Die Elektronik-Branche ist seit Jahrzehnten einer der fleißigsten Patentanmelder. Und im Teilsegment LED sind die Halbleiterhersteller inzwischen besonders aktiv. Dass deren Patente wichtig sind, merkt man daran, dass gerade LED-Hersteller sich häufig mit anderen Marktteilnehmern über Patentverletzungen streiten.
Die LED-Patente erstrecken sich nicht nur auf die LED-Chips, sondern auch zum Beispiel auf die Farbkonverter (die man in der Branche oft salopp als »Phosphore« bezeichnet). Diese Farbkonverter sind komplexe Substanzen, die man (einfach ausgedrückt) dünn auf die Chipfläche aufträgt. Trifft das blaue Licht auf diesen Farbkonverter, wandelt es dieses teilweise in Gelblicht um. Die Mischung aus Blau und Gelb ergibt einen Weißton, dessen Farbort von der Wellenlänge des blauen Lichts und der Zusammensetzung des Farbkonverter abhängt.
In der LED-Gehäusetechnik steckt ebenfalls viel technisches Know-how, was man gut daran erkennt, dass fast jeder Hersteller eigene patentierte Gehäuse und Bauformen hat. Ein LED-Gehäuse ist nicht mit anderen Gehäuseformen in der Elektronik vergleichbar, denn fast immer hat es auch eine optische Funktion. Hinzu kommt, dass es in der Lage sein muss, die im Chip entstehende Abwärme effektiv abzuführen. Es ist also Teil des in der LED-Technik sehr bedeutsamen thermischen Managements.
Dass diverse LED-Hersteller ihre Patente gegenseitig lizenzieren, hat zwei gute Gründe: Zum einen bekommt jeder Beteiligte Zugriff auf mehr Technologie und zum anderen hält man auch potenzielle Patentstreitigkeiten von den eigenen Kunden fern. Denn nicht selten verklagt ein Patentinhaber einen OEM oder Distributor vor Ort anstelle dessen ausländischen Lieferanten. Zwar kann sich der Beklagte an seinem Lieferanten schadlos halten (sofern dieser genug Vermögen hat und man ihn rechtlich zu fassen bekommt), aber Ärger gibt es allemal (zum Beispiel Lieferstopp, Beschlagnahme importierter Ware etc.).
Es ist also nicht verwunderlich, dass vorsichtige Kunden nach dem Patentportfolio ihres LED-Lieferanten fragen, einschließlich Cross Licenses. Das bestätigt auch Manuel Zarauza von Seoul Semiconductor: »Preis, Leistung und Qualität sind sicher die Schlüsselfaktoren für den Markterfolg. Aber auch Know-how, das sich anhand des Patentportfolios messen lässt, ist für die Kunden eine wichtige Frage«. So gesehen sind Patentlizenzierungsabkommen auch ein gutes Marketing-Instrument.