Nach einem turbulenten Jahr 2011

Stromversorgungsbranche profitiert von der Entspannung der Komponentenlieferkette

20. Februar 2012, 10:23 Uhr | Engelbert Hopf
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Vorsichtiger Optimismus

Sandra Maile, Autronic Steuer- und Regeltechnik
Sandra Maile: »Es gibt zwar noch einzelne Ausreißer, deren Lieferzeiten wie bereits vor 2011 immer noch bei 16 bis 20 Wochen liegen, aber im allgemeinen hat sich die Liefersituation seit dem 4. Quartal des Vorjahres entspannt.«
© Autronic Steuer- und Regeltechnik

Eine Entspannung der Lieferkette registriert auch Sandra Maile, Geschäftsführerin der Autronic Steuer- und Regeltechnik. »Es gibt zwar noch einzelne Ausreißer, deren Lieferzeiten wie bereits vor 2011 immer noch bei 16 bis 20 Wochen liegen«, berichtet sie, »aber im allgemeinen hat sich die Liefersituation seit dem 4. Quartal des Vorjahres entspannt«. Maile weist aber auch noch mal darauf hin, dass speziell die kleineren Hersteller kundenspezifischer Stromversorgungslösungen unter den Lieferproblemen im Gefolge der Auswirkungen von Fukushima gelitten haben, was sich letztlich in Lieferterminverschiebungen niederschlug.

Angesichts der Tatsache, dass der Markt letztlich höchste Verfügbarkeit bei bestem Preis und nahezu kaum verbindlicher Beauftragung verlant, kann auch Jörg Herre, Vertriebsleiter Stromversorgungen bei Gebrüder Frei, der Entspannung des 4. Quartals 2011 durchaus positive Züge abgewinnen: »Wir konnten unser Ergebnis bei der Liefertreue sogar noch mal minimal verbessern «. Gleichzeitig hat sein Unternehmen die Chance genutzt, um seine physischen Bestände bei gewissen Komponenten zu erhöhen. »Das geht zwar zu Lasten der Liquidität«, räumt er ein, »aber für einen Stromversorgungsspezialisten geht halt nichts über verfügbare Kondensatoren«!

Doch auch wenn sich die Liefersituation nun etwas entspannen mag, eine Entspannung bei der Preisgestaltung, dürfen die Stromversorgungskunden 2012 wohl kaum erwarten. Zwar hofft Reinhard Kalfhaus, Geschäftsführer der Syko Gesellschaft für Leistungselektronik, »daß die Anzahl agierender Hersteller und Verkaufsniederlassungen in Deutschland dazu führt, dass die Zulieferanten ihre Preise senken können«, doch die Einschätzung zahlreicher Marktteilnehmer scheint nicht in diese Richtung zu gehen.

Im günstigsten Fall darf man wohl mit stabilen Preisen rechnen. »Unsere Produkte unterlagen 2011 einer moderaten Preissteigerung«, berichtet Felix Zimmermann, Geschäftsführer der Friwo, »diese Entwicklung ging vor allem auf die Steigerung bei den Löhnen in Asien zurück«. Für 2012 geht er davon aus, dass sein Unternehmen die Preise weitestgehend stabil halten kann. Ähnlich optimistisch gibt sich auch Axel Wieczorek, Vertriebsleiter bei Schukat electronic: »Wir konnten die Preiserhöhungen Anfang 2011 abfangen, und die Preise im Verlauf des Jahres 2011 stabil halten, ich gehe aber davon aus, dass die Veränderungen des Dollarkurses 2012 zu einem leichten Preisanstieg führen werden«.

Wie unterschiedlich die Einschätzungen zu diesem Thema in der Branche ausfallen, zeigen die beiden Statements von Hans Fehr, Geschäftsführer der Traco Electronic und von Hartmut Henkel, Head of Power Supplies Business Unit Interface bei Phoenix Contact. Während Fehr von stabilen Preisen im Jahr 2011 spricht, und auch für 2012 davon ausgeht, dass sein Unternehmen die Preise stabil halten kann, berichtet Henkel von einer durchschnittlichen Preiserhöhung von 3 Prozent im Vorjahr und rechnet für 2012 mit weiteren durchschnittlichen Preiserhöhungen von 4,5 Prozent. Hauptpreistreiber seien sowohl die gestiegenen Energiekosten, als auch die massive Verteuerung der Materialkosten.

Bei den Wünschen der Anwender scheint derzeit möglichst niedrige Standby-Power ganz oben zu rangieren. »Die Kunden wollen das Energie-Budget für die ganze Anwendung reduzieren«, berichtet Uwe Frischknecht, Sales Director Europe, bei Recom Electronic, »das heißt vor allem höhere Wirkungsgrade, geringere Einschaltströme und einen erweiterten Eingangsspannungsbereich«.

Dass neue Entwicklungen aber nicht immer auch den Einsatz neuer Komponenten erfordern, machen abschließend die Statements von Willi Spiesz, Geschäftsführer der Grau Elektronik und von Hermann Püthe, Geschäftsführer der inpotron Schaltnetzteile deutlich: So bestätigt Spiesz zwar, dass man sich in der Entwicklung intensiv mit den Themen SiC-MOSFETs und -JFETs beschäftigt, aber die Ansteuerung und die Stückkosten für diese Bauteile viel zu aufwendig und teuer sei. Ganz ähnlich sieht das Püthe: »SiC ist einfach immer noch zu teuer. Es gibt für unsere Anwendungsbereiche vergleichbare MOSFETs mit ähnlicher Performance zu deutlich niedrigeren Preisen«.


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