Große Zukunftschancen für kleine und mittlere Speicherlösungen

TZE eröffnet Prüf- und Musterbaulabor für Lithium-Ionen-Akkus

3. September 2012, 11:44 Uhr | Engelbert Hopf
Prof. Karl-Heinz Pettinger, Hochschule Landshut: »Mit der Eröffnung des Prüf- und Musterbaulabors können wir nun die Material- und Grundlagenforschung in Richtung leistungsstärkerer, sicherer und langlebigerer Lithium-Ionen-Akkus vorantreiben.«
© Leclanché

Mit der Eröffnung des Prüf- und Musterbaulabors am Technologiezentrum Energie (TZE) der Hochschule Landshut tritt die Material- und Grundlagenforschung zum Thema Lithium-Ionen-Akkus dort in eine neue Phase. Im Fokus steht dabei die dezentrale und ressourcenschonende Energieversorgung kleiner Einheiten.

Diesen Artikel anhören

»Wenn Sie sich den gerade entstehenden Markt für Energiespeicher ansehen«, so Prof. Dr. Karl-Heinz Pettinger von der Hochschule Landshut, »dann existiert gerade bei den kleinen und mittleren Speichern eine deutliche Markt- und Beratungslücke«. Vor allem kleine Einheiten bieten jedoch, nicht nur nach seiner Überzeugung, von der Anzahl der Anlagen her betrachtet, das bei weitem größte Kundenpotenzial. Lösungen für dieses Marktsegment zu erforschen und auch zu entwickeln, das ist eine der Hauptaufgaben des Technologiezentrums Energie der Hochschule Landshut in Ruhstorf an der Rott.

Neben technischen und technologischen Fragestellungen widmet man sich dort aber auch ökonomischen sowie soziologischen Themen in der Energie- und Umwelttechnik. So wird dort Fragen zur Akzeptanz der Einführung alternativer, dezentraler Energiesysteme durch die Bevölkerung nachgegangen. Gleichzeitig wird aber auch an der Entwicklung energietechnischer Gesamtkonzepte im Kommunalbereich gearbeitet.

Es mag etwas übertrieben klingen, aber im Prinzip ist das Technologiezentrum Energie der Hochschule Landshut, dessen Wissenschaftlicher Leiter Prof. Pettinger ist, angetreten, um die allseits politisch propagierte Energiewende vom Kopf auf die Füße zu stellen. Im Oktober 2011 gegründet, stellt das TZE die erste Forschungsstelle der Hochschule Landsberg außerhalb des Campus dar. Gleichzeitig stellt das TZE ein klares Signal zur Verstärkung der Forschungsaktivitäten der Hochschule im Bereich der Energie- und Umwelttechnik dar.

Finanziert wird das als Forschungs- und Entwicklungseinrichtung konzipierte Technologiezentrum in Ruhstorf an der Rott aus Mitteln des Programms »Aufbruch Bayern«. Neben der Erstausrüstung wird daraus auch der Aufbau des Laborstandortes auf fünf Jahre finanziert. Über denselben Zeitraum stellt die Marktgemeinde Ruhstorf, mit Unterstützung des Landkreises Passau, das Gebäude mietfrei zur Verfügung. Ziel ist es, langfristig eine wirtschaftlich tragfähige Institution zu etablieren, die in enger Zusammenarbeit mit den Unternehmen der Region Inhalte und Aufgaben rund um das Thema Energie mitgestaltet.

Vor dem Hintergrund der beschlossenen Energiewende bietet das TZE für die Unternehmen der Region hervorragende Perspektiven zur Zusammenarbeit. Durch die bewusst dezentrale Positionierung des TZE eröffnen sich vor allem kleinen und mittleren Unternehmen aus der Grenzregion neue Möglichkeiten zur unkomplizierten Kommunikation mit der Hochschule. »Gerade die Lage im Herzen Europas mit Grenznähe zu Österreich und Tschechien ist hier als Vorteil zu sehen«, versichert Prof. Pettinger, »vor allem im Hinblick auf EU-weite Fördermöglichkeiten für grenzübergreifende Forschung in der eben gegründeten Donau-Moldau-Region«.

Ziel des TZE ist unter anderem die Entwicklung, Qualifizierung und Quantifizierung von Methoden und Systemen zur dezentralen, ressourcenschonenden Energieversorgung. Im Fokus steht dabei die Energieversorgung von kleinen Einheiten wie Einfamilienhäusern oder kleinen Gewerbebetrieben. Neben der Integration dieser Einheiten in die Stromverteilungsnetze beschäftigt sich das TZE mit der Erforschung, Erprobung und dem Vergleich von Energiespeichern. Zum Tätigkeitsspektrum des Technologiezentrums Energie gehört, dass die entwickelten Anwendungen im Pilotmaßstab mit Musterhaushalten getestet und evaluiert werden.

Durch die Einbindung der Stiftungsprofessur für elektrische Energiespeicher in das TZE baut die Hochschule Landshut in Ruhstorf an der Rott ein Kompetenzzentrum für diese Speichertechnologien auf. In erster Linie geht es dabei um die Etablierung eines neuen Schwerpunktes für die Erforschung von Lithium-Ionen-Akkus. Im TZE wird dazu ein Prozess zur Handfertigung von Lithium-Ionen-Zellen aufgebaut, beginnend mit der Handhabung von Aktivmaterialien bis hin zur fertigen Zelle. »Weil nur wenige deutsche Universitäten und Forschungsinstitute über diesen so genannten Laminationsprozess verfügen«, erläutert Prof. Pettinger, »nimmt das Technologiezentrum Energie dank dieser Technologie sowohl nach nationalen wie internationalen Qualitäts-Niveaus eine führende Rolle ein«.

»Mit der Eröffnung des neuen Prüf- und Musterbaulabors für Lithium-Ionen-Akkus können wir nun Materialforschung und Akkugrundlagenentwicklung betreiben«, freut sich Prof. Pettinger, »unser Ziel ist dabei die Entwicklung langlebigerer, leistungsstärkerer und sicherer Lithium-Ionen-Akkus«. Konzipiert ist das Labor vorerst für den Bau kleinerer Akkumulatoren mit Kapazitäten von maximal 2 Ah. Bei der Entwicklung der Batteriesysteme wird fakultätsübergreifend mit der Elektrotechnik zusammengearbeitet. Der Ausbau des TZE für die Anfertigung und den Test von Zellen mit Speicherkapazitäten von 20 bis 40 Ah befindet sich nach Auskunft von Prof. Pettinger bereits in Vorbereitung.

Mittelfristig wollen die Verantwortlichen der Hochschule Landshut mit dem TZE ein Kompetenzzentrum in Sachen Lithium-Ionen-Akkumulatorentechnik schaffen, dass sich mit Aktivitäten in München, Stuttgart und Hamburg messen kann.


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Batterien und Akkus