Jarmila Bogdanoff ist Managerin Smart Energy Systems beim ZVEI e.V.
"Während meines Abiturs waren alle überzeugt, ich studiere Philosophie. Aber genau in meinem Lieblingsfach wurde mir klar: Ich möchte nicht nur darüber reden, wie ein nachhaltiges System aussehen sollte, sondern ich will es aktiv mitgestalten. Im Studiengang Energietechnik hat mich dann die Begeisterung für das Stromnetz gepackt – als entscheidender Hintergrundplayer der Energiewende.
Der Master Human Factors hat mir den Blick über den Tellerrand (meines Fachs) ermöglicht und nun habe ich gelernt: Für unser Ziel müssen wir alle mitnehmen. Gerade in Sachen Strom und Energiewende muss die Mensch-Maschinen-Interaktion mitgedacht werden.
In erster Linie wollte ich Energiewende verständlich und die Komplexität greifbarer machen – also die Techniksprache ‚übersetzen‘. Ich habe bei meiner Jobsuche nicht vorrangig an Verbandsarbeit gedacht – aber als ich die Ausschreibung gelesen habe, war mir klar: Da muss ich mich bewerben.
Kurz gesagt bündeln wir die Expertise für die technischen Möglichkeiten zur Umsetzung der Energiewende und liefern Input an Politik, Normung, Richtung EU und Forschung. Im ZVEI bin ich für die Themen Netzdigitalisierung und Innovationen im Netz zuständig. Aktuell bedeutet das: Wir wissen, wir wollen ein klimafreundliches Energiesystem auf Basis erneuerbarer Energieerzeugung.
Aber diese Art der Erzeugung ist volatil. Wie kann das Netz also agil auf solche Schwankungen reagieren? Hierfür gibt es Lösungsansätze – für Optimierung im Kleinen, wie dem Prosumer-Haushalt, Großen, wie ganzen Windparks, und vor allem im Netz selbst: Mit einem digitalisierten Stromnetz könnten wir all die Potenziale für weniger CO2 tatsächlich heben, die z. B. E-Mobilität, Speicher oder erneuerbare Energieerzeugung versprechen.
Was ich besonders mag, ist die Vielzahl an Ideen und Projekten, die mir zeigen, was geht. Und die mir klar machen: Energiewende im Stromsektor, das ist möglich. Viele müssen noch überzeugt werden und ja, der Wandel ist nicht umsonst. Aber mich motiviert, zu wissen: Es geht hier um ein erreichbares Ziel.
Mein Alltag? Ich spreche täglich mit Menschen aus den verschiedensten Bereichen, u. a. Technik, Entwicklung, Vertrieb, Wissenschaft oder Politik. Und die Mischung macht es so interessant. Denn jede Perspektive ist anders und es spornt an, Kompromisse und gemeinsame Ziele zu suchen.
Ein typischer Satz in meinem Arbeitsalltag ist: „Wir suchen nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern den größten“. Das ist ein Anspruch an unsere Mitglieder und an uns selbst und in Sachen Energiewende und Nachhaltigkeit unverhandelbar: Wir wollen das maximal mögliche erreichen!
Mein Rat an junge Frauen: Habt keine Angst vor Technik. Probiert das aus, was ihr gerne mal machen würdet und habt auch keine Angst, am Anfang nicht perfekt zu sein. Es gibt immer einen Bereich, der einem nicht liegt. Aber wenn euch eine Seite begeistert, dann lohnt sich das Durchhalten.