Einen doppelten Schlusspunkt setzten Dr. Jens Nusser, Rechtsanwalt, und Wilfried Oppermann, Siemens AG mit ihren Vorträgen. Dr. Nusser griff die Wiederverwendung von Elektronikgeräten auf. Obwohl vom Gesetzgeber ausdrücklich erwünscht, lauern in den Gesetzen viele Fallstricke auf Unternehmen, die mit Gebraucht- oder Altgeräten handeln. Im ungünstigsten Fall entsteht durch die Wiederverwendung sogar ein neues Gerät – im juristischen Sinn – und dem Unternehmen fallen alle Herstellerpflichten zu, von Reach über RoHS bis WEEE.
Wilfried Oppermann von der Siemens AG berichtete über ein aktuelles Gesetz der USA mit Potential zu einem weltweiten Lawineneffekt. Das als “Dodd-Frank Act“ populär gewordene Gesetzeswerk (Wall Street Reform and Consumer Protection Act) fordert von der amerikanischen Börsenaufsicht (SEC, Securities and Exchange Commission), künftig von den börsennotierten Aktiengesellschaften Informationen über deren Produkte zu verlangen, ob sie Mineralien aus Kriegsgebieten (conflict minerals) enthalten – speziell Tantal, Wolfram, Zinn und Gold aus der Region um die Republik Kongo. Noch ist nicht klar wie die gesetzliche Vorgabe umgesetzt werden soll und mit welchen Konsequenzen die Aktiengesellschaften durch den Einsatz von Mineralien aus dieser Region zu rechnen haben – die Börsenaufsicht ist in Verzug. Im ungünstigsten Fall droht allen Zulieferern der betroffenen Aktienunternehmen – deren Vor- und Vorvorlieferanten, die komplette Lieferkette zurück bis zum Bergbauunternehmen – eine neue Abfragewelle. Noch wird auf politischer Ebene versucht, das Schlimmste zu verhindern. Die Industrie favorisiert einen Vorschlag der OECD. Dieser „OECD Due Diligence Guidance for Responsible Supply Chains of Minerals from Conflict-Affected and High-Risk Areas“ setzt statt am Ende der Lieferkette an der ersten Verabeitungsstufe der Mineralien an: bei den Unternehmen die solche Mineralien verhütten und einschmelzen. So müssten nur wenige Unternehmen weltweit kontrolliert und zertifiziert werden. Dies wäre weitaus effizienter als der Weg über die Lieferkette zurück.
Mehr Potential mit Digitaltechnik
Mehr Technik, insbesondere Digitaltechnik, stand im Mittelpunkt des 2. digital power congress am 12. Oktober 2011. Treibende Kraft im Hintergrund sind zwar gesetzliche Wirkungsgrad- und Energiesparvorgaben, aber beim digital power congress ging es ausschließlich um die technische Realisierung. Im ersten Teil konzentrierten sich die Referenten auf das Powermanagement mit digitalen Controllern. Den Anfang machte Joachim Preissner von Linear Technology. Er zeigte welche Vorteile digitales Powermanagement kombiniert mit Telematik bietet. Mit Powermanagement lassen sich Schaltungsteile separat mit individuell zugeschnittenen Betriebsspannungen versogen – und bei Bedarf auch abschalten. Der Energiespareffekt ist umso größer je feingliedriger ein komplexes System für die Stromversorgung unterteilt wird. Dank Digitaltechnik können über eine einfach zu implementierende Busarchitektur sehr viele lokale Spannungsregler adressiert und gesteuert werden.
Eine weitere Energieeinsparung ermöglicht die digitale Regelung von Leistungswandlern. Sogar beim Ersatz eines simplen Brückengleichrichters durch mikrocontrollergesteuerte MOSFETs rechnet sich der höhere Aufwand durch die niedrigere Verlustleistung. Michael Seidl von Texas Instruments zeigte in seinem Vortrag, wie MOSFETs als Brückengleichrichter den Wirkungsgrad eines Netzteiles steigern. In manchen Schaltwandler-Anwendungen sind heutige Mikroprozessoren und DSPs jedoch zu langsam, um die Regelung zu digitalisieren. Ein solches Beispiel, die Regelung eines 3-phasigen 3-Punkt-Wechselrichters, präsentierte Prof. Dr.-Ing. Jens Onno Krah von der Fachhochschule Köln. Er implementierte den Regelalgorithmus in einem FPGA.
Mehr Power in 2012
Bereits am 4. und 5. Juli 2012 findet der nächste digital power congress der Elektronik in Müchen statt. Zusammen mit „wireless power“ – der kontaktlosen Energieübertragung – und „energy harvesting“ – der elektrischen Energieerzeugung aus der Umgebung – konzentriert die Elektronik an diesen beiden Tagen die drei innovativsten Power-Trends auf einen Ort. Vortrags- und Workshopvorschläge zu „digital power“, „wireless power“ und „energy harvesting“ können bereits eingereicht werden. Auch Grundlagen-Workshops zur Einführung in die jeweilige Technik sind willkommen.