Varta Microbattery: In der Nische besser

11. August 2008, 9:48 Uhr | Engelbert Hopf, Markt&Technik
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Varta Microbattery: In der Nische besser

Sie bieten auch quecksilberfreie Zellen an. Im Gerätebatteriebereich ist das bereits seit über zehn Jahren Vorschrift. Kann man sich darüber noch am Markt differenzieren?

 Absolut. Wir fertigen quecksilberfreie Silberoxidbatterien, und wir sind die Ersten, die damit auf den US-Markt kommen. Dort verfolgen große Verbrauchermarktketten wie Wal-Mart inzwischen eine dedizierte Clean-Tech-Strategie, die unter anderem beinhaltet, dass keine quecksilberhaltigen Produkte mehr angeboten werden. Neben den Silberoxid-Zellen werden wir in Zukunft auch unsere Zink-Luft-Zellen mit 0 Prozent Quecksilbergehalt anbieten können.

Ellwangen ist in erster Linie ein Knopfzellen-Standort. Neben den Hörgerätebatterien produzieren Sie vor allem NiMHAkkus. Rechnen Sie für die Zukunft mit einem Bedeutungsrückgang dieser Zellen gegenüber Lithium-Ionen-Akkus?

Nein, nicht für unsere Produkte. Unsere Produkte kommen nicht im Power-Tool-Bereich zum Einsatz, sondern vor allem im Computerumfeld. Dort dienen sie der Versorgung der Real-Time-Clock oder auch als Memory-Backup. Zwar ist davon auszugehen, dass der Einzug Flash-basierter Lösungen dort zu einer teilweisen Verdrängung der NiMH-Zellen führen wird, aber mit dem in den USA seit kurzem gesetzlich vorgeschriebenen eCall-Lösungen in Neuwagen eröffnet sich dort gerade ein neuer, großer Markt. Man kann sogar davon ausgehen, dass sich der Markt für diese Zellen, der derzeit bei etwa 100 Mio. Dollar liegt, in den nächsten Jahren durchaus verdoppeln könnte. Es sind Eigenschaften wie die Temperaturunempfindlichkeit und die Überladesicherheit dieser Zellen, die sie gerade auch für Applikationen wie den eCall empfehlen. NiMH-Knopfzellen sind robust und einfach zu handhaben.

Thema Auto: Beteiligt sich Varta Microbattery an der Suche nach Lithium-Ionen-Batterie-Lösungen für Hybrid-Fahrzeuge, oder passt diese Applikation nicht zu Ihrer Nischenausrichtung?

Wir sind in dieser Richtung aktiv, aber wir planen nicht, selbst mit einer entsprechenden Lösung aktiv zu werden. Wir verfügen mit unserer Lithium-Polymerzellen- Fertigung über eine Produktionsanlage, die seit Jahren ein Volumen von etwa 10 Mio. Akkus fertigt. Dass dieses Produktions-, Prozess- und Qualitäts-Knowhow für Partner aus der Automotive- Branche interessant ist, dürfte auf der Hand liegen. Lösungen für Hybrid-Antriebe haben heute nicht nur bei europäischen Automobilherstellern oberste Priorität. Die europäische Automobilbranche hat zudem ein vitales Interesse daran, entsprechende Lösungen bevorzugt mit europäischen Partnern zu realisieren.

Eine Zusammenarbeit mit uns minimiert deshalb nicht nur die Risiken einer solchen Entwicklung, unsere Erfahrung im Lithium-Bereich ist für unsere Partner ein entscheidender Zyklenverkürzer auf dem Weg zu einer entsprechenden Batterielösung. Ich gehe davon aus, dass wir zum Jahreswechsel 2008/09 konkreter darüber Auskunft geben können, mit wem wir auf diesem Gebiet zusammenarbeiten und wie diese Zusammenarbeit in Zukunft aussehen wird.

Wo sehen Sie neben dem Automotive- Segment für die Zukunft noch Wachstumsmärkte für die Varta Microbattery?

Zum einen sicherlich im Metering- Bereich. Die elektronische Erfassung und Auswertung etwa von Gas- und Stromverbrauch wurde zwar schon seit Jahren prognostiziert, nun aber entwickelt sich dieser Markt wirklich weltweit. Unsere starke Stellung im Knopfzellen- und Lithium-Polymer- Bereich eröffnet uns zudem immer häufiger den Einsatz in medizinischen Applikationen, etwa wenn es um die Versorgung von Medikamentendepots, Insulinpumpen oder ähnliche Applikationen geht. Hier entwickelt sich vor allem in Europa und in den USA ein interessanter Markt, der Medizinelektronik für uns zu einem wirklich attraktiven Geschäftsfeld der Zukunft macht.

Abschließend noch eine Frage zu Lithium-Eisenphosphat, dem jüngsten elektrochemischen System am Markt: Sehen Sie darin für Ihr Unternehmen eine interessante Angebotserweiterung für die Zukunft?

Nein. Lithium-Eisenphosphat ist für uns unabhängig von den möglichen Einssatzbereichen kein Thema. Lithium-Eisenphosphat weist einen um 30 Prozent niedrigeren Energiegehalt als vergleichbare Lithium-Lösungen auf. Auch das Spannungsniveau ist niedriger. 


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