»Wir werden den Begriff der persönlichen Identität neu definieren«

Sicherheit - ein relativer Begriff

30. Juli 2012, 13:07 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Eine neue Klasse von Risiken

Jetzt stellen sich die Probleme wieder neu. Aus riesigen Datenbeständen, die sich weltweit in den Rechenzentren ansammeln, können neue Realitäten entstehen, die sich nicht mehr wie früher auf die Ursprungsinformationen zurückführen lassen. Die globale Verknüpfung, die ständige Erreichbarkeit und die Rückkoppelungen in Echtzeit lassen neue Risiken entstehen, die nur schwer beschreibbar sind. Die Komplexität führt dazu, dass keine Modelle für die Beschreibung mehr möglich sind. 

Es müssen sich also neue Routinen herausspielen, die innerhalb der Gesellschaft festlegen, was akzeptabel ist und was nicht. Routinen, die auch die Frage beantworten, wie viel Sicherheit wir brauchen und wie wir sie definieren.

Was ganz neu ist: Nicht mehr der Staat sammelt die Daten, sondern vor allem Privatfirmen. In den Demokratien haben sich die Bürger starke Abwehrrechte gegen den Staat erkämpft. Ist das heute noch von Relevanz? Dass wir auf die vehementen Auseinandersetzungen rund um die Volkszählung Anfang der 80er nur noch achselzuckend und mit wissendem Lächeln zurückblicken, zeigt schon einiges. Staat und Wirtschaft müssen also eine neue rechtliche Sicherheit produzieren. Und das unter Bedingungen, unter denen sich auch die persönliche Identität in einer vernetzten Welt abweichend von dem definieren wird, was wir bisher kannten. Die persönliche Identität, wie wir sie heute kennen, hat sich in der Zeit der Aufklärung herausgebildet, hat sich im Kampf gegen den Absolutismus bewährt und gestärkt, bewirkte die »Verwandlung der Welt« (Osterhammel) im 19. Jahrhundert und ging aus dem Kampf mit den Totalitarismen des 20. Jahrhunderts siegreich hervor.

Nun könnten die technisch-sozialen Umwälzungen, die das Internet bewirkt, die persönliche Identität neu definieren. Aber wie? Das dürfte kaum vorherzusehen sein.

Schön zum Ausdruck brachte dies in der Diskussionsrunde auf dem ZVEI-Jahreskongress Ole Scheeren. Moderator Ranga Yogeshwar stellte die Frage, ob es überhaupt erforderlich sei, künftig noch Megacities zu planen und zu bauen. Denn wenn das Zusammenleben in sozialen Netzwerken stattfinde, wozu dann noch die ’Hardware’ für Megacities? Scheeren antwortete: »Städte waren in der Geschichte der Menschheit immer Orte der Hoffnung. Können soziale Netzwerke die Städte ersetzen? Um diese Frage beantworten zu können, sind wir zu alt. Wir denken nicht vernetzt.«


  1. Sicherheit - ein relativer Begriff
  2. Sicherheitsstrategien
  3. Eine neue Klasse von Risiken

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