Ist Open-Source immer Trumpf?

9. Februar 2009, 10:12 Uhr | Andreas Knoll, Markt&Technik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Ist Open-Source immer Trumpf?

Welchen zeitlichen, fachlichen und letztlich auch finanziellen Mehraufwand benötigen Anwender von Open-Source-Stacks im Vergleich zu Nutzern proprietärer Stacks, um die Software für ihre eigenen Entwicklungen zu nutzen sowie zu warten und zu aktualisieren?

Das hängt davon ab, für welche Vorgehensweise sich der Anwender entscheidet. Wenn er den bisherigen Hersteller eines proprietären Stacks durch einen Dienstleister für einen Open-Source-Stack ersetzt, benötigt er keinen zeitlichen, fachlichen und finanziellen Mehraufwand – eher wird alles aus den genannten Gründen einfacher und besser. Wenn der Anwender aber sämtliche Vorteile von Open-Source komplett nutzen will und sich weitgehend oder gar vollständig von externen Zuliefer-Unternehmen unabhängig machen möchte, dann muss er eine eigene Kompetenz aufbauen.

Wären Anwender, die einen Open-Source-Stack für eigene Entwicklungen nutzen wollen, nicht besser beraten, einen proprietären Stack zu kaufen und auf die dazu angebotenen Dienstleistungen zurückzugreifen, als einen Open-Source-Stack kostenlos herunterzuladen und ihn selbst anzupassen bzw. für entsprechende Dienstleistungen zu bezahlen?

So grundsätzlich kann man diese Frage wohl nicht beantworten, denn es kommt auf die Bedingungen im Einzelfall an. Wenn eine langfristige vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Anbieter eines proprietären Stacks besteht und alles zur allseitigen Zufriedenheit funktioniert, so gibt es sicher keinen Grund, zu einer Open-Source-Lösung zu wechseln. Auf der anderen Seite umfasst Open-Source ein gewaltiges Einsparpotenzial, denn die gemeinsame Entwicklung von Basistechniken vermeidet die unnötige und damit kostspielige Parallelentwicklung.

Eine solche gemeinsame Entwicklungstätigkeit ist immer dann möglich, wenn keines der beteiligten Unternehmen Alleinstellungsmerkmale aufgeben muss. Normalerweise bedeuten Betriebssystemkomponenten wie etwa Kommunikations-Stacks für den Maschinenbauer keinerlei Alleinstellungsmerkmale.

Die Anbieter proprietärer Stacks dürften angesichts der Konkurrenz durch Open-Source-Stacks die Bemühungen intensivieren, ihre Stacks weiterzuentwickeln, schneller zu machen und mit zusätzlichen Funktionen zu versehen. Ist davon auszugehen, dass es sich bei Open-Source-Stacks um Low-End-Stacks und bei kommerziellen Stacks um High-End-Stacks mit zuverlässigeren Echtzeiteigenschaften und zusätzlichen Funktionen handelt?

Das ist nicht auszuschließen. Möglicherweise wird man in bestimmten Fällen auf einen proprietären Stack zurückgreifen müssen, weil besondere Anforderungen bestehen, die der Open-Source-Stack nicht erfüllen kann. Dabei kann es sich nicht nur um technische, sondern auch um vertragliche Anforderungen handeln. Beide Geschäftsmodelle können, wie gesagt, sicher problemlos koexistieren.


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