Ein Marktdesign 2.0 zu schaffen – das ist laut Roger Kohlmann, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDEW, eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Energiewende gelingen kann. Daran will der BDEW kräftig mitwirken.
Energiewende – dieser Begriff klingt laut Kohlmann fast schon zu bescheiden. Angesichts der Herausforderungen und der Gefahren wäre ein anderer Begriff angemessen: Revolution, also der Einsturz alter Ordnungsstrukturen und der Aufbau neuer Strukturen, die den neuen Anforderungen genügen. In diesem Prozess müssen alte Positionen aufgegeben werden und Machtpositionen verschieben sich. »Darin liegt die besondere Herausforderung«, erklärte Roger Kohlmann in seiner Eröffnungsrede des BDEW-Fachkongresses »Treffpunkt Netze« vor rund 400 Teilnehmern.
Am Anfang war die Euphorie über Erneuerbare Energien groß und es gab einen parteiübergreifenden Konsens. Jetzt beginnt der Konsens zu erodieren. Das ist aber nach Ansicht Kohlmanns typisch für Revolutionen, sobald sie nämlich in der Phase angelangt seien, in der es um die Umsetzung im Detail gehe.
In dieser Phase sei die Energiewende nun eingetreten, es ist kein Wunder, dass jetzt um Detailprobleme gestritten wird. Denn die Umstellung auf Erneuerbare Energien zieht gravierende Folgen nach sich: die Übertragungs- und vor allem die Verteilnetze müssen angepasst werden. »Gerade für die Verteilnetze, die noch nicht auf dem Radarschirm der Öffentlichkeit sind, bedeutet dies einen enormen Aufwand«, sagt Kohlmann. Zwischen 27 und 42 Mrd. Euro, so schätzte die DENA Ende 2012, seien erforderlich, um den Strom aus erneuerbaren Quellen verteilen zu können.
Stagnation vor der Wahl – auch eine Chance
Doch damit nicht genug: Auch das Marktdesign muss angepasst werden, Kohlman spricht vom Marktdesign 2.0. Damit liegt nach seinen Worten der Ball im Feld der Politik. Allerdings geht er nicht davon aus, dass in diesem Feld vor der Wahl noch viel geschehen könnte. Deshalb wird wohl erst die neue Regierung das tun, was er für außerordentlich dringlich hält: Leitplanken zu setzen. »Obwohl die Zeit drängt, ist die Gefahr groß, dass wir ein weiteres Jahr verlieren.«
Allerdings sollte man das Beste aus der Situation machen und die Zeit der politischen Verzögerungen als Chance begreifen. Die Branche müsse sich auf gangbare Wege verständigen.