TMR-Sensoren

Messung durch den Tunnel

19. August 2016, 15:28 Uhr | Von Helmuth Lemme
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Kein Mangel an Anwendungen

Linearer Positionssensor mit TMR-Elementen.
Bild 4. Linearer Positionssensor mit TMR-Elementen.
© MDT
Prinzip eines TMR-Drehwinkelsensors mit zwei um 90° verdrehten Wheatstone-Brücken aus jeweils vier TMR-Elementen.
Bild 3. Prinzip eines TMR-Drehwinkelsensors mit zwei um 90° verdrehten Wheatstone-Brücken aus jeweils vier TMR-Elementen.
© Sensitec

Sehr aussichtsreich ist die Verwendung in den Leseköpfen von Festplatten­laufwerken. Auch viele industrielle Anwendungen haben sich schon ge­funden, wo die Ma­gnetfeldmessung nicht die eigentliche Mess­aufgabe ist, sondern nur Mittel zum Zweck. Hierzu zählen vor allem Positions- und Drehwinkelsensoren. Die letzteren bestehen aus zwei um 90° verdrehten Wheatstone-Brücken, von denen die eine eine Sinus- und die andere eine ­Cosinusfunktion ausgibt (Bild 3). Eine typische Baugröße ist 2,5 × 2,5 × 0,8 mm³ bei einem Grundwiderstand von 1,25 MΩ. Wie bei den GMR-Typen ist die Periodizität 360°. Der Betrieb ist berührungs- und verschleißfrei; im Gegensatz zu optoelektronischen Ausführungen sind solche Sensoren unempfindlich gegenüber Verschmutzung, günstig für Anwendungen im Auto, die in Massen erwartet werden. Die höhere Empfindlichkeit im Vergleich zu AMR- und GMR-Sensoren erlaubt zwischen Magnet und Sensorelement Abstände bis zu mehreren Millimetern, sodass genügend Raum für eine hermetisch dichte Verkapselung bleibt. Bild 4 zeigt einen linearen Positionssensor, der eine periodische magnetische Struktur mit einem Raster von einigen Millimetern abfährt.

Sensorelemente (blau) und ASIC (orange) neben­einander im selben Gehäuse.
Bild 6. Sensorelemente (blau) und ASIC (orange) neben­einander im selben Gehäuse.
© TDK
Multipol-Sensor für Winkel- und Drehzahlmessung in ABS- und ESP-Systemen im Auto.
Bild 5. Multipol-Sensor für Winkel- und Drehzahlmessung in ABS- und ESP-Systemen im Auto.
© Sensitec

Sensitec kooperiert mit der Firma NTN-SNR Bearings, einem großen Hersteller von Wälzlagern. In dem deutsch-französischen Gemeinschaftsprojekt CAMEL (CApteur Magnétique à effet tunnEL) wurden Versionen für Winkel- und Drehzahlmessung in ABS- und ESP-Systemen im Auto entwickelt, die in Verbindung mit einem Multipol-Magnet­ring arbeiten (Bild 5). Sie sind bei Temperaturen bis über 150 °C einsetzbar.

Es bietet sich an, Sensorelement und Auswerteelektronik (ASIC) direkt in ein Gehäuse einzubauen. Im einfachsten Fall sitzen sie nebenei­nander, durch Bonddrähte verbunden (Bild 6). Im Prinzip kann man die TMR-Elemente auch direkt auf den Siliziumchip draufsetzen, was aber technologisch komplizierter wird.

Noch zahllose weitere Anwendungen sind denkbar: galvanisch getrennte Stromsensoren, medizinische Diagnosegeräte, vor allem für die Messung von extrem schwachen, vom menschlichen Körper ausgehenden Magnetfeldern analog zu EKG und EEG, sowie die aufkommenden MRAM-Speicher, wo sie in ultrakleiner Form mit Flächen von 1 µm² oder weniger Verwendung finden sollen. All das wäre ohne Quantenphysik nicht denkbar.

Literatur:

[1] Lemme, H: „Gigantischer“ Effekt wird industriereif. Elektronik 2005, Heft 19, S. 76


  1. Messung durch den Tunnel
  2. Langwierige Entwicklung
  3. Kein Mangel an Anwendungen

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