Dafür gibt es derzeit doch die regebaren Ortsnetztrafos mit ihren elektromechanischen Stufenschaltern, die MR ebenfalls baut?
Ja, aber der elektromechanische Ansatz kommt zunehmend an seine Grenzen. Längerfristig werden leistungselektronische Maschinen wie Universal Power Flow Controller die Aufgabe der Lastflussregelung übernehmen. Damit wird sich eine Aufgabentrennung für die Lastflussregelung mit dem UPFC und für die galvanische Trennung mittels des Trasnformators ergeben.
Die Universal Power Flow Controller befinden sich aber derzeit noch im Entwicklungsstadium?
Ja, hierzulande wird viel an Universitäten geforscht. In den USA gibt es bereits Start-ups, die Geräte entwickelt haben. Allerdings sind sie noch zu teuer und es ist schwierig, die erforderliche Intelligenz in die Leistungselektronik zu integrieren. Die Technologien von Amantys können einen wesentlichen Beitrag leisten, diese Integration voranzutreiben.
MR hätte sich also einen Vorsprung vor dem Wettbewerb gesichert?
Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es müssen aber auch noch weitere Schritte hinzukommen. Bei Amantys handelt es sich um ein strategisches Technologie-Investment, das durch weitere Aktivitäten zu ergänzen ist.
Nun war Amantys ja am Markt mit der neuen Technik nicht ganz so erfolgreich und zur Aufgabe gezwungen. Sie sind trotzdem überzeugt?
Der Hintergrund ist, dass der Hauptinvestor den Exit gesucht hat, aber kurzfristig niemanden gefunden hat, der die Anteile übernehmen wollte. Er hat daraufhin die Verbindlichkeiten beglichen und das Geschäft aufgegeben. Ich kenne die Firma seit 2011 sehr gut und alles, was von der technischen Seite versprochen wurde, ist auch eingehalten worden. Die REINHAUSEN Gruppe hatte seit 2012 verschiedene Berührungspunkte mit Amantys. Wir kennen also die Technologien gut, sie sind weltweit einmalig und passen genau in die Strategie von MR.
Was geschieht mit dem Produktspektrum von Amantys?
Wir haben mit der Amantys Power Electronics Ltd. eine 100prozentige MR-Tochter mit Sitz in Cambridge gegründet, die zunächst mit dem Produktspektrum von Amantys weiter auf dem Markt bleiben wird. Die Gründung der Tochter haben die bisherigen Kunden von Amantys ausdrücklich begrüßt, sie zeigen ein klares Interesse an der weiteren Zusammenarbeit.
Wo findet die Produktion statt?
Amantys war ein Unternehmen ohne eigene Fertigung, die Produkte stellen je nach Stückzahl wie bisher Lohnfertiger in Großbritannien oder Südostasien her
Wer waren die bisherigen Kunden von Amantys?
Amantys Treiber wurden für führende Hersteller von IGBT-Modulen speziell unter Nutzung der neuen Funktionen qualifiziert. Die Hersteller bieten auch Module mit eigenen Treibern sowie mit weiteren Treibern von Drittanbietern ohne die innovativen Funktionen an. Außerdem können die Entwickler von leistungselektronischen Applikationen die IGBTs ohne Treiber einkaufen und die Module mit eigenen Treibern oder mit Treibern von Drittherstellern wie Amantys betreiben.
Dann gibt aber MR die Technik auch an Firmen weiter, mit denen MR im Wettbewerb steht. Wäre damit der Vorsprung nicht hinfällig?
Nein, denn die Hardware-Technologie ist nur eine Voraussetzung. Es kommt genauso auf die Algorithmen an. Die Algorithmen laufen auf den Applikationsrechnern und steuern die Leistungselektronik. Diese Algorithmen haben wir im eigenen Haus entwickelt. Man muss die dynamischen Vorgänge in den Netzknoten schon sehr gut verstehen, um die Algorithmen entsprechend entwickeln zu können. Darin sehen wir unser Kern-Know-how.