Elkonet sieht es daher auch als seine Aufgabe an, kleinen und mittelständischen Unternehmen den Einstieg in neue und wachstumsstarke Geschäftsfelder zu erleichtern und Betriebe zu beraten, auch zu einheitlichen Qualifizierungsstrategien. Gleichzeitig schreite die technische Entwicklung teilweise so schnell voran und sei so komplex, dass es bis zu drei Jahren brauche, bis sie Einzug in die technische Berufsausbildung fände, erklärt Janßen. Auch als Weiterbildungsinstitut sei man da durchaus gefordert, um am Puls der Zeit zu bleiben. Soeben habe man das Curriculum zum Informationstechniker-Meister modernisiert. Dabei ist Weiterbildung auch ein probater Weg, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Häufig wird Fachkräftemangel mit Ingenieurmangel gleichgesetzt. Doch auch das Elektrohandwerk sucht händeringend nach Fachkräften und Auszubildenden. Schon heute spricht der Verband ZVEH von 27.000 nicht zu besetzenden Stellen im Elektrohandwerk.
Die Gründe? Einer davon sei sicher die grassierende »Überakademisierung«, sagt Thorsten Janßen. Der Meister konkurriere heute mit dem Bachelor. Bundesweit verlören die ehemaligen Hauptschulen, die heute Mittelschulen oder Werkrealschulen heißen, an Akzeptanz. »50 bis 60 Prozent der Grundschüler wechseln heute in Baden-Württemberg aufs Gymnasium«, ergänzt Janßens Kollege Jarosch vom etz in Stuttgart.
Die Folge: Das Elektrohandwerk bangt, ob es auch in Zukunft genügend Auszubildende findet. Dabei hätten gerade Meister hervorragende Aussichten, etwa mit Schwerpunkt Informationstechnik: »Das Internet of Things hält Einzug in die Haustechnik, in Zukunft kann das Smartphone mit der Heizung kommunizieren«, so Jarosch. Zusätzlich zum Azubimangel erwartet die Branche die Auswirkungen der demographischen Entwicklung. Aktuelle Zahlen des VDE prognostizieren dabei einen verschärften Mangel durch sinkende Schüler- und Absolventenzahlen ab ca. 2020.
Und wenn im Zuge der allgemeinen Akademisierung die Absolventenzahlen an den Universitäten sinken – wie sieht es dann erst bei den Handwerksberufen aus? Diese Entwicklung sollte den Fachbetrieben Sorgen bereiten, sollte man meinen. Tut es auch durchaus – doch in steigenden Weiterbildungsraten resultiert das noch nicht. Die Auftragslage sei zu gut, erwidern Janßen und Jarosch. Muss also erst die Auftragslage sinken, damit Zeit für Weiterbildung übrig ist? Janßen mahnt an, das es eine strategische Entscheidung sei, in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter zu investieren. »Und das kostet Zeit und Geld!« Soeben habe man zusammen mit dem etz einen Zweitages-Workshop veranstaltet, Thema »Fachbetrieb Energieeffizienz«, der seit Oktober 2013 angeboten werde. Vorwiegend Chefs und führende Mitarbeiter hätten teilgenommen, »eigentlich habe man gar keine Zeit, weil so viel zu tun ist«, sei der Tenor gewesen.
Vergleichsweise gut läuft am etz die Weiterbildung zu Elektromobilität, was an der regionalen Vorreiterrolle Baden-Württembergs liegen mag. Für diesen Zukunftsmarkt macht Elkonet fit und bildet Elektrohandwerker weiter zum »Experten (Elkonet) für Elektromobilität«. Denn schließlich beschränke sich die Tätigkeit des Handwerkers nicht auf die Montage der Wallbox in der heimischen Garage. Vielmehr gelte es zu vermitteln, welche Anforderungen Ladestationen an die bestehende Elektroinstallation in Gebäuden stellten, was bei einer fachgerechten Dimensionierung, der Installation und dem Prüfen von Ladestationen zu beachten sei und wie man Kundenwünsche bei der Planung berücksichtigen könne. Die Nachfrage nach diesem Kurs sei zwar groß, werde aber wohl erst in zwei, drei Jahren mit steigender Verbreitung von Elektroautos und Infrastruktur voll zum Tragen kommen, glaubt Jarosch.
Gelehrt wird heute bei Elkonet via Blended Learning, das heißt überwiegend online, Präsenztermine beschränken sich auf das Notwendigste, etwa wenn es um manuelles oder haptisches Einüben geht. Reine Präsenzseminare kosten zu viel Zeit. In der Regel wird der Aufwand geteilt: Der Betrieb übernimmt die Kosten, der Teilnehmer opfert einen Teil seiner Freizeit. »Gerade bei Jüngeren kommt das sehr gut an«, erklärt Jarosch, »sie sehen das nicht zuletzt als wertvolle Karriere-Investition.« Der Druck durch Fachkräftemangel werde zunehmen, sagt Jarosch voraus, auch angesichts der zunehmenden Klagen über die Qualität der Azubis. So sei es nur sinnvoll, seine Mitarbeiter durch Weiterbildungsmaßnahmen zu binden. Natürlich auch die älteren – wenngleich das Modell »Vorruhestand« noch weit verbreitet sei. »Das wird sich ändern«, ist sich Jarosch sicher, »das Problem wächst von unten!« Bereits ab 2020, so die Prognose des Bundesinstituts für Berufsbildung, soll es einen Engpass an Meistern geben.