Während die Bahnen auch einen Tag nach Sturmtief Niklas nicht durchgängig fuhren, brachten die teilweise orkanartigen Böen Deutschlands Windkraftanlagen nicht nur nicht in Schwierigkeiten, das schlechte Wetter sorgte für einen neuen Windstrom-Rekord.
Ulrich Schomakers Prognose von Anfang der Woche, dass der Sturm keine Gefährdung der Windanlagen darstelle, sondern die Chance zum Mehrertrag bringe, hat sich bewahrheitet. Den Geschäftsführer des über 1450 Windenergieanlagen betreuenden Service-Unternehmens Availon aus Rheine brachten auch entwurzelte Bäume und beschädigte Dächer nicht aus der Ruhe.
»Wir hatten bislang kaum mehr als eine Handvoll Anlagen für eine gewisse Zeit in der automatischen Sturmabschaltung«, erklärte er am Dienstag. Ab Windgeschwindigkeiten, die über zehn Minuten den Wert von 25 Meter pro Sekunde (90 Kilometer pro Stunde) übersteigen, oder Böen über 30 Meter über drei Sekunden (108 Kilometer pro Stunde) schalten Windenergieanlagen automatisch ab. Die Rotoren drehen um 90 Grad in den Wind, um diesem keine Angriffsfläche mehr zu bieten.
Die in Deutschland installierten Anlagen müssen mindestens Windgeschwindigkeiten von 60 Meter pro Sekunde (234 Kilometer pro Stunde) standhalten können. »In der Praxis liegt die Belastbarkeit deutlich höher. Für die deutschen Windmüller stellt sich also in den kommenden Tagen nicht die Frage, wie viele Anlagen noch stehen, sondern wie hoch die Mehrerträge aus Tief Niklas sind«, so Schomakers am Dienstag.
Am Montag erzeugten Deutschlands Windenergieanlagen nach Informationen des Internationalen Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) etwa 30.000 MW Strom, was zusammen mit ca. 13.000 MW Solarstrom für einen Einspeiserekord bei Erneuerbaren von ca. 44.000 MW reichte. Auch am »Sturm-Dienstag« produzierten die Windenergieanlagen immer noch 27.600 MW und die Solaranlagen 10.600 MW. Beide Tage übertrafen damit den im April 2014 aufgestellten »Erneuerbaren-Rekord« von 38.000 MW.