Jörg Traum, Emtron
Bis April hätte ich ohne weiteres unterschrieben, dass sich die Corona-Pandemie überhaupt nicht auf unser Geschäft auswirkt. Allerdings haben sich die Auswirkungen des Lockdowns erst im Mai und Juni gezeigt. Viele der Kunden haben sich während der Anfänge der Pandemie noch mit Beständen eingedeckt, und speziell der Medizinbereich hat definitiv einen deutlichen Zuwachs hingelegt. Jedoch im Mai und Juni zeigte sich, dass bereits viele Industriekunden in Kurzarbeit sind und teilweise auch komplett geschlossen hatten, um ihre Produktionen „coronagerecht“ umzubauen. Zeitgleich ging es dann mit den gestiegenen Anfragen nach Verschiebungen los, so dass wir auch hier auf Grund von terminierten Just-in-Time Aufträgen keine Verschiebungen mehr vornehmen konnten, da uns sonst das neu gebaute Lager vollgelaufen wäre. Stornierungsanfragen gab es in überschaubarer Menge, Verschiebungsanfragen sind deutlich häufiger.
Ein Bedarfsanstieg wäre sehr gut und zu wünschen, einzig fehlt mir der Glaube daran… Gerade diese Woche kam von vielen Großhändlern die Ankündigung, dass man bis Ende des Jahres in Kurzarbeit geht. Wie sich das weiter auf unser Geschäft auswirkt, steht in den Sternen. Wie man im Automotive-Bereich sieht, muss man mit Einbrüchen von bis zu 30 Prozent kämpfen. Da wir nur einen sehr geringen Teil in diese Branche liefern, sind wir bisher von solchen Einbrüchen verschont geblieben. Auch durch unsere breite Aufstellung aus Standards mit hoher Lagerverfügbarkeit und Sonderthemen sind wir bisher ganz gut durch die Krise gekommen. Wie in den Vorjahren auch zeigt sich, dass unser kundenspezifischer Teil antizyklisch wächst. Gehen die Standardorders zurück, steigen die Anfragen und Aufträge im Sonderlösungsbereich. Somit sind wir doch zuversichtlich, mit einer Seitwärtsbewegung ganz gut wegzukommen. Wie sich allerdings ein zweiter Lockdown auswirken würde, vermag ich mir nicht auszudenken.