So gelingt die digitale Transformation

Von der Produktdenke zu »Outcome based Services«

5. Februar 2016, 9:24 Uhr | Karin Zühlke
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Software wird zum Key-Enabler

Beispiele für Outcome based Services gibt es schon. Eines davon stellte Dr. Norbert Gaus, Executive Vice President von Siemens, vor: Siemens hat mit einem spanischen Zugbetreiber ein neues Modell umgesetzt in der Gestalt, dass der Kunde nach Auskunft von Gaus nicht mehr den Zug und einen Wartungsvertrag bei Siemens bezieht, sondern die Verfügbarkeit. »Für uns heißt das, dass wir an diesen Kunden nicht mehr klassisch Züge und Wartungsverträge verkaufen, sondern Verfügbarkeit garantieren. Und unser Kunde verkauft nicht einfach nur eine Verbindung, sondern eine wirklich pünktliche Verbindung.«

Dass das Modell funktioniert, hat sich bereits gezeigt: Immer mehr Passagiere steigen auf der auf diese Weise bedienten Strecke Barcelona – Malaga vom Flugzeug auf die Bahn um. Das Service-Modell will Siemens nach den Worten von Gaus weiter ausbauen: Unter dem Namen „Siemens Digital Services“ will das Unternehmen Daten und Analytikfunktionen künftig noch stärker nutzen, um durch höhere Verfügbarkeit ihrer Anlagen oder Produkte und durch höhere Produktivität oder Effizienz Mehrwert für die Kunden zu schaffen. Im Geschäftsjahr 2015 hat Siemens mit klassischen und digitalen Services einen Umsatz von rund 16 Milliarden Euro erzielt. Für Digital Services erwartet das Unternehmen ein durchschnittliches jährliches Marktwachstum von 15 Prozent, erklärte das Unternehmen kürzlich auf der Hauptversammlung.

Aber nicht nur Siemens setzt auf die Karte der digitalen Outcome based Services, auch andere Unternehmen sind auf diesen Zug aufgesprungen, so etwa der Reifenhersteller Michelin, der an Großkunden nicht mehr den Reifen an sich verkauft, sondern die Laufleistung. Gemessen wird diese von einem Sensor im Reifen. Der überwacht auch den Reifendruck und fordert den Fahrer in bestimmten Intervallen auf, den Luftdruck zu überprüfen. Denn nur durch die entsprechenden Wartungsintervalle kann die Laufleistung garantiert werden. Das Ergebnis bzw. der Mehrwert dabei sollen eine längere Laufleistung und weniger Spritstoffverbrauch sein. Auch Förderprojekte in diese Richtung gibt es, wie das vom BMWi geförderte Projekt ACROSS, bei dem unter anderem Atos mitwirkt: Es soll Produkte und Services zusammenbringen.

»Traditionelle Lieferketten werden aufgebrochen«, unterstreicht Ahle und weist dabei auf einen wichtigen Meilenstein hin: Ende Januar nahm endlich der lange angekündigte Verein „Industrial Data Space“ seine Arbeit auf. Den Verein haben 18 Unternehmen initial unter Führung des Fraunhofer Institutes gegründet. Er soll nach den Worten von Ahle als Bindeglied zwischen Produktion und Smart Services fungieren und dabei das Rückgrat zur Datenverwaltung als „Network of Trusted Data“ bilden.

Software wird zum Key Enabler
 
Das Zusammenspiel von Hardware, Elektronik und Software wird für die Weiterentwicklung von Industrie 4.0 und der digitalen Transformation eine Schlüsselrolle spielen, darin sind sich die Referenten der Konferenz einig. Ulrich Ahle sieht hier noch Nachholbedarf: »Im Industrie-Umfeld lag der Schwerpunkt bisher weniger auf Software, aber es ist fundamental, dass die Firmen mehr und mehr Software-Spezialisten brauchen. Hardware ist der Enabler, aber die Intelligenz kommt aus der Software.« Reicht es aus, Software einfach aus der Cloud zu beziehen, wie vielfach angeboten?

Nach Ansicht von Ahle kommt ein Unternehmen nicht umhin, eigene Software-Kompetenzen aufzubauen, und sei es nur dazu, um externe Software beurteilen zu können. »Systems Engineering, Mechanik, Elektronik und Software gleichzeitig zu verwalten, ist eine Grundvoraussetzung, die im Unternehmen gegeben sein muss.« Und welchen Beitrag kann oder muss die Standardisierung hier leisten? Auch darauf hat Ahle eine klare Antwort: »Unsere Standardisierungsprozesse sind für die Dynamik der digitalen Transformation zu langsam. Wir werden es erleben, dass wir De-Facto-Standards nutzen, die wir anschließend legitimieren. Aber das soll kein Plädoyer gegen die Standardisierung sein. Wir brauchen die Standardisierung, das ist keine Frage.«


  1. Von der Produktdenke zu »Outcome based Services«
  2. Software wird zum Key-Enabler

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!