Keine Krisenstimmung bei den Testdienstleistern

25. August 2009, 15:12 Uhr | Nicole Kothe, Markt&Technik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Trend zum Insourcing?


»Für den Bereich der Langzeitkonservierung elektronischer Bauteile ist die Wirtschaftskrise durch zunehmende Bauteilabkündigungen sogar zuträglich«, so Krumme. »Weil es auf dem Markt aktuell keine zu unserem Konservierungsverfahren TAB adäquate Bauteilkonservierungsmethode gibt, die die Alterung von Bauteilen wirksam reduziert, und auch weil unsere Kunden ihren Allzeitbedarf angemessen lagern müssen, ist hier sogar eine Steigerung zu verzeichnen.«

Es zeigt sich, dass es für die Testhäuser von großem Vorteil ist, dass sie nicht auf eine Branche festgelegt, sondern übergreifend tätig sind. Gut beraten ist darüber hinaus, wer sich rechtzeitig Alleinstellungsmerkmale geschaffen hat. »Über lange Jahre haben wir uns als Tool-Spezialist einen Namen gemacht«, unterstreicht Helbig. »Inzwischen bieten wir unser internes Know-how als Dienstleistung an und sind dadurch breiter aufgestellt. Wir haben Lösungen für alle Stufen des Entwicklungsprozesses, deshalb sind unsere Lösungen trotz der Krise gefragt.« Dennoch: »Haben die Kunden keine Aufträge oder sind sie nicht liquide, trifft es als erstes die Dienstleister«, so Dr.-Ing. Holger Altmaier, Geschäftsführer bei Phoenix Testlab.

Trend zum Insourcing?

Einige Hersteller gehen derzeit zum »Insourcing« über, d.h. sie holen Bereiche, die sie extern vergeben hatten, wieder zurück ins eigene Haus. Die Gründe für diesen, wie er sagt »vermeintlichen« Trend sieht Günter Mikes in der Tatsache, dass Hersteller aufgrund des hohen internen Kostendrucks primär die eigenen Ressourcen ausschöpfen müssen: »Das herstellereigene Labor muss mit 120 Prozent ausgelastet sein, bevor Dienstleistungsaufträge extern vergeben werden dürfen. Erst wenn das Controlling erkennt, dass der Zukauf externer Dienstleistungen günstiger ist als das firmeneigene Labor, erfolgt eine Strategieänderung zu Gunsten des externen Prüfdienstleisters.«

Rainer Bartosch differenziert zwischen Fällen, in denen der Test wegen Kapazitätsengpässen ausgelagert wurde – hier werde im Zusammenhang mit der Krise wieder mehr zurückgeholt - und speziellen Tests im Erstmuster-/Prototypenbereich, wo diese Entwicklung nicht festzustellen sei. Bei Hitex sieht man aktuell sogar eher einen Trend zum Outsourcing, weil in vielen Projekten mit reduzierten Ressourcen gearbeitet werden müsse, die anspruchsvollen Endtermine aber weiterhin bestehen blieben.

Verlagerung ins Ausland?

Viele Unternehmen haben ihre Produktionen nach Asien oder Osteuropa verlagert, um Kosten zu sparen. Gibt es einen solchen Trend auch im Testbereich? Grundsätzlich nicht, so die einhellige Meinung der Experten; schwierige Kommunikation, logistische Probleme und längere Durchlaufzeiten seien die gravierendsten Kontrapunkte.

Dennoch spielt sich der Wettbewerb stark auf internationaler Ebene ab. »Aufgrund einer globaleren Wettbewerbssituation für die Produzenten ist ein internationales Testregime und damit auch ein entsprechender Wettbewerb eingetreten«, führt Borkes aus. »Tatsächlich entscheiden sich heute die Testkosten u.a. am Euro/Dollar-Verhältnis. Aber auch die Nähe zu bestimmten Märkten - insbesondere bei komplexeren Zulassungsregimes, wie z.B. der CCC (China Compulsory Certification) - stellt Wettbewerbsbarrieren dar oder bevorteilt einzelne Testunternehmen einseitig.«

Bei Hitex differenziert man zwischen reiner Testarbeit, wo es nach Helbigs Überzeugung eine Tendenz gibt, sie in Länder mit niedrigeren Lohnkosten zu verlagern, und anspruchsvollen Arbeiten, z.B. der Definition der Testverfahren, der Methodik, der Abstimmung der Testfälle mit den Spezifikationen oder die Kommunikation mit Zertifizierungsstellen. Hier spräche alles dafür, diese im Land zu lassen.


  1. Keine Krisenstimmung bei den Testdienstleistern
  2. Trend zum Insourcing?<br />
  3. Marktkonsolidierung droht auch den Testdienstleistern<br />

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