Wie hoch ist bei Ihnen als Packaging-Spezialist heute eigentlich der Anteil der Lithium-Lösungen? Spielen die anderen elektrochemischen Konzepte überhaupt noch eine Rolle?
Wir stehen heute bei 90 Prozent Lithium. Das ist ein Wert, den ich so vor einigen Jahren selbst nicht für möglich gehalten hätte. Auf Platz 2 folgt Nickel-Metall-Hydrid, und dann gibt es da noch immer einen kleinen Anteil an NiCd-Lösungen. Die kommen interessanterweise in den USA nach wie vor in der Luftfahrttechnik oder auch in der Medizinelektronik zum Einsatz. Unser Bedarf an Lithium-Zellen hat sich in den letzten Jahren sprunghaft entwickelt. Wir werden in diesem Jahr rund 60 Millionen Zellen verbauen, für 2016 gehe ich von 90 Millionen Zellen aus und für 2017 planen wir heute mit einem Bestellvolumen von 120 Millionen Lithium-Ionen-Zellen.
Gibt es eigentlich Anwendungsbereiche, die Sie nicht beliefern?
Wir entwickeln keine Lösungen für tötende Geräte, das ist eine ganz klare Maxime bei uns! Auch andere militärischen Applikationen, die keinen klar defensiven Charakter haben, bleiben bei uns außen vor.
Gibt es neben den klassischen E-Mobility und Energie-Speicher-Lösungen weitere Applikationen, die für BMZ an Bedeutung gewinnen?
Es ist ein Teilbereich der E-Mobility, der für uns immer mehr an Bedeutung gewinnt: Bagger und Busse. Im Zuge der CO2- und Feinstaub-Problematik in Ballungszentren setzen inzwischen immer mehr öffentliche Verkehrsbetriebe auf Elektrobusse. Neu ist, , dass auch die Hersteller von Baggern auf Elektrobetrieb umstellen. Ein Schritt, der für sie gleich zwei Vorteile bietet: Zum einen werden sie unabhängig vom Diesel, zum anderen kann der Bagger nun erstmals gleichzeitig fahren und arbeiten. Beim klassischen Diesel-Betrieb kann er nur fahren oder arbeiten – mit einem Elektroantrieb hingegen steht das nötige Drehmoment immer zur Verfügung. Auch bei Pistenraupen zeichnet sich übrigens ein Trend zu Elektroantrieben ab. Neben der reduzierten Umweltbelastung und dem grünen Image einer solchen Lösung geht es auch hier wieder um die Einsparung der Diesel-Kosten.
In den letzten Wochen sorgte die Weltumrundung des Solar-Flugzeugs »Solar Impulse 2« für Aufmerksamkeit. Sind das Projekte, die Sie interessieren?
Ich finde das Ansinnen interessant, aber die Mitarbeit an großen Projekten wie Solar Impulse würde einfach zu viel unserer Entwicklungs-Kapazitäten binden. Wir konzentrieren uns da lieber auf Projekte, mit denen sich in absehbarer Zeit Umsätze erzielen lassen oder von denen wir uns zumindest zusätzliches Know-how für die von uns fokussierten Geschäftsfelder erwarten. Eines unserer jüngsten »Fun-Projekte« beschäftigte sich beispielsweise mit der Realisierung eines führerlosen Transportfahrzeugs.
E-Mobility oder Energy-Storage? Welche Anwendung wird nach Ihrer Einschätzung in den nächsten Jahren in Deutschland den größeren Bedarf an Akku-Zellen in Deutschland generieren?
Je mehr sich am Thema E-Mobility beteiligen, desto schneller entwickelt sich die E-Mobility vom Hype zur Realität. Das auffälligste Beispiel für diesen Trend in Deutschland ist sicherlich die steigende Zahl von BMWs i3 auf den Straßen. Unternehmen, Verkehrsbetriebe etc. werden hier in der Regel allerdings nur mitziehen, wenn sich für sie der Umstieg auf E-Mobility unter dem Strich auch rechnet, Stichwort Total-Cost-of-Ownership. Unter diesem Aspekt sind beispielsweise auch Pläne zu sehen, E-Taxi-Lösungen am Markt zu etablieren. Wenn ich mir ansehe, welche Dynamik der Energy-Storage-Bereich entwickelt, dann gehe ich fast davon aus, dass der Bedarf für diese Anwendung im Jahr 2020 in Deutschland höher sein wird als der für E-Mobility.
Abschließende Frage: Mit welcher Entwicklung rechnen Sie für dieses Jahr auf dem deutschen Batterie- und Akku-Markt?
Wir sehen in allen Applikationsbereichen weiterhin stark steigende Bedarfszahlen. Das gilt sowohl für den Consumer-Bereich, in dem die Anwender vom Pedelec bis zum batteriebetriebenen Rasenmäher in immer mehr Bereichen auf batterie- und akkugestützte Lösungen zurückgreifen. Aber auch bei den industriellen Applikationen erwarten wir einen deutlichen Zuwachs. Vor diesem Hintergrund gehen wir allein für den deutschen Markt in diesem Jahr von einem Wachstum von mindestens 12 Prozent aus