Welche marktwirtschaftlichen Auswirkungen hat die derzeitige Entwicklung bei LCDs und OLEDs? Welche Chancen hat Deutschland?
Die Produktion von Flachdisplays findet praktisch ausschließlich in Fernost statt. Nichts desto trotz gibt es viele deutsche Firmen, die auf ihrem Gebiet Weltmarktführer sind. Beispiele sind sowohl im LCD- als auch im OLED-Bereich Materialhersteller, wie die Firma Merck für Flüssigkristalle und organische Leuchtdioden-Materialien sowie die Firma Novaled aus Dresden.
In beiden Disziplinen gibt es auch sehr starke deutsche Zulieferer für Produktions-Equipment nach Fernost. Insofern sehe ich die Chancen für Deutschland, von diesem Display-Boom zu profitieren, als sehr positiv an. Es werden im Übrigen sehr viele hoch qualifizierte Stellen in der Forschung und Entwicklung geschaffen.
Welche Forschungsprojekte finden Sie zurzeit besonders spannend?
Am spannendsten finde ich die Kombination von elektronischem Papier und flexiblen Displays. Die Vision ist ein Handy-Display, was ich einfach ausrollen kann, wenn ich im Zug sitze und einmal surfen möchte, um nicht mehr den großen, schweren Laptop rumzuschleppen.
Ein weiteres, sehr spannendes Forschungsgebiet sind sogenannte Low-Cost/Low-Information-Displays, zum Beispiel elektronische Preisschilder im Supermarkt, die über eine entsprechende Hochfrequenz-Infrastruktur einfach upgedatet werden können, ohne dass ich an jedem Display eine Batterie haben muss. Oder auch ein elektronisches Display auf meiner Geldkarte, das mir anzeigt, wie viel ich noch drauf habe.
Umweltfreundliches Design ist auch Trend bei elektronischen Displays, zum einen in Richtung geringerer Stromverbrauch. Das betrifft Hindergrundbeleuchtung, das betrifft Effizienz der eingesetzten Umwandlungsprozesse von Strom oder Spannung zu Licht. Zum anderen geht es aber auch um den Standby-Verbrauch, Stichwort bistabile Displays, sodass wenn der Bildinhalt nicht geändert wird, der Stromverbrauch sich auf Null reduziert.
Und noch ein Thema ins punkto Entsorgung elektronischer Displays, jedoch noch in sehr weiter Ferne: dass das Display genauso umweltfreundlich wird wie Papier.
Die Fragen stellte Ursula Zinsser