Auf unterschiedliche Reaktionen stößt der nationale Netzentwicklungsplan der vier großen Stromnetzbetreiber: Während die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) ihn rundum begrüßt und der Bundesverband Erneuerbare Energie ihn grundsätzlich positiv bewertet, will Eurosolar ihn am liebsten von Grund auf revidieren.
»Die notwendigen Investitionen in die Netzinfrastruktur gilt es jetzt zügig auf den Weg zu bringen«, sagt BEE-Präsident Dietmar Schütz. »Die Energiewende ist auch ohne den Bau von 4000 km neuen Stromtrassen zu realisieren«, erklärt Peter Droege, Präsident von Eurosolar. Anderer Meinung ist vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt: »Wir begrüßen das Vorhaben der vier Netzbetreiber, gemeinschaftlich die deutschen Stromnetze auszubauen, zu modernisieren und an die neuen Anforderungen anzupassen, die sich aus dem Ausstieg aus der Kernenergie ergeben. Für das Gelingen der Energiewende ist dies essenziell.«
BEE-Präsident Dietmar Schütz erteilt allen Stimmen eine klare Absage, die den Ausbau der Erneuerbaren Energien mit Verweis auf den verzögerten Netzausbau bremsen wollen: »Das Tempo beim Zuwachs der Erneuerbaren muss den Netzausbau bestimmen und nicht umgekehrt. Deshalb brauchen wir sowohl neue Leitungen auf der Höchstspannungsebene, um Übertragungsengpässe aufzuheben, als auch moderne Verteilnetze, die die fluktuierende Einspeisung aus Solar- und Windenergie optimal aufnehmen können.«
Etwas anders sieht es Eurosolar: Was als unvermeidbar dargestellt werde – der Ausbau des Netzes um 4000 km – sei in Wirklichkeit eine ganz bewusste Entscheidung, genau diejenigen Versorgungs- und Machtstrukturen zu bewahren und sogar auszubauen, die durch den dezentralen Ausbau der Erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren zurückgedrängt worden sind. Aber schon der Szenariorahmen für den Netzentwicklungsplan im vergangenen Jahr sei ganz auf zentralistische Strukturen ausgerichtet gewesen: »Es ist sehr bedauerlich, dass schon damals berechtigte Kritik nicht aufgenommen wurde und reale Entwicklungen beim Ausbau der Erneuerbaren Energien einfach übersehen wurden«, so Peter Droege.
Laut Eurosolar betreiben viele Bundesländer inzwischen eine Raumordnung, die es erlaube, die lokalen und regionalen Potenziale zur regenerativen Stromerzeugung besser und systematischer auszuschöpfen. Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, aber inzwischen auch Bayern und Baden-Württemberg machten durch ihre Ausbaupläne den Entwurf des nationalen Netzentwicklungsplans schon jetzt obsolet.