Grid-Parity rückt in greifbare Nähe

11. November 2009, 14:18 Uhr | Engelbert Hopf, Markt&Technik

Überkapazitäten im Solarmodulbereich ließen die Kosten für Photovoltaik-Anlagen sinken. PV-Standorte in Südeuropa werden in den nächsten Jahren die Grid-Parity erreichen, Experten sehen auch in Deutschland bereits im nächsten Jahrzehnt gute Chancen.

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Die Jagd nach der Grid-Parity, dem Zeitpunkt, ab dem elektrische Energie aus einer Photovoltaikanlage zum gleichen Preis wie der Endverbraucherstrompreis angeboten werden kann, markiert den Zeitpunkt, ab dem die Boom-Branche Photovoltaik von staatlichen Fördermaßnahmen unabhängig wird. Derzeit liegt der Wattpreis für photovoltaisch erzeugten Strom zwischen 0,8 und 1 Euro. Für den Zeitraum 2013 bis 2020 rechnet die European Photovoltaic Industry Association EPIA mit 60 bis 75 Eurocent. Nach 2020 erwarten die Experten Watt-Preise von 30 bis 40 Eurocent.
Für Südeuropa rechnet EPIA bereits in den nächsten Jahren mit dem Erreichen der Grid-Parity. Beim Fachverband Productronic im VDMA, indem inzwischen auch mehr als 100 in Deutschland ansässige Maschinenbauer organisiert sind, die Maschinen und Anlagen zur Produktion von Photovoltaik-Equipment herstellen, zeigt man sich zuversichtlich, dass auch in Deutschland Grid-Parity vielleicht schon Mitte des nächsten Jahrzehnts möglich ist. Den in diesem Bereich tätigen Maschinenbauern, deren Auftragspolster derzeit bei 8,5 Monaten liegt, würde das sicherlich noch einmal einen zusätzlichen Auftragsschub geben.

Lag ihr Umsatz mit Photovoltaik-Equipment 2005 noch bei 300 Mio. Euro, so kletterte er bis zum Vorjahr bereits auf 2,5 Mrd. Euro. Nach Einschätzung des VDMA entspricht das in etwa der Hälfte des aktuellen Weltmarktvolumens. Und der Bedarf an Produktionsequipment dürfte in den nächsten Jahren noch deutlich weiter steigen. Lag die Produktionskapazität im Bereich kristalliner Solarzellen vor einem Jahr noch bei 4 GWp, die auf rund 100 Linien produziert wurden, gehen Experten für 2015 von weltweit 1200 Produktionslinien aus, die dann einen Solarzellen-Output von 48 GWp produzieren werden. Ähnlich kräftig wird der Dünnschichtbereich wachsen. Wurden dort mit weltweit 25 Fertigungslinien im Vorjahr 1 GWp erzeugt, soll sich die Zahl der Produktionslinien bis 2015 auf weltweit 300 erhöhen. Auf ihnen werden dann Dünnschichtsolarzellen mit rund 12 GWp gefertigt.

Die steigenden Produktionsstückzahlen werden die Preise für Photovoltaik-Anlagen, die in der Vergangenheit jährlich um rund 5 Prozent nachgegeben hatten, weiter sinken lassen. Die Sondersituation des Jahres 2009, als Überkapazitäten am Markt für Preisreduzierungen bei Solarmodulen um bis zu 30 Prozent sorgten, dürfte dabei aber die Ausnahme bleiben. Aktuell liegt die Payback-Zeit in Südeuropa für eine Photovoltaik-Anlage bei 2 Jahren. Bis zum Jahr 2015 dürfte sich dieser Zeitraum nach Einschätzung der EPIA auf 1 Jahr verkürzen. Langfristig gehen Branchenkenner davon aus, dass sich PV-Anlagen in dafür prädestinierten Regionen, schon in einem Viertel Jahr amortisieren.

Welche Hersteller vom Erreichen der Grid-Parity und dem davon ausgehenden, zusätzlichen Marktdynamik überproportional profitieren werden, lässt sich aus heutiger Sicht nur schwer abschätzen. War lange Jahre Japan der weltgrößte Hersteller von Solarzellen, bevor es diese Position an Deutschland abgab, wurden im Vorjahr bereits 32,7 Prozent der weltweit hergestellten Solarzellen in China produziert. Deutschland lag mit 18,5 Prozent auf Platz 2, vor Japan mit 16 Prozent. Einen Einfluß auf die weitere Entwicklung des Photovoltaik-Marktes wird auch die weitere Verfügbarkeit produktrelevanter Rohstoffe haben. Wurde das Wachstum der Branche in den letzten Jahren durch die mangelnde Verfügbarkeit von Solarsilizium begrenzt, stellt derzeit de Versorgung mit Glas ein Bottleneck dar.
 


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