Auf das rauschhafte Boom-Jahr 2010 folgt ein Konsolidierungsjahr, das weitere Wachstumshoffnungen für 2012 weckt

Die Rekorde des Jahres 2008 sind eingestellt, Wachstum für 2012 fest eingeplant

19. Oktober 2011, 12:10 Uhr | Engelbert Hopf
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Die Rekorde des Jahres 2008 sind eingestellt, Wachstum für 2012 fest eingeplant

Schein geht davon aus, dass im Bereich der Erneuerbaren Energien und damit für den gesamten Anwendungsbereich der Energiezwischenspeicherung der ganz große Boom noch in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts einsetzen wird. »Bei staatlich gelenkten Kaufanreizen«, so der CEO von Varta Microbattery, »ist mit einem früheren Einsetzen dieses Booms zu rechnen«. Dr. Praas geht davon aus, dass sich sowohl im Bereich Energie-Storage, als auch bei großen Industriebatterien der Siegeszug der Lithium-Ionen-Systeme weiter fortsetzen wird. Auch bei Sanyo hat man das Segment Energie-Storage ganz klar als Markt der Zukunft identifiziert. In der Speicherung Erneuerbarer Energien sieht auch Schuh für die Zukunft exzellente Markt- und Wachstums-Chancen und vergisst nicht darauf hinzuweisen, »dass wir allerdings im Vergleich zu vielen unserer Mitbewerber, für diesen Zukunftsmarkt auch die richtigen Produkte und Batteriesysteme bereitstehen haben«.

Siegmann weist darauf hin, dass neben allen Zukunftshoffnungen, die mit den Erneuerbaren Energien für die Batterie- und Akku-Branche verbunden werden, auch andere Anwendungsbereiche nach wie vor hohes Wachstumspotenzial bieten: »Wir sehen nach wie vor einen steigenden Marktbedarf im Bereich Metering für Heizkostenerfassung, Gas-, Strom- und Wasserzähler«. Neben neuen Akku-Anwendungen im Medizinbereich registriert Siegmann im Bereich Erneuerbarer Energien konkret steigende Akku-Bedarfe bei Windgeneratoren und den entsprechenden USV-Anlagen.

Wird der Siegeszug der Lithium-Ionen-Systeme mittel- und langfristig fast alle anderen elektrochemischen Systeme im Bereich portabler Lösungen wenn nicht doch ersetzen, so doch zumindest auf eine marginale Bedeutung reduzieren? NiMH-Zellen, werden nach Einschätzung von Schein, zwar auch weiterhin durch Lithium-Ion ersetzt werden, davon ausgenommen sei aber der Mikrobatterienbereich. »Bei kleinen Formfaktoren haben NiMH-Zellen wesentliche Vorteile gegenüber Lithium-Ion«, stellt er fest, »bei sehr kleinen Formfaktoren erreichen wir mit NiMH höhere Energiedichten im Vergleich zu Lithium-Ion«. Dies gilt, wie er betont, auch für einen erweiterten Temperaturbereich, »in diesen Nischen werden NiMH-Akkus noch lange gebraucht werden«!

Auch Baum zeigt sich davon überzeugt, dass NiMH auch in Zukunft für gewisse Anwendungssegmente weiter von Bedeutung sein wird, »das gilt vor allem dort, wo es um kleine und mittlere Stückzahlen an Batterien für kundenspezifische Lösungen geht, bei denen der Aufwand für die notwendigen UN38.3 Lithium-Transporttests einfach nicht gerechtfertigt wäre«. Nach Einschätzung von Dr. Praas ist die Bedeutung von NiMH vor allem im Bereich Consumer stark rückläufig. In Segmenten wie der Industrie, schätzt er den NiMH-Anteil weiterhin auf 40 Prozent, bei Power-Tools dürften es aktuell etwa 10 Prozent sein, der ganz überwiegende Teil der HEV- und PHEV-Applikationen wird aber, wie er betont, nach wie vor mit NiMH-Batterien bestückt.
Thema E-Mobility und die Anstrengungen der deutschen Industrie im Rahmen des Kompetenz-Netzwerkes Lithium-Ionen-Batterien die Lücke zu japanischen und koreanischen Anbietern zu schließen. Koch hofft, dass die derzeitigen Anstrengungen, die sich unter anderem darin niederschlugen, dass sich die Zahl der Mitglieder des Kompetenznetzwerkes im Lauf des letzten Jahres verdoppelt hat, nicht nur als Strohfeuer erweisen, die durch die von der Politik aufgesetzten Konjunkturprogramme entfacht wurden, »sondern sich als Teil einer langfristigen Strategie der beteiligten Firmen und Institute erweist«.

Es ist gut, das Deutschland nun wirklich Aktivitäten auf diesem Gebiet entwickelt, meint Dr. Heydecke, er hofft aber auch, dass diese Aktivitäten, wie in anderen Ländern staatlich unterstützt werden. »Die Investitionen in eine Fabrik zur Herstellung von Lithium-Ionen-Zellen für E-Mobility-Anwendungen sind sehr hoch«, stellt er nüchtern fest, »da muss dann auch ein Anreiz geschaffen werden, um ein elektrisch betriebenes Fahrzeug zu erwerben«. Nach Einschätzung von Dr. Praas, bemühen sich die Initiatoren bei der 2. und 3. Generation der Lithium-Batterien für E-Mobility-Applikationen zu punkten. »Es geht zuerst einmal darum, Basisfertigungs-Know-how aufzubauen, das KLIB wird dabei vor allen von den Materiallieferanten stark gepuscht«, beschreibt er seine Eindrücke, »der vom ZSW eingeschlagene Weg ist der richtige, um mehr Produktkompetenz in diesem Bereich zu bekommen«. So positiv Dr. Praas diese Anstrengungen bewertet, geht er trotzdem davon aus, »dass wir in diesem Anwendungsbereich nur die Begleitmusik bestimmen, nicht aber den Takt vorgeben werden«.

So skeptisch die Befragten, bei aller Empathie für die inzwischen angelaufenen Anstrengungen, die Erfolgsaussichten Deutschlands als führenden Batterie-Lieferanten für E-Mobility-Lösungen beurteilen, so zurückhaltend bewerten sie auch neue Forschungsergebnisse, die auf weitere Performance-Steigerungen bei Lithium-Ionen-Zellen abzielen. So wird neben porösem Silizium im Anodenbereich auch über eine Verbindung von Silizium und Germanium nachgedacht. Gleichzeitig gibt es Versuche, den Kunststoff PVDF als Bindemittel in der Anode durch Alginat zu ersetzen. »Interessant«, nennt Dr. Heydecke diese jüngsten Forschungsergebnisse, »es dürfte aber noch einige Jahre dauern, um solche Zellen dann in Serienreife herzustellen«. Aus seiner Sicht hat vor allem der E-Mobility-Boom dazu beigetragen, dass die Forschungsanstrengungen im Batterie- und Akku-Bereich weltweit noch einmal intensiviert wurden. Vergessen sollte man in diesem Zusammenhang nach seiner Ansicht aber auch nicht die Forschungen an Titanaten und Mischoxiden im Kathodenbereich. Nach Einschätzung von Schuh, dürfte sich erst in acht bis zehn Jahren zeigen, ob sich die jetzt diskutierten Forschungsansätze auch am Markt durchsetzen können.

Schein wendet ein, dass Germanium ein sehr teueres Material sei, »da wird es sehr schwierig werden, bei einem solchen Material die Kostenziele für Lithium-Ionen-Batterien zu erreichen«. Silizium-Germanium-Lösungen werden nach Dr. Praas Dafürhalten nicht vor 2015 Einfluss auf das Geschehen am Lithium-Ionen-Markt nehmen.

Der heilige Gral der Batterieforschung, das wäre eine schnellladefähige, kostengünstige, einfach zu fertigende und vor allem eigensichere Batterie. »Wer heute auf dem Weg zu so einer Lösung ist«, versichert Baum, »wird das sicher nicht vorschnell publik machen, und damit die aus diesem Forschungserfolg resultierende Profite aus der Hand geben«! Baum verweist auch darauf, »dass wir in den letzten 10 Jahren viele interessante Forschungsansätze gesehen haben, die dann aber in der industriellen Umsetzung nicht zum Zuge gekommen sind«.

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