Elektronik-Interview

Das LCD wird zum HMI

23. Januar 2017, 10:52 Uhr | Markus Haller
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Haptivity-Technik

Eberhard Schill an einem Demonstrator mit Haptivity-Technik
Eberhard Schill an einem Demonstrator mit Haptivity-Technik: Verschiedene Tasten simulieren hier unterschiedliche Tasteindrücke, sodass ein Autofahrer zur Touch-Bedienung des Infotainment-­Systems den Blick nicht von der Straße abwenden muss.
© M. Haller - Elektronik

Seit der Einführung der haptischen Touch-Technik Haptivity ist gut ein Jahr vergangen. Wie entwickelt sich die Nachfrage dafür und aus welchen Bereichen kommt sie?

Schill: Da bekommen wir bisher eine recht große Nachfrage. Wir waren bei allen unseren OEMs und sind dort auf großes Interesse gestoßen. Mittlerweile sind wir so weit, dass wir interessierten Kunden ein Entwickler-Kit mit Sensorik, Elektronik, Software und einem Lizenzabkommen zum Prototypenaufbau anbieten können. Zeitlich denke ich, dass die Technologie innerhalb von zwei bis drei Jahren im Automobil sein wird.

Im industriellen Bereich hoffe ich, dass wir schon früher ein Standard-Display mit Haptivity anbieten können.

Bis zu welcher Display-Größe ist die Haptivity-Technik aktuell nutzbar?

Schill: Momentan sind wir bei 12,3-Zoll-Displays angelangt. Noch größere Displays haben wir bisher noch nicht versucht, da die nötigen Kräfte schon bei 12,3 Zoll sehr hoch sind.

Man braucht aber nicht unbedingt stärkere Piezos, um größere Displays mit haptischem Feedback auszustatten. Hier lässt sich auch über die mechanische Aufhängung des Display etwas erreichen, aber da kennen sich unsere Kunden meist besser aus als wir. Daher bieten wir ihnen auch zu der Haptivity-Technik das entsprechende Entwickler-Kit an.

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Haptivity-Technik
Der Name Haptivity fasst eine Methode zusammen, mit der auf einem Touch Display verschiedene Arten von haptischer Rückkopplung gegeben werden. Piezo-Aktoren erzeugen einen definierten Vibrationsimpuls auf der Frontscheibe des Touch Display, der einen bestimmten Nerv im Finger des Benutzers stimuliert und so im Gehirn den Eindruck eines mechanischen Tastendrucks erzeugt. Der real von der Frontscheibe zurückgelegte Hub beträgt dabei nur einige Mikrometer, also deutlich weniger, als es der Tastsinn dem Benutzer vermittelt. Durch Variation des Vibrationsimpulses lassen sich verschiedenartige Tast-Eindrücke erzeugen, zum Beispiel der eines Stellrades oder eines Schiebereglers. Mittlerweile funktioniert die Technik auch mit optisch gebondeten Touch Displays. Anwendungsgebiete sind industrielle Bedienterminals und die Touch-Bedienungen im Automobil, um dem Fahrer eine Gerätebedienung zu ermöglichen, ohne dass er den Blick von der Straße abwenden muss.

 


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