos Interface als IEC-Norm 61491 anerkannt. Die zweite Generation des Sercos-Interface- Standards folgte 1999. Einher ging damit eine Erhöhung der Übertragungsrate auf 8 und 16 Mbit/s und die Erweiterung des Service-Kanals zur Übertragung asynchroner Daten. Seit 2001 ist diese Technologie auf der Basis des Sercon816-Asic verfügbar. Die kollisionsfreie Übertragung mit Hilfe eines Zeitschlitzverfahrens und das äußerst effiziente Kommunikationsprotokoll von Sercos ermöglichen es, dass beispielsweise bis zu 40 Achsen bei einer Zykluszeit von 1 ms und einem Jitter kleiner 1 µs geregelt und miteinander synchronisiert werden können. Obwohl ursprünglich als reine Antriebsschnittstelle konzipiert, gilt Sercos heute als eine universelle „Motion-Control“-Schnittstelle, die nicht nur ein echtzeitfähiges Kommunikationssystem definiert, sondern zudem über 400 standardisierte Parameter festlegt, die das Zusammenspiel von Steuerungen und Antrieben mit einer herstellerübergreifenden Semantik beschreiben. Neben Antrieben werden zunehmend E/A-Stationen an den Bus gekoppelt, so dass bei den meisten Stand-alone-Maschinen auf einen gesonderten Feldbus verzichtet werden kann. Insgesamt haben heute weltweit mehr als 30 Steuerungs- und 15 Antriebshersteller Sercos-Produkte im Portfolio. Daneben gibt es eine Reihe von Anbietern von Sercos-E/A-Baugruppen und Hard- und Software-Tools. Grundsätzlich gilt: Jeder kann Sercos Interface implementieren, ohne Lizenzen oder Mitgliedsbeiträge zahlen zu müssen. Selbst für eine Zertifizierung ist keinerlei Mitgliedschaft in der Interessengemeinschaft Sercos Interface (IGS), dem Träger des Verbandszeichens, nötig. |
![]() | Eberhard Schemm ist Entwicklungsbereichsleiter Antriebstechnik bei Bosch Rexroth. |