LED-Beleuchtung

Kommt bald eine Standard-LED?

9. Dezember 2010, 11:54 Uhr | Willem Ongena

Wer für seine Leuchte ein herkömmliches Leuchtmittel braucht, hat die Auswahl aus diversen Formaten, die jedoch alle (zumindest regional) genormt sind. Für LED-Leuchtmittel fehlt eine solche Norm noch. Wird es sie jemals geben? Vielleicht schon bald? Fest steht: Je mehr Systemgedanken und Lösungskonzepte in den Vordergrund rücken, umso mehr erwartet die lichttechnische Industrie auch Standards auf dem Gebiet der Leuchtdioden. Wie aber sollen diese Standards aussehen, was sollen sie enthalten, was müssen und können sie regeln, und was muss oder kann es als Standard gar nicht geben?

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Zwar gibt es jetzt schon so genannte »Retrofits« mit LED, jedoch können diese aus verschiedenen Gründen nur eine (allerdings langlebige) Zwischenlösung sein. Der Hauptgrund ist, dass der »Birnenersatz« so ganz und gar nicht den Vorteilen und Eigenarten der LED gerecht wird. Dieser Zwischenlösung, die allerdings nach Ansicht vieler Marktkenner ohne weiteres fünf bis zehn Jahre dauern könnte, muss also ein neuer Standard folgen.

»Alle wollen einen Standard, aber es ist zu früh dafür«, wendet Jamie Singerman von Future Lighting Solutions ein. Everlight-Geschäftsführer Bernd Kammerer geht sogar noch weiter: »Alle wollen einen Standard, aber niemand will dafür etwas opfern!« Letzteres wäre in der Tat nicht verwunderlich, muss man doch landauf landab und nicht nur in der Elektronikbranche immer wieder feststellen, wie groß das Gerangel um die Verabschiedung von Standards werden kann. Jeder Beteiligte ist bemüht, seine Technologie nach vorne zu schieben, um so seine Patente verwerten zu können. Es können folglich Jahre vergehen, bis ein Standard steht. Kammerer ist überzeugt: »Es wird auf dem Verhandlungsweg nicht funktionieren!«

Allerdings wird die Branche nicht umhin kommen, gewisse Normen zu akzeptieren und zu unterstützen. Zum einen machen Behörden Druck, etwa das US-amerikanische Department of Energy (DoE) und zunehmend auch die EU. Und auch in Fernost, namentlich in China, rückt das Energie sparen immer mehr ins das Bewusstsein der staatlichen Instanzen. Branchenbeobachter rechnen damit, dass die chinesische Regierung bald Auflagen beschließen und national durchsetzen wird. Diese hätten zwar auch eine gewisse Außenwirkung, jedoch sei man noch meilenweit von einem Standard entfernt, zumal Standards und Vorschriften in den westlichen Industriestaaten völlig anders zustande kommen als im Reich der Mitte. Bernd Kammerer glaubt: »Es könnte bald zwei regionale Blöcke geben: einerseits die USA, Europa und vermutlich Japan, andererseits China, Taiwan und andere asiatische Staaten«. 

Uwe Hock, Manager für die Produktsparte LED bei Sharp Microelectronics Europe (SME), weist indes darauf hin, dass es bereits Standards gibt. »In den USA gilt schon der Standard LM79/80, und in Europa entsteht gerade die Empfehlung 244/2009, die bis 2011 fertig sein soll. Darin gibt es beispielsweise Vorgaben für Leuchten wie einen Mindestwert für die Lichtausbeute von 50 lm/W, der ab 2012 gelten soll und danach fortgeschrieben wird. Ab 2015 sollen es  60 lm/W sein. Auch kommen Sicherheitsstandards, und es wird für LEDs in der Lichttechnik auch eine Mindest-Lebensdauer von 10.000 oder 15.000 Stunden gefordert.« Das Ende der Lebensdauer gilt demnach als erreicht, wenn die Leuchte weniger als 70 Prozent des Lichtstroms am Anfang der Lebensdauer leistet.

Auch andere Punkte wie der Farbwiedergabe-Index (CRI) werden bei der Standardisierung eine Rolle spielen. »Für Anwendungen im Innenbereich dürfte der Standard einen CRI von mindestens 80 fordern, im Außenbereich 65«, sagt Hock, der hinzufügt: »Für den Anwender werden die Standards unsichtbar sein; für die Hersteller wird es definierte Schnittstellen geben, zum Beispiel für die Light Engines«.

Hock bezieht sich auch auf die Zielsetzung des Anfang 2010 ins Leben gerufenen Konsortiums »Zhaga« (www.zhagastandard.org). Primäres Ziel der Initiatoren ist es, für eine Austauschbarkeit der Produkte unterschiedlicher Hersteller zu sorgen, und zwar durch standardisierte Schnittstellen zwischen applikationsspezifischen LED-Light-Engines (LLE). Diese Zhaga-Standards sollen physikalische Größen wie auch photometrisches, elektrisches und thermisches Verhalten der LLE beschreiben.

Dennoch wird es, innerhalb wie außerhalb Zhaga, noch viel Gerangel geben. Kammerer weist auf einen Aspekt hin, der für sich genommen schon genug Zündstoff in sich tragen dürfte: »Es muss zwingend Einigkeit über die Messverfahren geben. Solange sich die Geister dort scheiden, kann es keinen Standard geben.«

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