Semikron: »Innovation ist die Grundlage unseres Erfolgs«

14. September 2009, 9:58 Uhr | Engelbert Hopf, Markt&Technik
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Semikron: »Innovation ist die Grundlage unseres Erfolgs«

Windkraftanlagen benötigen gut doppelt so viel Leistungselektronik wie Photovoltaik-Lösungen. Wie stark ist bislang Ihr Engagement im Photovoltaik- Bereich ausgeprägt?

Bei rund 70 Prozent der Leistungselektroniklösungen, die wir heute für Solarinverterhersteller realisieren, handelt es sich um kundenspezifische, hoch integrierte Lösungen. Unsere Stellung auf dem Markt der »grünen« Lösungen können Sie aber auch daran ablesen, dass weltweit etwa eine halbe Million Elektrogabelstapler mit unseren Leistungshalbleiterlösungen ausgestattet sind. Mit über 3500 Hybridbussen, die jeweils bis zu 30 Prozent des bisher verbrauchten Treibstoffes einsparen, verfügen wir auch im Bereich Hybridantriebe bereits über einen großen Erfahrungsschatz.

Ein Erfahrungsschatz, den Sie nun in das Joint Venture mit Magna Electronics einbringen können. Welche Hoffnungen verbinden Sie mit diesem Joint Venture?

In der Automobiltechnik geht es inzwischen vor allem darum, immer höhere Integrationsdichten zu realisieren. Höchste Priorität hat die Reduzierung von Platzbedarf. Die Tatsache, dass wir nicht nur in punkto Leistungsdichte, sondern auch im Bereich Hybrid- Antriebe bereits Erfahrungen vorweisen können, hat uns für Magna zu einem interessanten Partner gemacht. Das können Sie auch daran ablesen, dass es sich um ein 50:50-Joint-Venture handelt und sein Sitz hier in Nürnberg sein wird. Wir haben gemeinsam mit Magna bereits mit dem Aufbau der Mannschaft für das Joint Venture begonnen und stellen Mitarbeiter ein, die Leistungselektronik für zukünftige Elektro- und Hybridautos entwickeln und fertigen sollen.

Thema Kooperationen: Sie arbeiten seit kurzem mit Fuji Electric zusammen. Dient diese Zusammenarbeit vor allem dem Ziel der Flexibilisierung bei der IGBT-Beschaffung, die Sie bisher ausschließlich von Infineon Technologies und ABB Semiconductor beziehen?

Wir dürften mit Sicherheit einer der größten IGBT-Chipeinkäufer der Welt sein. Die Zusammenarbeit mit Fuji Electric dient sicherlich der Flexibilisierung unserer Supply-Chain. Gleichzeitig erweitern wir damit unser Lieferantenspektrum auf den asiatischen Markt, für uns stellt das auch einen wichtigen Aspekt dar. Aber wir sprechen hier nicht nur über einen Liefervertrag, sondern eine Kooperation. Fuji erhält von uns Freilauf- und Gleichrichterdioden- Chips sowie Modulgehäuse in Federkontakttechnologie. Fuji wird in Zukunft MiniSKiiP-Module fertigen. Damit eröffnet diese Kooperation neue Horizonte für beide Seiten.

Als Marktführer im Bereich Dioden- und Thyristormodule und Experte in der Aufbau- und Verbindungstechnik von Leistungshalbleitermodulen haben Sie sich als Ziel gesetzt, in den Bereich höher integrierter Produkte vorzustoßen, etwa im Sektor Home Appliance. Verfolgen Sie dieses Ziel noch?

Vom Chip bis zum kompletten System decken wir heute die gesamte Wertschöpfungskette ab. Dabei integrieren wir nicht nur Elektronik, sondern sorgen für eine höhere Integration schon auf Substratebene, etwa indem wir Treiber direkt auf der DCB unterbringen. Dazu bedienen wir uns aller verfügbaren Technologien. Unsere Maxime lautet: »Wir machen vor, nicht nach.« Es geht aber nicht nur um höhere Integrationsdichte auf Substratebene, es geht auch darum, dem Anwender den Einsatz einer neuen Lösung so einfach wie möglich zu machen.

Vor zehn Jahren haben wir bei den MiniSKiiPs die Montage mit einer Schraube eingeführt, um dem Anwender Montagekosten zu sparen. Inzwischen hat sich das als Standard im Markt etabliert. Ähnlich verhielt es sich mit unserer Druckkontakttechnologie, und ich bin mir sicher, dass es in Zukunft auch Anbieter geben wird, die wie wir auf Sintern als Alternative zum Löten im Modul übergehen werden. Wir werden mit unserem Integrationsansatz und dem Weg der lötfreien Leistungshalbleitermodule vor allem auf die Anwendungssegmente Automotive und Windenergie zielen. Dort geht der Trend für uns zunehmend von der Komponenten- zur Systemlösung.

Wenn Sie einen Blick in das Jahr 2015 werfen: Welche Ziele wollen Sie bis dahin mit Semikron erreichen und wie wird sich der Leistungshalbleitermarkt bis dahin verändern?

Ich denke, wir können davon ausgehen, dass sich der Automotive- Markt in den nächsten sechs Jahren deutlich verändern wird. Da werden neue Technologien einziehen, und wir werden mit dazu beitragen, diesen Wandel voranzutreiben. Windkraft und Photovoltaik werden auch in Asien ein Niveau erreichen, das deutliche Nachfragesteigerungen nach Leistungshalbleiterlösungen nach sich zieht. Hier sind wir in besonderem Maße mit unseren Entwicklungen und Ideen gefordert.


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