Ein wenig argumentiert auch der Bundesverband Erneuerbare Energien in diese Richtung: Bedarf und Kosten für den Netzausbau auf der Höchstspannungsebene könnten erheblich reduziert werden, wenn Bund und Länder den Ausbau der Erneuerbaren Energien flächendeckend und dezentral vorantreiben. »Je mehr regenerative Kraftwerkskapazitäten wir in den einzelnen Regionen haben, desto geringer fällt der Bedarf an Fernübertragungsleitungen aus. Hier sind insbesondere die südlichen Bundesländer gefragt, ihren Rückstand bei der Windenergie aufzuholen«, sagt Schütz. Der BEE hält es insofern für notwendig, den im Entwurf angenommenen Ausbaubedarf genau zu überprüfen.
Anderer Meinung ist die vbw: »Schon im Herbst 2011 haben wir mit der vbw Studie »Netzausbaubedarf zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts Bayern« gezeigt, dass es beim Ausbau der Übertragungsnetze erheblichen Nachholbedarf gibt, damit der süddeutsche Raum weiterhin sicher, umweltverträglich und zu wettbewerbsfähigen Preisen mit Strom versorgt wird«, erklärt Bertram Brossardt.
Peter Droege von EUROSOLAR hält dagegen: »Gerade der dezentrale Ausbau der Erneuerbaren Energien bietet die Chance, Strom genau dort zu erzeugen, wo er benötigt wird. Unnötig große Distanzen zwischen dem Ort der Erzeugung und dem Ort des Verbrauchs lassen sich so vermeiden und die erforderliche Länge neuer Stromtrassen deutlich reduzieren.«
Eher vom Gegenteil ist Bertram Brossardt überzeugt: »Wenn die Kernkraftwerke in den nächsten Jahren vom Netz gehen, dann wird Bayern einen Großteil seines Stroms aus norddeutschen On-Shore und Off-Shore Windkraftwerken und aus Kohlekraftwerken beziehen müssen. Dafür brauchen wir ein leistungsfähiges Transportnetz. Neben den Stromautobahnen ist auch der Ausbau der Verteilnetze vor Ort notwendig, um den dezentral in Photovoltaik- und Windkraftanlagen erzeugten Strom zu den Abnehmern zu bringen.«