»Vielfältige Kooperationen, Internationalisierung und fast 60 Branchenführer und Innovationstreiber die auf den EEBus setzen: Das gibt der marken- und technologieunabhängigen Smart-Home-Vernetzung und der Initiative jetzt einen starken Schub nach vorne«, sagt Peter Kellendonk von der EEBus-Initiative.
Energie & Technik: Das Smart Home stand auf der diesjährigen IFA wieder im Zentrum des Interesses. Haben Sie den Eindruck gewonnen, dass neue Impulse von der IFA für das Smart Home ausgingen?
Peter Kellendonk: Ein wichtiger Impuls ging davon aus, dass sich nun Kooperationen bilden: viele Unternehmen aus unterschiedlichen Bereichen ziehen jetzt an einem Strang. Das war letztes Jahr noch nicht so.
Hat es für EEBus einen Durchbruch gebracht?
Die Zahl der Mitglieder der EEBus-Initiative wächst kontinuierlich. Auf der IFA haben wir auf dem VDE-Stand gezeigt, wie Geräte verschiedener Hersteller wie BSH, SMA und Diehl Controls sich auf EEBus-Konformität testen lassen. Mit BEEGY Solar und dem zugehörigen Gateway wurden EEBus-Produkte vorgestellt, die es erlauben, ein intelligentes und kostensparendes Energie-Management zu betreiben. Was ich aber als mindestens ebenso wichtig ansehe: Viele Verbändekooperieren weltweit mit dem EEBus. Dazu gehören die führende Smart-Home-Initiativen in Italien und Frankreich: Energy@Home und AGORA. Des Weiteren gibt es eine Kooperation mit einer der führenden amerikanischen Initiativen: OIC.
EEBus ist also auf dem Weg zum Weltstandard?
Ja, diese Feststellung halte ich nicht für übertrieben, dies kann aber nur über Kooperationen geschehen. Über die kooperierenden Verbände stehen jetzt noch mehr große internationale Unternehmen hinter dem gemeinsamen Ansatz, angefangen vom Chip-Hersteller Intel über Firmen wie Samsung, Whirlpool, GE, Cisco, Dell, IBM, Siemens, Vesta und Honeywell. Mit dem OIC haben wir die Brücke über den Atlantik geschlagen.
Eine Schwierigkeit, das Heim intelligent zu machen, besteht darin, dass es im Haus viele verschiedene Sektoren gibt, die schwer in eine einheitliche Kommunikation integriert werden konnten. Nicht zuletzt deshalb haben sich Inselsysteme gebildet, die von einer bestimmten Anwendung aus in den Smart-Home-Markt vordringen wollen. Ist das ein Wettbewerb zu EEBus?
Inselsysteme sind ja naturgemäß das genaue Gegenteil von IoT. Das sehen offenbar auch die Endanwender so. Denn es gibt ja zahlreiche Inselsysteme, aber der Durchbruch auf dem Markt gelingt ihnen nicht. Inselsysteme müssen sich in Plattformen integrieren lassen um am interoperablen IoT teilzunehmen oder sie gehen unter. Das IoT steht für smarte interoperable Vernetzung über Marken-, Branchen- und Technologiegrenzen hinweg. Eine Vernetzung, die nicht mit Insellösungen erreicht werden kann
Und für diese Integration würde dann EEBus sorgen?
Das Ziel des EEBus ist es, so viele Geräte wie möglich zu vernetzen. Hierbei setzen wir auch auf Kooperationen mit Systemen wie etwa KNX, ZigBee oder EnOcean. Ganz wichtig für den Anwender ist, dass wir mit dem EEBus niemandem ein System oder Marke überstülpen. Die Endanwender haben die Freiheit, ihr Smart Home so zu gestalten, wie sie es wünschen.
Wenn die entsprechenden Geräte zur Verfügung stehen…
..was ja jetzt mehr und mehr der Fall ist, zum Beispiel mit BEEGY Solar. In 2016 erwarten wir schon eine Vielzahl an Produktveröffentlichungen. Vor allem wachsen jetzt die verschiedenen Sektoren im Haus zusammen und die Marktführer arbeiten zusammen im EEBus. Nehmen wir zum Beispiel die Heizungsbranche: Hier setzen alle führenden Unternehmen hier auf EEBus und arbeiten jetzt an konkreten Produkten und Systemen. Im gesamten HVAC-Umfeld tut sich sehr viel.
Zumindest HVAC ist aber doch ein abgegrenzter Teilbereich im Haus?
Eben nicht, denn beispielsweise über die Einbindung der Wechselrichter von Photovoltaikanlagen lassen sich Energie-Management-Systeme mit E-Cars aufbauen. Sehr interessant ist jetzt auch, dass die großen Automobilfirmen inzwischen begeistert mitarbeiten, um Ladestationen einzubinden und die Elektroautos ins Smart-Home-Umfeld zu integrieren. Das Smart Metering betrachten wir ebenfalls als eine Domäne die wir einbinden können, auch wenn sich das Smart Metering in Deutschland ja leider als schwere Geburt erweist. Der EEBus ist also technologie- und sektorneutral, denn das Smart Home ist für den Endanwender erst dann attraktiv, wenn sich alles einbinden lässt – und diesen Ansatz findet man heute nur beim EEBus.
Was ist mit bestehenden Systemen?
EEBus will bestehende Systeme nicht verdrängen. Ob ZigBee, Z-Wave, EnOcean, BLE, 6LoWPAN, BACnet, Echelon, KNX etc., über EEBus können die Systeme miteinander kommunizieren. Auch ein Handy, das HomeKit spricht, können wir prinzipiell einbinden. Wir suchen Kooperationen und wollen so viele Geräte wie möglich einbinden.
Gilt das auch für Qivicon?
Da spricht prinzipiell nichts dagegen. Die Telekom ist ja auch bei EEBus aktiv.
Für den Endkunden wird vor allem eines zählen: der Mehrwert, den er beispielsweise über Dienstleistungen bekommt. Ist das für EEBus ein Thema?
Ja, wir hatten auf der IFA ja auch auf dem Stand von Wordline ausgestellt, einem Service-Anbieter für Zahlungsverkehr und Transaktionsdienste, der jetzt auch im Umfeld des Connected Home sehr aktiv ist. Wir haben demonstriert, wie der EEBus eine Wolf-Therme und einen Wechselrichter von Kostal über ein Gateway von Devolo mit der Cloud von Wordline verbindet. Was wir brauchen, ist ein Gesamtkonzept über die Branchen hinweg unter Einbeziehung der Serviceanbieter, für die Marken- und Technologieunabhängigkeit die entscheidenden Kriterien sind, um ihre Dienste für die unzähligen Geräte im IoT anbieten zu können. Das ist der Schlüssel für Service-Angebote im IoT. Ich bin optimistisch, dass die Firmen über die Kooperationen jetzt auf dem richtigen Weg in Richtung Smart Home sind.