Ausblick

Hartnäckiger Fortschritt bei ZigBee

14. November 2013, 11:48 Uhr | Von Prof. Dr.-Ing. Axel Sikora
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Die Applikationsschicht (L3)

Die Applikationsschicht stellt die Anbindung an die Anwendungs-Software dar und ist deswegen die wesentliche Voraussetzung für den Erfolg in einem bestimmten Markt. Dabei verfolgt die ZA eine doppelte Strategie. Auf der einen Seite werden Anwendungsprofile definiert, die dem modularen Ansatz der hierarchischen Kommunikationsprotokollschichten dahingehend widersprechen, dass ein Einsatz dieser Anwendungsprotokolle nur über die niedrigeren Schichten des ZigBee-Protokollstapels möglich ist. Es drängt sich manchmal der Eindruck auf, dass hier aus politischen Gründen noch einmal ein medienabhängiges Anwendungsprotokoll entwickelt werden muss. Umso positiver sind die Beispiele, bei denen die ZA mit anderen Allianzen und Vereinigungen zusammenarbeitet und bereits erfundene Räder übernimmt.

Heimautomatisierung (HA Profile)

Das Home Automation (HA) Profile war das allererste in der ZigBee-Protokollfamilie und diente gleichsam als Archetyp für viele nachfolgende Anwendungsprofile. Für das HA-Profil, das potenziell auch Anwendungen der Gebäudeautomation abdecken kann, liegt mittlerweile eine Reihe von zertifizierten Produkten vor. Kooperationen zur Integration oder Verschaltung mit anderen Protokollfamilien aus dem Bereich Smart Home sind auf den Weg gebracht, aber bislang scheinbar noch nicht operativ genug.

ZigBee Light Link (ZLL Profile)

Das „431643 Hue Personal Wireless Lighting Starter Pack“ von Philips basiert auf dem ZigBee Light Link Protocol. Bei Amazon ist das Starter Kit mit Gateway (1b) und drei Glühbirnen (1a) für 199 US-Dollar erhältlich.
Bild 1. Das „431643 Hue Personal Wireless Lighting Starter Pack“ von Philips basiert auf dem ZigBee Light Link Protocol. Bei Amazon ist das Starter Kit mit Gateway (1b) und drei Glühbirnen (1a) für 199 US-Dollar erhältlich.
© Philips/Amazon

Besondere Erwähnung verdienen die aktuellen Entwicklungen zum Light Link Profile, mit denen ZigBee in gewisser Weise zu seinen Wurzeln zurückkehrt. Ursprünglich war Philips mit seinem Lampengeschäft ein wesentlicher Treiber für die Gründung der ZigBee-Allianz. Allerdings haben sich danach die Hersteller von Lichtsystemen lange Zeit im Hintergrund gehalten. In der Kombination der Verfügbarkeit von immer günstigerem Silizium einerseits und von neuen Leuchtmitteln andererseits, die zusätzliche Funktionen wie z.B. die Einstellung der Lichtfarbe ermöglichen, längere Lebensdauern erreichen und damit verbunden die Chance bieten, höhere Preise umzusetzen, erscheint aber nun eine Kommunikationsanbindung sinnvoll und eigentlich unumgänglich. Entsprechend groß ist der Impetus, der gegenwärtig in diesem Umfeld zu verspüren ist. Zertifizierte Produkte sind in den USA auf dem Markt, wenn auch noch zu hohen Preisen. In Bild 1 ist der Inhalt eines Starter Kit von Philips gezeigt: 199 US-Dollar für drei Glühbirnen (Bild 1a) und eine Funkbrücke (Bild 1b) sind sicherlich erst einmal ein Liebhaberpreis.

Der RaspBee der dresden elektronik erweitert den Raspberry Pi um ZigBee-Funktionen. Hierfür ist auch ein umfangreiches Software-Paket verfügbar, das auch eine Control-Backend-Software einschließt. Hier lässt sich eine eigene Visualisierung über REST
Bild 2. Der RaspBee der dresden elektronik erweitert den Raspberry Pi um ZigBee-Funktionen. Hierfür ist auch ein umfangreiches Software-Paket verfügbar, das auch eine Control-Backend-Software einschließt. Hier lässt sich eine eigene Visualisierung über REST APIs einfach anbinden.
© dresden elektronik

Allerdings gibt es für Entwickler (und auch den technischen Bastler) eine sehr schöne Erweiterung, die in Bild 2 gezeigt ist. Mit dem sogenannten RaspBee erweitert die dresden elektronik ingenieurtechnik gmbh den Raspberry Pi um ZigBee-Funktionen. Das Aufsatzmodul ermöglicht die direkte Kommunikation mit ZigBee-PRO-Geräten wie beispielsweise Philips‘ Hue oder der XBee Serie 2.

Das ZLL-Profil ist aus technischer Sicht deswegen erwähnenswert, weil es eine Untermenge des übergreifenden Home Automation Profile darstellt. Insbesondere wird die Einbindung von Geräten in die Netzwerke und in die Sicherheitsarchitekturen so genau beschrieben, dass eine Inbetriebnahme mit ein paar wenigen Knopfdrücken zu realisieren ist. Auf diese Weise könnte ZLL als bitterböses Beispiel dafür dienen, dass der allgemeine ZigBee-Ansatz selbst innerhalb der ZA nicht durchzusetzen ist.

Weiterhin erscheinen im Zusammenhang mit spezifischen Lösungen für die Beleuchtungstechnik zwei benachbarte Entwicklungen erwähnenswert:

  • Erst im August 2012 wurde die Connected Lighting Alliance von Unternehmen wie GE Lighting, Lutron, Osram, Philips und Toshiba gegründet, wobei kurz nachfolgend weitere Halbleiterunternehmen wie NXP Semiconductors und Silicon Labs oder der Netzwerkspezialist Daintree Networks ebenfalls Mitglied wurden. Offensichtlich handelt es sich hierbei um Unternehmen, die auch in der ZA eine aktive und führende Rolle spielen. Entsprechend erscheint die im Juli dieses Jahres vereinbarte Zusammenarbeit der beiden Allianzen nur konsequent.
  • Die mitteleuropäisch geprägte und beim deutschen ZVEI organisatorisch verankerte Digital Addressable Lighting Interface (DALI) Activity Group, die den drahtgebundenen DALI-Bus in der Norm IEC 60929 für Anwendungen der professionellen Beleuchtungstechnik für die Gebäudeautomation standardisiert hat, scheint gegenwärtig herstellerspezifisch auf der Suche nach passenden drahtlosen Erweiterungen. Insbesondere aufgrund der spezifischen Verwendung von Gruppenadressen erscheint die Einbindung in drahtlose Protokolle auch nicht ganz unmittelbar möglich.

  1. Hartnäckiger Fortschritt bei ZigBee
  2. Die Applikationsschicht (L3)
  3. ZigBee Smart Energy (ZSE Profile)
  4. Die Konkurrenzsituation

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!