Ist die Drehstromübetragung eine Technik von gestern?

Gleichstrom - und Supraleitung - in die Verteilnetze!

19. März 2014, 15:19 Uhr | Heinz Arnold
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Wenn schon Gleichspannung, dann auch Supraleitung

Und wenn schon Gleichstrom, dann am besten mit Supraleitung: »In Windfarmen lohnt sich der Einsatz von Hochtemperatursupraleitern schon heute, auch weil die teuren Umrichter wegfallen.«

Sein Plädoyer für Gleichstrom macht auch für den Endanwendern nicht halt: »Ein Smart Home, das mit Gleichstrom versorgt wird, wäre smarter.«

Städte mit eigenen Ringsystemen auf Basis von HTS-Gleichstromkabeln auszustatten, würde er insgesamt als sehr viel besser betrachten, als bei der herkömmlichen Drehstromübertragung zu bleiben. Einen ersten Schritt dazu geht er auf dem eigenen Campus. Ende des Monats beginnt dort der Aufbau eines Gleichstromnetzes, auf dessen Basis erste Erfahrungen gesammelt werden sollen.

Aus diesen Erwägungen hält er es auch für unabdingbar, der Energiewende zum Erfolg zu verhelfen: »Wir müssen nicht nur mit der Energie, sondern auch mit den Materialien viel bewusster umgehen. Die Preise für Rohstoffe wie Kupfer und Stahl werden eher steigen. Eine Deindustrialisierung Deutschlands wäre deshalb zu befürchten, wenn die Energiewende kein Erfolg würde.«

Und was steht der Umsetzung der Vision von supraleitenden Gleichstromnetze auf der Verteilebene entgegen? Laut De Doncker erstens die Ausbildung der Ingeneiure, die fast nur auf die Drehstromübertragung ausgerichtet ist. »Hocheffiziente DC/DC-Wandler gab es schon vor 20 Jahren, aber wir verstehen erst jetzt, was das für die Verteilnetze bedeuten kann.« Zweitens werden häufig nicht die Kosten fair kalkuliert und alles mit einbezogen, was für die Gleichstromübertragung spricht. Und drittens würden die Netzbetreiber immer ihren eigenen Mikrokosmos optimieren, das Gesamtsystem würde deshalb leider nicht betrachtet.

»Die Automatisierung benötigt nicht nur ICT (smart grids, smart home),sondern auch dynamische Energiewandler und flexible Netze. Dies minimiert die Kosten für Infrastruktur und Speicher, und erlaubt eine Balancierung von volatilen Quellen mit Prosumern sowie die doppelte Nutzung von Batterien, Wärme- und Gasspeichersystemen. Die Leistungselektronik wird eine wichtigste Schlüsseltechnologie sein, die flexible und effiziente Energiewandlung im elektrischen Netz ermöglicht. »Die gesteigerte Nutzung von Leistungselektronik lässt Gleichspannungsnetze zu einer sinnvollen Alternative werden, da erforderliche Kabel in die existierende Infrastruktur integriert werden können und von der Gesellschaft akzeptiert werden.«, so sein Fazit.


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