Sicherer in der Anwendung, aber noch Schwächen bei Temperaturen über 40°C

8. September 2008, 13:47 Uhr |
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»Bullshit-Marketing« nannte das noch im Vorjahr Holger Schuh, Geschäftsführer Saft Batterien. Seinen Unmut erregte dabei vor allem der Umstand, dass in den vollmundigen Verlautbarungen naturgemäß wenig über die Schwachstellen des neuen Akku-Systems zu finden war. Vielmehr konzentrierten sich die Lithium-Eisenphosphat-Pioniere darauf, mit aggressiver Öffentlichkeitsarbeit Marktdurchdringung zu erreichen. »Während die bekannten Batterie- und Akku-Hersteller weiter dem klassischen Modell folgen, dass mit Entwicklungen, die man vorantreibt, auch relativ zeitnah Geld verdient werden muss«, so Schuh, »scheint dieser Grundsatz bei den Venture-Capital-finanzierten Unternehmen nicht unbedingt gegeben zu sein«.

Als praktisches Beispiel verweist er in diesem Zusammenhang auf Altair Nano. Das Unternehmen weist für 2007 zwar einen Umsatz von 9 Mio. Dollar aus, gleichzeitig sind den Büchern aber auch Verluste in Höhe von 31 Mio. Dollar zu entnehmen. In Summe hat sich dort über die letzten drei Jahre ein Verlust von rund 60 Mio. Dollar aufsummiert. Bleibt die Frage, wie groß die Geduld der Investoren ist. Im Fall der kanadischen Firma Avestor wurden insgesamt mehr als 300 Mio. Dollar verbrannt, bevor den Investoren dann im Herbst 2006 endgültig der Geduldsfaden riss.

Waren es in den letzten Jahren die Start-ups, die das Thema Lithium-Eisenphosphat in der Öffentlichkeit lancierten, so geben sich inzwischen auch die etablierten Player etwas offener und bestätigen, dass sie an entsprechenden Lösungen arbeiten. »Im Unterschied zu den Start-ups werden wir unsere Produkte aber erst dann vorstellen, wenn sie für die vorgesehenen Anwendungssegmente auch wirklich tauglich sind«, stellt Schuh fest.

Dass sich spätestens im nächsten Jahr die Zahl derjenigen, die Lithium-Eisenphosphat-Lösungen anbieten werden, deutlich erhöhen wird, lässt sich etwa an den Äußerungen von Norbert Modl ablesen, Director Sales and Marketing EMEA für Energy Technologies bei Süd-Chemie: »Wir liefern in diesem Jahr rund 150 Mio. Tonnen Lithium-Eisenphosphat an sieben Kunden«, erläutert er, »im nächsten Jahr werden es bereits mehr als 400 Tonnen sein, und die Zahl unserer Kunden wird auf 15 klettern«.

Zu den europäischen Herstellern, die Lithium-Eisenphosphat-Lösungen bereits ab dem Ende 2008 aus eigener Fertigung liefern wollen, zählt Leclanché Lithium. »Wir werden drei verschiedene Zellformate anbieten«, berichtet Dr. Pettinger, »Zellen im RFID-, PDA- und A5-Format«. Die 46 x 42 mm großen RFID-Zellen werden 40 mAh bieten, die PDA-Versionen (90 x 57 mm) je nach Ausführung 80 mAh bis zu 1,5 Ah. Die DIN A5 großen Zellen wird Leclanché schließlich mit Kapazitäten von 10 und 20 Ah pro Zelle auf den Markt bringen.

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Norbert Modl, Süd-Chemie

Aus diesen Einzelzellen lassen sich dann bei Bedarf Akkus mit größerer Kapazität durch die Parallelschaltung von Zellen realisieren. Kunden, die komplette Akkupacks benötigen, werden von der Integrationsabteilung von Leclanché SA beliefert. Dort werden aus den einzelnen Zellen kundenspezifische Akkupacks assembliert. Diese können, wie Dr. Pettinger versichert, auch mit dem entsprechenden Batteriemanagement, Gehäuse und zugehörigem Ladegerät gefertigt werden. Batteriemanagementlösungen für diese neuen chemischen Systeme, so der Manager, sind vorhanden.

Der Preis für Lithium-Eisenphosphat-Lösungen hängt im Wesentlichen von den Rohstoffkosten ab. Die Aussagen darüber, ob Lithium-Eisenphosphat-Lösungen teurer oder billiger als herkömmliche Lithium-Lösungen sein werden, gehen etwas auseinander. So spricht Sven Bauer, Geschäftsführer von BMZ, des europäischen Distributionspartners von A123, davon, dass Eisenphosphat-Zellen auf die Wh bezogen etwa 30 Prozent teurer sind als Mangan-Nickel-Lösungen. Sein Kollege Werner Suter, Head of Sales & Marketing bei SAT, hält sich diesbezüglich noch bedeckt: »Um hier eine seriöse Aussage zu machen, ist die Technologie noch zu jung. Zuerst müssen da mal Stückzahlen in mindestens zweistelliger Millionengröße produziert werden«.

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Sven Bauer, BMZ

Nach Aussage von Modl hängt der Preis im Fall Süd-Chemie in erster Linie von der Abnahmemenge und den Produktionskapazitäten ab. »Sie können derzeit von etwa vergleichbaren Preisen wie NMC-Materialien ausgehen«, versichert er, »wir denken jedoch, dass bei einem geplanten Ausbau unserer Kapazitäten noch etwas Luft nach unten sein sollte«. Ähnlich auch die abschließende Einschätzung von Dr. Pettinger zu diesem Thema: »Mit der Inbetriebnahme der Produktionslinien und dem Hochfahren der Produktionsrate werden die benötigten Rohstoffmengen steigen, was zu einer Preisreduzierung der Akkus führen wird«. (eg)


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