Die verdrängende Instandhaltung ist eine Strategie, bei der ein erkanntes oder vorhandenes Ereignis ignoriert wird. Sie ist keine echte Instandhaltung, sondern eher eine Methode für den Umgang mit speziellen Fehlerereignissen. Mit dieser Instandhaltungsstrategie wird ein bekanntes oder unbekanntes Fehlverhalten eines Systems nicht behoben. Diese Strategie ist nur sinnvoll bei Ereignissen ohne oder mit geringer Funktionsauswirkung.
Vorteilhaft sind die nicht anfallenden Kosten. Nachteilig ist jedoch, dass mindestens Funktionseinschränkungen der Anlage zu erwarten sind, gegebenenfalls sogar ein erhöhtes Ausfallrisiko besteht, weil eben keine Reparatur durchgeführt wird.
Die effektivste Instandhaltung lässt sich erreichen, wenn die angewandte Instandhaltungsstrategie zum anstehenden Instandhaltungsereignis passt. Daher ist die entscheidende Aufgabe, zu einem Ereignis die nutzbare Instandhaltungsstrategie zuzuordnen. Wie kann das gelingen?
Eine einfache und sehr erfolgreiche Methodik ist das »EventFingerprintMasking«. Bei dieser Methode werden die Eigenschaften der Instandhaltungsstrategien mit den Fingerabdrücken technischer Ereignisse verglichen.
Predictive Maintenance beispielsweise eignet sich prinzipiell besonders für leicht vorhersagbare Ereignisse. Weil sie als Instandhaltungsstrategie aber auch gravierende – besonders wirtschaftliche – Nachteile hat, sollten zusätzliche spezifische Merkmale betrachtet werden.
Bei gut identifizierbaren oder leicht zu behebenden Ereignissen kann man eventuell einfach abwarten, bis das Ereignis eintritt, und sich dann darum kümmern. Bei leicht vermeidbaren Ereignissen ist es wahrscheinlich auch besser, das Eintreten des Ereignisses zu vermeiden, anstatt frühzeitig komplette Komponenten auszutauschen.
Wenn der Fingerabdruck des Ereignisses neben der hohen Prädiktabilität aber eine niedrige Präventabilität, eine niedrige Identität und eine niedrige Reparabilität hat, kann Predictive Maintenance eine gute Wahl sein.
Durch das EventFingerprintMasking entstehen für jede einzelne Strategie spezielle Maskierungen, die gut für die Analyse und zur Strategieentscheidung jedes einzelnen Ereignisses genutzt werden können. Eine Instandhaltungsstrategie ist dann für ein Ereignis gut anwendbar, wenn der typische Fingerabdruck des Ereignisses in die Maske der Instandhaltungsstrategie passt. Bild 4 zeigt als Beispiel die Masken der oben beschriebenen Instandhaltungsstrategien, den Fingerabdruck eines Ereignisses und wie er in die jeweiligen Masken passt.
In diesem Beispiel ist erkennbar, dass das gewählte Ereignis gut sowohl in die Maske der ausfallenden als auch in die der verdrängenden Instandhaltung passt, wohingegen die anderen Instandhaltungsstrategien eine eher schlechte Wahl wären. Diese Methodik ist für jedes einzelne Ereignis eines technischen Systems anzuwenden. Anschließend lässt sich festlegen, welche Instandhaltungsstrategien für welche Ereignisse umzusetzen sind.
Viele Ereignisse können Funktionalität und Produktivität eines technischen Systems stören. Die richtige Instandhaltungsstrategie für jedes Ereignis ist entscheidend, um die Produktivität einer Maschine oder Anlage hoch und zugleich die Instandhaltungskosten niedrig zu halten.
Weil jedes der Ereignisse seinen individuellen Fingerabdruck hat, lassen sich mit dessen Hilfe die potenziell möglichen Instandhaltungsstrategien ableiten. Dafür sind spezielle diagnostische Methoden, Kataloge und Verfahren unentbehrlich.
Nutzt die Industrie die bereits vorliegenden Erfahrungen zu den Ereignissen aus anderen Branchen, können exakt angepasste Diagnosestrategien einen wirtschaftlichen Vorteil in der Instandhaltung bringen.
Der Autor:
Heino Brose ist Geschäftsführer von Synostik.