Nur zu wissen, ob eine höhere Betriebstemperatur eher die Leuchtdauer bis zur Abnahme auf 70 oder 50 Prozent des Ausgangswertes negativ beeinflusst bzw. ob ein höherer Strom die Wahrscheinlichkeit eines Totalausfalls steigert, ist für einen professionellen Leuchtendesigner definitiv viel zu wenig. Denn wer mit diesem Wissen im Hinterkopf einfach auf Verdacht an den Stellschrauben Strom oder Temperatur dreht, geht ein hohes Risiko ein: Einerseits steigen die Kosten wenn man mehr Sicherheit einbaut als »eigentlich« nötig. Das kann ein Produkt unter Umständen derart verteuern, dass man sich »dank« dieser Vorsichtsmaßnahme quasi aus dem Markt »herauskatapultiert«. Anderseits steigen die Kosten für die Abwicklung von Reklamationen im Rahmen der Produktgarantie wenn die Lebensdauer im statistischen Mittel zu gering ist. »Wer weiß, woran er hinsichtlich der Einflussparameter auf die Lebensdauer von Leuchten ist, kann sich einen Wettbewerbsvorteil sichern«, verspricht denn auch Rudi Hechfellner. Es geht also darum, die Applikation zu verstehen, kritische Grenzen zu erkennen und diese nur in einem vertretbaren Maß zu überschreiten. So kann ein Leuchtenhersteller seinen Kunden ein Produkt geben, das die Anforderungen der Applikation erfüllt. Ein Geschäftsmodell wird erst dann möglich wenn man zuverlässige Daten hat. Was vertretbar ist, entscheidet hingegen dann der Kunde: Will er wirklich »zero defects« oder ist es ausreichend, wenn nicht mehr als X Prozent der gelieferten Leuchten innerhalb einer spezifizierten Zeit unbrauchbar wird, weil diese eine bestimmte Lichtleistung nicht mehr erbringen?
Man braucht also ein Rechenmodell, das die Grenzen für alle möglichen Werte der in Frage kommenden Betriebsparameter ziehen kann. »Allerdings braucht man nicht nur ein zuverlässiges Rechenmodell, sondern der Designer muss auch wissen, welche Daten er braucht, welche es wo gibt und wie er diese Daten in das passendes Rechenmodell einbringt«. Dabei müssen genügend Daten vorliegen um eine hinreichende Aussagezuverlässigkeit zu gewährleisten. Die Gewinnung solcher Daten erfordert allerdings Investitionen, die nicht jeder LED-Hersteller bereits getätigt hat. Solche Daten hat zum Beispiel Philips Lumileds anhand seiner langjährigen Erfahrung schon in großem Umfang gesammelt. »Unsere Reliability Test Labs haben mittlerweile insgesamt mehr als 700.000.000 Stunden durch laufende Qualitätsverifikation belegt«, sagt Hechfellner, der schlussfolgert: »Mit diesen hieraus gewonnenen Daten lassen sich realistische Systemanalysen durchführen«.