Kundenspezifische Displays sind das Kerngeschäft des Systemintegrators Canvys, seit drei Jahren ein Geschäftsbereich von Richardson Electronics. Tino Gehrmann, Global Marketing Manager von Canvys im Interview.
Bis vor wenigen Jahren agierte Canvys auch als Distributor und war einer der ersten Distributoren für Mitsubishi-TFTs. Inzwischen positioniert sich Canvys als Systemintegrator und geht damit tiefer in die Wertschöpfungskette des Kunden. Wie heben Sie sich dabei von der klassischen Distribution ab, die ja ebenfalls immer tiefer in die Wertschöpfungskette hineingeht?
Tino Gehrmann: Die großen Distributoren treffen wir derzeit eher selten im Markt - sie sind nicht unser eigentlicher Mitbewerb. Was uns hilft, uns zu differenzieren, ist vor allem die kundenspezifische Ausrichtung – die Fähigkeit, unsere Lösungen am Kunden bzw. der Applikation auszurichten. Außerdem schließen wir langfristige Verträge mit Kunden und Lieferanten. Wir bieten Mehrwert entweder über Entwicklungsleistungen oder besondere Produkt-Features und versuchen so, die Kunden an uns zu binden.
Wenn es um Kundenbindung geht, ist der Service ein wichtiges Stichwort. Was hat der Kunde in punkto Service bei Canvys erwarten?
Zum einen betreiben wir für unsere Vertriebsgebiete ein zentrales Repair-Center. Sehr interessant ist sicher auch unser online Service-Tool »TekLink«, das wir kürzlich eingeführt haben. TekLink ist eine Art kostenloser Helpdesk per Internet und E-mail und gilt für jedes Produkt, das der Kunde bei Canvys kauft. Nach einer einmaligen Registrierung kann der Kunde die Online-Hilfen in Anspruch nehmen und sein Problem entweder selber lösen oder die Beratung eines Technikers in Anspruch nehmen. Zusätzlich hilft natürlich auch, wie schon in der Vergangenheit, per Telefon einer unserer Servicemitarbeiter dabei, ein Problem zu lösen.
Wie ist Canvys im europäischen Markt aufgestellt und was sind die Kernmärkte in Deutschland?
Das europäische Headquarter ist in Donaueschingen in Baden-Württemberg. Von hier aus betreuen wir gemeinsam mit unseren Vertriebsbüros in Münster und in Stuttgart den deutschsprachigen Markt. Weitere Vertriebs-Niederlassungen sind in Spanien, Frankreich und Großbritanien. Unsere Hauptmärkte liegen in der Medizintechnik, im Digital Signage und im Bereich »Customized OEM-Produkte«. Im Medizin-Sektor ist sehr hohe Qualität gefordert und spezifische Normen sind einzuhalten. Da gibt es schon mal die Anforderung einer 100-Prozent-Warenausgangskontrolle. Hier werden unsere Display-Systeme beispielsweise als Endoskopie-Displays, zur Patientenüberwachung, zur Visualisierung im OP und als monochrome Displays für die Ansicht von Röntgenbildern eingesetzt. Im Digital-Signage-Markt bieten wir Displays von 8,4 bis 65 Zoll – zum Teil auch als All-in-One-Lösungen. Der Markt ist hier allerdings noch nicht so weit wie in Großbritannien. Im Bereich »Customized OEM« entwerfen wir kundenspezifische Displays für verschiedene Industriebereiche wie Point-of-Sales, Transportation, Retail, Gaming und ganz normale Industriedisplays für die Automation, aber auch Displays für den Militärbereich.
Welche Märkte laufen derzeit gut, welche weniger?
Der Bereich Medizindisplays läuft trotz Krise gut – hier sind wir auf gleichem Niveau wie letztes Jahr. Bei den Industrieanwendungen merken wir schon einen deutlichen Auftragsrückgang – Rahmenaufträge werden gestreckt oder Neuaufträge geschoben. Allerdings gibt es in jüngster Zeit auch wieder mehr Anfragen, was wir als ein gutes Zeichen für 2010 deuten. Digital Signage läuft wie gesagt hier in Deutschland von Haus aus nicht so gut an, wie beispielsweise in Großbritannien. Wir bekommen zwar sehr viel Anfragen dazu, aber wirklich große Projekte sind derzeit im Bereich Digital Signage eher selten. Die Refinanzierung einer Investition in digitale Werbedisplays stellt in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten offensichtlich in vielen Fällen ein großes Problem dar.