Sinkende Preise kurbeln den Photovoltaikmarkt an

22. Oktober 2009, 12:59 Uhr | Engelbert Hopf, Markt&Technik

Rechneten Experten noch zu Jahresbeginn mit einem massiven Auftrags- und Umsatzeinbruch der deutschen Photovoltaikbranche, geht die Auftragsentwicklung in den letzten Wochen durch die Decke.

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Die Lieferzeiten steigen, die Supply-Chain etwa für kritische Bauteile im Solarinverter-Bereich ist angespannt. »Zu Beginn des Jahres rechneten wir mit einem Rückgang um 20 bis 30 Prozent«, sagt Matthias Haag, CTO von KACO new energy, »inzwischen gehen wir davon aus, bezüglich der verkauften Leistung an das Vorjahr anschließen zu können«.

Die überraschende Deckelung des spanischen Marktes, verbunden mit einem deutlichen Schnitt bei der Einspeisevergütung und ein langer Winter sorgten in Deutschland für einen verhalten Start der Photovoltaik-Branche. Für das vierte Quartal deutet nun wieder alles darauf hin, dass die Aufträge zum Jahreswechsel durch die Decke gehen.

Laut Andreas Sperner, President von Suntension Photovoltaic Systems and Components, ist das ein Beweis dafür, dass die Förderung der Photovoltaik durch das Energie-Einspeise-Gesetz (EEG) genau den angestrebten Erfolg gebracht hat: »Ziel der Förderung war es, zu Beginn für den Aufbau entsprechender Volumina zu sorgen, Skalierungseffekte sollten dann zu sinkenden Preisen führen, und genau das ist inzwischen auch eingetreten«.

Seit Ende 2008 hat sich der Netto-Systempreis pro Kilowattpeak (kWp) um rund 23 Prozent von 4.216 auf 3.263 Euro reduziert. Nimmt man das Jahresende 2006 als Ausgangswert, haben sich fertig installierte Aufdachanlagen bisher sogar um rund 35 Prozent reduziert.

Vor diesem Hintergrund steigen bei den Solarinverterherstellern die Lieferzeiten, und die Modulhersteller melden, dass sie bis zum Jahresende ausverkauft sind. Wie massiv der Wandel beispielsweise auf dem Markt für Großwechselrichter, etwa für Megawatt-Solarfarmen ist, zeigt die Entwicklung bei Siemens. Stefan David, Leiter Systems Applications Photovoltaic Systems Engineering bei der Siemens Industry Automation Division, rechnete zu Jahresbeginn wegen seines starken Spanien-Engagements sogar mit Einbrüchen von 40 bis 50 Prozent, heute steht die Book-to-Bill-Ratio bei den Solarinverter-Aktivitäten von Siemens wieder bei 1,8. Diese Schwankungen haben natürlich Auswirkungen auf die Lieferkette. Die Verfügbarkeit von Isolatoren, Abdichtfolien, Drosseln, Trafos und allem, was mit Wickelgütern zu tun hat, ist inzwischen in der Solarinverterbranche zu einem Thema geworden.

Auch technisch scheint sich bei Solarinvertern ein Wandel abzuzeichnen. So werden zum einen wohl, wo immer möglich, künftig vor allem trafolose Geräte zum Einsatz kommen. Parallel dazu wird der Wirkungsgrad der Geräte nicht mehr das alleinige Verkaufsargument sein. Während heute noch in der Produktwerbung Wirkungsgrad-Verbesserungen in der zweiten Nachkommastelle hervorgehoben werden, dürften mit der steigenden Zahl von SmartGrid-Lösungen andere Aspekte wichtiger werden, wie etwa die Zuverlässigkeit einer Anlage.

»Für den Betreiber eines Solarparks spielt es eine größere Rolle, ob seine Anlage 2 oder 40 Tage im Jahr stillsteht«, versichert David. »Je mehr SmartGrid für den privaten Investor an Bedeutung gewinnt«, erwartet Haag, »desto weniger Einfach-Netzeinspeiser wird es geben, die nur Energie umwandeln und ins Netz schieben. In Zukunft werden die Geräte etwa Blindleistung zur Verfügung stellen müssen«. Um ihre Stellung als Markt- und Technologieführer in Zukunft weiter auszubauen, investiert die Solarstrombranche in den nächsten 4 Jahren rund 10 Mrd. Euro am Standort Deutschland.

Über aktuelle Technologie- und Markttrends im Bereich »Erneuerbarer Energien« informiert in Zukunft die neue Fachzeitschrift »Energie&Technik«. Vorerst in einem Quartals-Rhythmus wird sie nicht nur über Energiequellen wie Photovoltaik, Solarthermie, Windkraft, Batterietechniken, Brennstoffzellen oder Energy Harvesting berichten, sondern auch über Aspekte der Energiegewinnung, Speicherung und des intelligenten Verbrauchs.


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