Interview Siemens

Marktposition trotz Krise ausgebaut

7. Juni 2010, 11:57 Uhr | Andrea Gillhuber
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Bernd Heuchemer: Im Sekundärteil magnetfrei

Bernd Heuchemer, Vice President Siemens Marketing Service
Bernd Heuchemer, Vice President Siemens Marketing Service
© Siemens

Herr Heuchemer, Siemens hat einen permanentmagnet-erregten Synchron-Linearmotor mit magnetfreiem Sekundärteil entwickelt, den »1FN6«. Welche Vorteile hat diese Technik?

Bernd Heuchemer: Der »1FN6« Linearmotor bietet alle Eigenschaften eines Synchrondirektantriebes wie höhere Kraftdichte, kompakteren Aufbau, höhere Präzision und geringere Energieverluste. Gegenüber Synchron-Linearmotoren mit magnetischem Sekundärteil hat die neue Technik ihren Vorteil vor allem bei langen Verfahrwegen, da sich diese aufgrund des magnetfreien Sekundärteils relativ kostengünstig realisieren lassen. Allerdings ist der Primärteil etwas aufwendiger und teurer, weshalb dieser Kostenvorteil bei kurzen Verfahrwegen verloren geht. Deswegen wird der Motor bei großen Verfahrwegen eingesetzt und dort, wo großer Wert auf einen magnetfreien Sekundärteil gelegt wird, etwa wegen des Materials, das verarbeitet wird.

Haben Sie praktische Erfahrungen mit dem Motor?

Heuchemer: Ja, gerade in den Bereichen Water-Jet- und Laser-Cutting kann die Technik ihre Vorteile ausspielen. Hier werden große Platten mit Hilfe eines Wasser- oder Laser-Strahls geschnitten. Die Platten sind fest eingespannt und über einen Spiegel oder einen x-y-Verfahrmechanismus wird ein Wasserstrahl über eine Platte geführt, der diese zuschneidet.

Wo liegen die Grenzen dieser Technik?

Heuchemer: Bei kurzen Verfahrwegen liegen die Kosten für diese Technik derzeit noch höher als bei konventionellen Synchronlinearmotoren mit magnetischem Sekundärteil.

Ist es denkbar, dass diese Linearmotoren in Zukunft Spindel-Servoantriebe in Werkzeugmaschinen ablösen können bzw. werden?

Heuchemer: Nein, ich denke nicht. Spindel-Servoantriebe werden immer ihre Existenzberechtigung haben bei kurzen Verfahrwegen und eher stationären Zuständen wie verfahren, lange stehen und dann wieder verfahren. Jedoch kommen bei hochdynamischen Maschinen mit mehreren g Beschleunigung über einen längeren Zeitraum und mit ständig wechselnder Last auch Kugelroll-Spindeln an ihre Grenzen. Sie neigen dann zu Schwingungen, die zu Lasten von Dynamik und Performance gehen. Hier sind Linearmotoren klar im Vorteil.


  1. Marktposition trotz Krise ausgebaut
  2. Bernd Heuchemer: Im Sekundärteil magnetfrei
  3. Sensorlose Antriebe

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