Welche Funktionen, die Manipulationen erkennen können, befinden sich auf dem Chip?
Christophe Tremlet: Es gibt einen Temperatur-Sensor auf dem Chip, der einen eigens entwickelten Rate-of-Change-Detector enthält. Dieser Sensor stellt starke Temperaturänderungen fest und kann so Angriffe erkennen. Außerdem sind Eingänge für die Erkennung von Manipulationsversuchen integriert, die sich an ein vom Anwender definiertes Netz anschließen lassen und so ein komplettes System schützen können. Und schließlich macht es schon das Gehäuse, ein Chipscale-BGA mit 81 Lotperlen, potenziellen Angreifern schwer, überhaupt an die Anschlüsse heran zu kommen.
Deckt der Chip alle Sicherheits-Anforderungen ab, die in Datenkonzentratoren für Smart Grids erforderlich sind?
Roger Westberg: Der MAX36025 ist der erste Chip einer neuen Familie mit vielen Mitgliedern. Wir werden in Kürze noch viele weitere ICs für den Einsatz in Smart Grids auf den Markt bringen, genauso wie für den Einsatz in Smart Meters.
Was ICs für Smart Meters betrifft, so gib es dort ja viele verschiedene Sicherheitsvorschriften, fast jedes Land hat seine eigenen. Will Maxim für all diese unterschiedlichen Länder ICs auf den Markt bringen?
Roger Westberg: Ja, auf jeden Fall. Unser Ziel besteht darin, mit unserem Produktspektrum die unterschiedlichen Anforderungen in den verschiedenen Ländern abdecken zu können. Wir wollen von der Metrologie über die robuste Kommunikation bis zu der Sicherheit alle Aspekte im Bereich Smart Grid/Smart Metering abdecken und zum führenden Anbieter in diesem Sektor werden.
Wie ist dies wirtschaftlich zu realisieren?
Christophe Tremlet: Wir werden Plattformen entwickeln, die sich über Software auf die verschiedenen Anforderungen der Länder anpassen lassen. Trotz aller Flexibilität wird es aber selbstverständlich nicht einen einzigen Chip geben, der alle Anforderungen der Welt abdecken kann.
Die Sicherheitsanforderungen, die das BSI in Deutschland an die Smart Meters stellen wird, stehen noch nicht fest. Erst dann wird der Bedarf an ICs für die entsprechenden Zähler einsetzen. Wann rechnen Sie damit?
Roger Westberg: Steht die Regulierung fest, wird die Zertifizierung noch viele Monate in Anspruch nehmen. Mit nennenswerten Stückzahlen ist wohl frühestens 2014, eher 2015 zu rechnen.
Christophe Tremlet: Die EDF in Frankreich hat die Sicherheitsregulierung auch noch nicht endgültig definiert. Auch hier wird die Produktion in Stückzahlen wohl erst 2014/2015 so richtig losgehen.
Es wird also noch einige Zeit vergehen, bis der MAX36025 in hohen Stückzahlen Einsatz findet?
Roger Westberg: Nein, denn er eignet sich für den Einsatz in vielen Bereichen, die eine hohe Sicherheit erfordern. Das geht von der Zugangskontrolle über alle Systeme, über die finanzielle Transaktionen abgewickelt werden, bis zur sicheren Kommunikation im Allgemeinen.
Könnten sich die BSI-Anforderungen zu einem de-Facto-Standard in Europa entwickeln?
Christophe Tremlet: Wir gehen davon aus, dass einige europäische Länder das BSI-Sicherheitsprofil übernehmen werden, andere werden ihre eigene Anforderungen einführen.
Könnte es sein, dass Deutschland zu einer einsamen Insel mit sehr hohen Sicherheitsanforderungen in einem Meer von Ländern wird, die geringere Sicherheitsanforderungen stellen?
Wir sollten nicht in den Kategorien von höheren oder niedrigeren Sicherheitsanforderungen denken. Welche Bedrohungen als besonders groß empfunden werden, das kann von Land zu Land unterschiedliche bewertet werden. Und dies kann sich in unterschiedlichen Sicherheitsanforderungen niederschlagen. Deshalb können wir nicht sagen, dass ein bestimmtes Land wie Deutschland höhere Sicherheit bietet als ein anderes Land.